Im hinteren Teil des Werksgeländes will Teinacher ein neues Hochregallager bauen. Foto: Thomas Fritsch

Teinacher will ein neues Hochregallager bauen. Das soll sich aber in die Natur einfügen. Mit einem besonderen Kniff könnte daraus sogar eine Attraktion für die Stadt werden.

91,5, 21, 42 – das sind die Meterangaben für ein neues Hochregallager, das die Mineralbrunnen Teinach GmbH auf ihrem Werksgelände bauen will. Ganz genau soll das Gebäude 91,5 Meter lang, 21 Meter breit und 42 Meter hoch werden.

 

Der Bad Teinacher Bürgermeister Markus Wendel stellte das Projekt gemeinsam mit Teinacher-Geschäftsführer Andreas Gaupp in der jüngsten Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend vor. Bei einem Scoping-Termin seien bereits alle Träger öffentlicher Belange informiert worden. Dort habe eine positive Grundstimmung geherrscht und es sei „mehr ums Ermöglichen“ gegangen, sagte Wendel. Es sei wichtig, dass sich das Unternehmen weiterentwickeln könne, aber man müsse auch aufs Ortsbild achten und das Gebäude so gut wie möglich in die Natur integrieren. Dazu gebe es vom Planer zwei Vorschläge „und ich habe einen klaren Favoriten“, so der Bürgermeister weiter.

Auf Neubulacher Gemarkung

Zu beachten sei, dass das Gebäude zwar nur in Bad Teinach wahrnehmbar sei, allerdings zu mehr als 90 Prozent auf Neubulacher Gemarkung liege. Ein Bebauungsplan sei „zwingend erforderlich“, der werde „aber von Neubulach gemanagt“. Mit der dortigen Verwaltung sei aber vereinbart, dass „wir ein Signal, ein Meinungsbild senden“ und das werde Berücksichtigung finden, so Wendel.

Anhand mehrerer Bilder erklärte er die Lage des geplanten Bauwerks und wie es sich in das Gelände einfügt. In ganz Bad Teinach gebe es „nur eine Stelle, wo sie das Gebäude in ganzer Größe sehen“, und zwar, wenn man „direkt dran vorbeifährt“. Der Bauplatz im hinteren Teil des Geländes sei „wunderbar abgeschirmt, für das Projekt optimal“. In Richtung Stadtmitte stehe eine „grüne Wand“ aus Bäumen davor, zudem werde das Grundstück durch die Topographie gut abgedeckt.

In Natur integrieren

Dennoch sei es wichtig, die Fassade gut in die Natur zu integrieren. „Der Planer hat versprochen, dass er es kann“, sagte Wendel und stellte dann zwei besondere Varianten vor, mit denen dieses Ziel erreicht werden kann. Variante eins ist eine Kombination aus Metallplatten, die einen „Strichcode“ ergeben und einer verspiegelten Fassade. Ziel sei es, dass sich die Natur und ihre Veränderung über den Tag und das Jahr in der Fassade spiegele. Bei der zweiten Variante sollen die Metallpaneele im „Tarnlook“ lackiert werden und das Gebäude so mit dem Hintergrund verschmelzen.

„Ich hab ein bissl Angst vor der Verspiegelung“, so Wendel. Denn dies könne eine gewisse Blendwirkung haben. Deshalb sei der „Tarnlook mein Favorit“. Man dürfe das Gebäude sehen, es müsse aber „städtebaulich verträglich“ sein.

Menge verdoppelt

Seit 14 Jahren ist Andreas Gaupp Geschäftsführer bei Teinacher. In der Sitzung sagte er, dass sich die Verkaufsmenge in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt habe. Teinacher sei bei den führenden Marken im Glas-Limonaden-Bereich bundesweit. Und dies wolle man noch ausweiten. Zumal dieser Erfolg nicht selbstverständlich sei, da die Branche ansonsten eher rückläufig sei.

Wegen des Erfolges habe man einen Teil der Produktion ins Allgäu ausgelagert, zudem würden rund etwa vier bis fünf Millionen Flaschen in Bad Teinach vorproduziert und in Lager außerhalb abgefahren und dort gelagert.

Auch neue Abfüllanlage geplant

Zwei Projekte plane der Mineralbrunnen. Das eine ist der Bau einer weiteren Glasmehrweganlage, „fast noch wichtiger“ sei aber die Lagerfläche. Man miete derzeit Lagerhallen an, das sei aber ökologisch nicht die ganz große Lösung. Jährlich koste das 1,5 Millionen Euro an Frachten, „die wir irgendwo hinbringen“. Das sei „wirtschaftlich nicht attraktiv“. Mit dem neuen, vollautomatischen Hochregallager sollen Saisonspitzen abgedeckt und überhaupt die Mengen bewältigt werden.

Jochen Krauss sagte, dass er das Vorhaben aus ökonomischer Sicht nachvollziehen könne. Er wollte aber wissen, ob durch das neue Lager der Lastwagen-Verkehr steigen werde. Gaupp sagte, dass bislang an Spitzentagen bis zu 130 Lastwagen beladen würden und es etwa eine Stunde dauere, einen davon zu beladen. Mit dem neuen Lager werde diese Zeit halbiert. Außerdem entfalle dank des neuen Hochregallagers die Umlagerung der vier bis fünf Millionen Flaschen, die vorproduziert und außerhalb gelagert würden. Diese Umlagerung entfalle dann künftig. Des Weiteren bestehe ja bereits jetzt ein Durchfahrtsverbot.

Plädoyer für Wirtschaftsstandort

Die weiteren Stimmen aus dem Gemeinderat begrüßten das Vorhaben einhellig und konnten sich durchaus mit der verspiegelten Variante anfreunden. Vor allem, als Gaupp erwähnte, dass es bei der Jever-Brauerei – wo er früher beschäftigt war – verspiegelte Gärtürme gebe, die ein beliebtes Fotomotiv seien.

Vor der Abstimmung hielt Wendel noch ein flammendes Plädoyer für den Wirtschaftsstandort Deutschland. „Es wird höchste Zeit, dass wir als Volk wieder unsere heimische Wirtschaft unterstützen.“ Dies sei eine Partnerschaft, von der beide Seiten etwas haben. „Wir müssen höllisch aufpassen, dass wir nicht zu einem Land werden, in dem alle ihre Ruhe haben wollen“, so der Bürgermeister weiter. Noch immer sei man eine der fünf größten Wirtschaftsnationen, deshalb müsse man schauen, dass Wachstum möglich ist.

Das von Wendel angesprochene „Meinungsbild“ in Richtung Neubulach fiel wenig überraschend einstimmig aus. Diesen „saftigen Beschluss“ wolle er gerne nach Neubulach weiterreichen, so der Bürgermeister abschließend.