Intendant Reid Anderson mit der Preis-Urkunde. Foto: Stuttgarter Ballett

Das Stuttgarter Ballett erhält den europäischen Kulturpreis 2013 – und Ministerpräsident Kretschmann freut sich mit.

Das Stuttgarter Ballett erhält den europäischen Kulturpreis 2013 – und Ministerpräsident Kretschmann freut sich mit.

Stuttgart - Kann die Politik von der Kultur lernen? Ja, meint die Europäische Kulturstiftung und zeichnet Persönlichkeiten und Institutionen aus, die den Dialog über alle möglichen Grenzen hinweg fördern. Dass nun auch das Stuttgarter Ballett zu den Preisträgern gehört, ist naheliegend. Denn die 64 Tänzer der Kompanie kommen aus 27 Nationen, wie Ballettintendant Reid Anderson bei der Preisverleihung im Stuttgarter Opernhaus vorrechnete. Und in den mehr als 50 Jahren seines Bestehens hat die Kompanie den Namen Stuttgarts in die ganze Welt getragen.

Es waren nicht die einzigen Zahlen, mit denen Reid Anderson jonglierte. Dass 46 seiner Tänzer heute aus der dem Ballett angeschlossenen John-Cranko-Schule kommen? Dass er seit 17 Jahren, also seit dem Beginn seiner Intendanz, auf einen Neubau wartet, der die beengte Arbeitssituation von Kompanie und Schule beenden soll? Das musste an diesem Festabend auch gesagt sein.

Denn angesagt war zwar eines der Familienfeste, für die das Stuttgarter Ballett bekannt ist: eines, das mit bunten Luftballons, Papierschlangen und Tränen in den Augen endet. Angereist war aber nicht nur Marcia Haydée als Ehrengast, sondern auch die entfernte Verwandtschaft aus der Politik, die beim Thema Neubau bislang nur die Kosten im Auge hatte. Nun naht dank Sponsor ja ein Happy End, und so gibt es am Ende des Stuttgarter Ballett-Jahres vor allem Grund zur Freude. „Wenn Kunst und Politik zusammenkommen, haben wir wirklich etwas erreicht“, strahlte Reid Anderson über die ungewöhnliche Konstellation auf der Bühne.

Hier hatten eben seine Tänzer, allen voran Maria Eichwald und Filip Barankiewcz, viel Jubel abgeholt für eine quicklebendige Vorstellung von John Crankos Ballettkomödie „Der Widerspenstigen Zähmung“. Nun überreichte Sigrun Lang, Präsidentin des europäischen Kulturforums Straßburg/Baden-Baden, die Urkunde des Europäischen Tanz-Kulturpreises an das Stuttgarter Ballett. Eine Auszeichnung, die zum einen die „herausragende tänzerische Leistung“ der Kompanie würdigt, aber auch deren Engagement als kultureller Botschafter. Dann lobte Ministerpräsident Winfried Kretschmann das Stuttgarter Ballettwunder, das sich ständig an neue Herausforderungen wage.

Reid Anderson machte klar, dass am Erfolg des Stuttgarter Balletts viele Menschen im Verborgenen wirkten und wirken. „Wir fühlen uns geehrt und geschätzt, und dieser Wow-Effekt wird lange bleiben.“ Am Ende ging sein Gruß an den 1973 verstorbenen Gründer des Balletts: „Danke, John! Das ist für dich.“