Gerüchte haben bereits kursiert, seit Freitagnachmittag ist es offiziell - Fußball-Bundeslisgist Hannover 96 und Trainer Mirko Slomka gehen getrennte Wege.
Gerüchte haben bereits kursiert, seit Freitagnachmittag ist es offiziell - Fußball-Bundeslisgist Hannover 96 und Trainer Mirko Slomka gehen getrennte Wege.
Hannover - Die vermeintliche Traumehe zwischen Hannover 96 und seinem einstigen Erfolgscoach Mirko Slomka ist endgültig am Ende. Einen Tag nach Weihnachten vollzog der Fußball-Bundesligist die Trennung und überbrachte dem in der niedersächsischen Landeshauptstadt stark verwurzelten Slomka an dessen Urlaubdomizil Abu Dhabi die für ihn bittere Nachricht.
„Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Aber gemeinsam haben wir die Überzeugung, etwas verändern zu wollen“, erklärte 96-Sportdirektor Dirk Dufner am frühen Freitagabend nach mehrstündigen Beratungen der Vereinsgremien. Ein Nachfolger soll spätestens bis zum Trainingsstart am 5. Januar gefunden werden. Unter anderem die Zweitligatrainer Frank Kramer und André Breitenreiter werden als heiße Kandidaten gehandelt.
Das Ende der Arbeitsbeziehung hatte sich angesichts einer völlig verkorksten Hinrunde schon länger angekündigt und war spätestens nach dem 1:2 am vergangenen Samstag beim SC Freiburg wohl unumgänglich. Clubchef Martin Kind hatte anschließend den „Zustand der Mannschaft“ als „Zumutung“ bezeichnend und Dufner öffentlich aufgefordert, ein Anforderungsprofil für einen Nachfolger zu erstellen.
Mit dem teuersten Kader der Clubgeschichte hatte es Slomka nicht geschafft, 96 wieder in den Bereich der Europapokalplätze zu führen. „Platz drei ist mutig und provokativ, aber Rang sechs ist realistisch, und den möchte ich schon gerne erreichen“, hatte Kind noch zu Saisonbeginn gesagt: „Manager und Trainer tragen das mit.“
Die Realität nach 17 Spielen sieht anders aus: Mit nur 18 Punkten haben die Niedersachsen als Tabellen-13. zehn Zähler Rückstand auf Platz sechs, der zur Teilnahme an der Europa League berechtigen würde. Auswärts holte das spielerisch zuletzt erschreckend schwache Team nicht einen einzigen Punkt. Zudem offenbarte 96 erhebliche läuferische Mängel.
Clubchef Kind fällt Trennung von Slomka schwer
Wie schwer Kind die Trennung fiel, verdeutlicht auch der Zeitpunkt der Entscheidung, die sich fast eine Woche und über Weihnachten hinzog. Unternehmer Kind, alles andere als ein Zauderer, hatte dabei wohl zum einen die finanziellen Folgen, aber auch Slomkas Verdienste um den Club im Hinterkopf. Zudem ist der gebürtige Hildesheimer in der Region stark verwurzelt und lebt seit vielen Jahren in Hannover. 2011 hatte er den Club in äußerst schwieriger Lage nach der Tragödie um Robert Enke vor dem Abstieg gerettet und danach zweimal in den Europapokal geführt.
„Diese Erfolge werden immer eng mit seinem Namen verbunden sein“, sagte Kind. Slomka hatte noch einen Vertrag bis 2016. Die fällige Abfindung, die nach Clubanagaben vertraglich geregelt ist, kommt 96 nach Kinds Angaben teuer zu stehen. Laut Medienberichten beträgt sie mehr als eine Million Euro. Erwartet wird außerdem, dass das gesamte Trainerteam ausgetauscht wird.
Ein Nachfolger steht bislang noch nicht fest, soll aber bis zum Trainingsauftakt am 5. Januar gefunden sein. Nach einem Bericht von bild.de ist 96 nach der Absage des früheren Bremer Trainer Thomas Schaaf sehr an Frank Kramer vom Zweitligisten Greuther Fürth interessiert. Hoch im Kurs schien zuletzt auch André Breitenreiter vom SC Paderborn zu stehen. Der 40-Jährige, der 1992 mit Hannover 96 Pokalsieger wurde, mache „einen tollen Job“, lobte Kind. Paderborn hat kaum Verletzte, besticht aber durch enorme Laufleistung - in Hannover war zuletzt jeweils genau das Gegenteil der Fall. Auch Breitenreiter ist in der Region verwurzelt.
Trotz der lange erfolgreichen Arbeit Slomkas gab es in der Beziehung vor allem zu Kind in den vergangenen Monaten auch erste Risse. In Erinnerung blieben unter anderem die quälend langen Prozesse der zweimaligen Vertragsverlängerung des Trainers. Der Vorwurf des unverhältnismäßigen Pokerns wurde laut. Unvergessen ist auch das schwierige Verhältnis zum Dufner-Vorgänger Jörg Schmadtke.
Der frühere Sportchef und Kind-Vertraute floh vor einigen Monaten zermürbt von den Machtkämpfen mit Slomka aus Hannover und leistet inzwischen erfolgreiche Arbeit beim Zweitligisten 1. FC Köln. Ohne Schmadtke wollte es für dessen früheren Intimfeind Slomka zuletzt nicht mehr klappen. Nun muss Slomka selbst gehen.