Die Planungen zur Talstadtumfahrung gehen mit Hochdruck weiter. Foto: Wegner

Erstes Etappenziel erreicht. "Große Entlastung der Stadt Schramberg vom Durchgangsverkehr."

Die Talstadtumfahrung Schramberg lebt: Nach ersten ermutigenden Worten von Volker Kauder vergangene Woche meldet jetzt das Land eine Einigung mit dem Bund "auch in schwierigen Fragen". Selbst das Nutzen-/Kosten-Verhältnis sei positiv.

Schramberg - Das Bundesverkehrsministerium (BMVI) hat laut einer Mitteilung des Ministeriums für Verkehr des Landes Baden-Württemberg dem Einstieg in weitere Planungsschritte durch die Straßenbauverwaltung des Landes zugestimmt.

"Für gesamte Region von Bedeutung"

Die Ergebnisse der vom Regierungspräsidium (RP) Freiburg erarbeiteten Grundlagenermittlung würden vom Bundesministerium für Verkehr und Infrastruktur positiv bewertet.

Steffen Bilger, Parlamentarischer Staatssekretär dazu: "Die Ortsumgehung Schramberg ist für die Stadt und für die gesamte Region von hoher Bedeutung. Davon konnte ich mich auch bei meinem Besuch am 12. Oktober in Schramberg überzeugen. Ich freue mich, dass die Planungen mit Hochdruck fortgeführt werden. Ziel und Herausforderung ist nun, eine Lösung zu entwickeln, die den Anforderungen an Umweltverträglichkeit, Sicherheit, Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit gleichermaßen gerecht wird."

Der Verkehrsminister des Landes, Winfried Hermann, freut sich über die positive Nachricht: "Die Planungsarbeit kann jetzt mit Zustimmung des Bundes weiter betrieben werden. Die Ortsumfahrung der B 462 wird für die Stadt Schramberg eine große Entlastung vom Durchgangsverkehr bringen und die Talstadt für die Bewohner wieder in der Ortsmitte erlebbarer machen."

Weit vorne platziert

Die Ortsumfahrung Schramberg wurde in der Umsetzungskonzeption des Landes Baden-Württemberg zur Priorisierung der umzusetzenden Maßnahmen des Bundesverkehrswegeplans weit vorne platziert, heißt es in der Mitteilung weiter. Dies ermöglichte 2019 den Wiedereinstieg in die Planung, die jetzt vorliegende Zustimmung des Bundes ist das erste Etappenziel.

Der Bau einer Ortsumfahrung für die Talstadt Schramberg im bewegten topogra-fisch schwierigen Gelände des Schwarzwaldes ist aufwendig. Die Realisierung dieser Ortsumfahrung ist nur mit Tunnelbauwerken möglich. Die Aufwendungen zur Herstellung und Ausstattung dieser Bauwerke für einen sicheren Straßenbetrieb verteuern die Maßnahme erheblich. Ziel der vorgeschalteten Grundlagenermittlung war es, neben der Machbarkeit die Kosten für die bautechnisch und sicherheitstechnisch erforderlichen Maßnahmen zu bewerten.

Folgende für die Ortsumfahrung Schramberg spezifische Themen seien laut Land besonders mit dem BMVI zu diskutieren gewesen: Die mit bis zu sechs Prozent Längsneigung der Strecke in den Tunnelbauwerken, die eine Richtlinienabweichung bedeuten, die wasserführende Klüftung des Gebirges und die Trassierung mit engen Radien in der Tallage, die ebenfalls nicht den Richtlinien entsprechen.

Über die Abweichungen der Richtlinien, die zu treffenden kompensatorischen Maßnahmen sowie die dadurch erhöhten Kosten für das Gesamtprojekt konnte mit dem BMVI eine Einigung erzielt werden.

Die Basis für die durchgeführte Bewertung ist die sogenannte "Hess-2-Variante" mit einer Streckenlänge von circa 3,5 Kilometern, einem zweistreifigen Straßenquerschnitt und zwei großen Tunnelbauwerken. Die Kosten für diese Variante wurden auf Basis der bisherigen Erkenntnisse mit rund 160 Millionen Euro berechnet.

Unter Einbeziehung aller vorhandenen Aspekte konnte im Ergebnis ein positives Nut-zen-Kosten-Verhältnis errechnet werden, was die Bauwürdigkeit der Talstadtumfah-rung bestätigt.

Transparentes Vorgehen

Die Freiburger Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer freute sich: "Bund und Land ziehen hier trotz der hohen Kosten an einem Strang mit der Region. Das Regierungspräsidium Freiburg kann die Planung auf dieser Grundlage nun fortführen. Gelingen kann dies nur mit einem transparenten Vorgehen und guter Kommunikation mit der Stadt Schramberg und der Gemeinde Aichhalden. Mit der vorhandenen Zustimmung des Bundes kann als nächster Planungsschritt mit der Vorplanung, die eine Planungsraumanalyse und das Scopingverfahren beinhaltet und mit der Wahl der Vorzugsvariante abschließt, begonnen werden."

Auch der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion und Wahlkreisabgeordnete, Stefan Teufel, zeigte sich erfreut über die Nachricht aus dem Bundesverkehrsministerium: "Das sind, nach jahrelangem Bemühen, sehr gute Neuigkeiten für die Stadt Schramberg und die gesamte Region. Wir setzen uns gemeinsam schon seit Jahren für die Ortsumfahrung ein und können nun einen weiteren Schritt gehen", so Teufel. Er sieht als übergeordnetes, nächstes Ziel die Entwicklung einer mit allen Aspekten tragfähigen Lösung und nimmt gleichzeitig Landesverkehrsministerium und Regierungspräsidium in die Pflicht: "Der Bund hat dem Land nun den Ball zugespielt. Deshalb ist es nun wichtig, dass Regierungspräsidium und die beteiligten Gemeinden in engem Schulterschluss die gute Arbeit fortsetzen und Ergebnisse liefern".

Vorstellung im Gemeinderat

Schrambergs Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr ("Schon mal eine tolle Nachricht") sieht mit dem jetzigen Stand die "grundsätzliche Bauwürdigkeit bestätigt". Jetzt komme die Vorplanung, bei der Leistungen vergeben würden. Was genau passiere, werde das Regierungspräsidium der Stadt zunächst schriftlich mitteilen. Im ersten Quartal 2021 werde dann das Regierungspräsidium mündlich berichten. Auch mit Aichhalden als betroffener Gemeinde sei das RP im Gespräch.