Halten in schwierigen Zeiten zusammen und haben Ersatzlösungen für die Zeit der Minara-Schließung gefunden (von links): Volker Weiß, Jonathan Berggötz, Wolfgang Nichtern, Markus Spettel, Jörg Wittmann und Stefan Becker. Foto: Zieglwalner

Die Energiekrise führt jetzt auch in Bad Dürrheim zu einem harten Einschnitt: Das Hallen- und Freizeitbad Minara bleibt ab Anfang November bis Ende Februar geschlossen. Doch im Schulterschluss mit den Kliniken und dem Solemar ist es gelungen, Ersatzlösungen für Schulen und Vereine zu finden.

Bad Dürrheim - Dieser Schritt sei der Kur und Bäder (Kubä) GmbH Bad Dürrheim nicht leicht gefallen, gibt Geschäftsführer Markus Spettel zu. Doch nach der bereits erfolgten Absenkung von Raum- und Wassertemperaturen im Solemar und im Minara Ende Juni heiße es jetzt, den Energieverbrauch weiter zurückzuschrauben. Und da könne die Schließung des Hallenbads angesichts des hohen Gas- und Strombedarfs einen erheblichen Beitrag leisten.

Bevor die Kubä diese Entscheidung zusammen mit der Stadt sowie Vertretern der Kliniken und Vereine nun publik machte, sind im Hintergrund zahlreiche Gespräche gelaufen. Denn dass das Minara nach der langen Durststrecke wegen der Sanierung und durch die Pandemie erneut seine Pforten schließt, seien weder beim Schwimm- und Ski-Club (SSC) Bad Dürrheim und bei der Ortsgruppe der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft noch bei den Schulen auf Begeisterung gestoßen, erinnerte sich Spettel an erste Reaktionen.

Alternativen für Kurse und Unterricht gefunden

Ziel sei es gewesen, Alternativen gerade für die Kurse und den Unterricht zu finden, damit nicht wieder die Kinder die Leidtragenden sind und Schwimmen lernen können. Bei einem Treffen mit den Bad Dürrheimer Kliniken hätten diese zugesagt, die für die Behandlung genutzten Hallenbäder zu öffnen. Die Klinik Hüttenbühl, der Hänslehof und die Luisenklinik hätten ihre Pläne überarbeitet und Schwimmzeiten sowohl tagsüber als auch abends angeboten. Und Stefan Becker, der das Team der Therme leitet, habe die Belegungspläne fürs Solemar überarbeitet und Stunden im Therapiebecken tagsüber, abends und am Wochenende freigeschaufelt.

Für sie sei es klar gewesen, in dieser Situation einzuspringen und etwas für Bad Dürrheim zu tun, schilderte Jörg Wittmann, kaufmännischer Direktor der Klinik Hüttenbühl, die Einigkeit unter den Kollegen. Sie könnten zwar nicht alles abdecken, da das Schwimmen für die Patienten besonders im Winter eine wichtige Rolle spiele. Aber gemeinsam seien kreative Lösungen für den Unterricht zustande gekommen.

Bürgermeister froh über Miteinander

Dieses Miteinander sei es, das Bad Dürrheim auszeichne, stellte Bürgermeister Jonathan Berggötz fest. Der Zusammenhalt habe von Beginn an die Diskussionen über die Schließung mit allen Beteiligten geprägt. Er stehe voll hinter diesem Vorstoß der Kubä, unterstrich er. In diesen Zeiten, in denen alle zum Energiesparen aufgefordert seien, müsse die öffentliche Hand mit gutem Beispiel vorangehen. Sein Kompliment gelte dem Team der Kubä, das diese Lösung auf den Weg gebracht habe. Froh ist er, durch die Unterstützung des Solemars und der Kliniken für die meisten Fälle einen Termin gefunden zu haben. Positive Rückmeldungen seitens der Schulen seien bereits bei der Stadt eingetroffen.

Und auch die DLRG wie der SSC zeigten sich froh über die Solidarität. Das regelmäßige Training sei für die jugendlichen Schwimmer wichtig, erläuterte der Vorsitzende Volker Weiß. Seien durch Corona doch schon einige Jahrgänge weggebrochen, die jetzt bei den Wettkämpfen fehlen. Zudem bestehe ein hoher Bedarf an Schwimmkursen, wie die Warteliste mit 70 Kindern zeige. Jetzt sei es möglich, 24 Jungen und Mädchen über den Winter zu unterrichten. Wolfgang Nichtern von der DLRG äußerte sich ebenso erleichtert, im Solemar immerhin Kindern das Schwimmen beibringen zu können.

Nach bisherigem Stand bleibt Solemar geöffnet

"Das ist vorbildlich, das haben viele Städte so nicht organisiert", fasste der SPD-Fraktionsvorsitzende Can Zileli die Stimmung im Gemeinderat zusammen und lobte die gemeinsame Initiative.

Bis nach den Fastnachtsferien sollen die Pforten des Minaras zu bleiben. "Wir hoffen, dass wir dann wieder voll aufmachen können", steckte Berggötz den Zeitrahmen ab. Vier Monate, in denen die Kubä hoffentlich das Solemar offen lassen könne, sagte Spettel. Das Gesundheits- und Wellnesszentrum habe einerseits einen medizinischen Auftrag, sei andererseits das "touristische Herzstück" der Stadt, das Gäste anlocke und ein bedeutender Wirtschaftsfaktor sei. Es gebe durchaus Überlegungen, wie sich weiter Energie einsparen lasse, zumal seit 1. Oktober durch neue Verträge erheblich höhere Kosten anfallen. Doch die Zahl der Nutzer des Solemars sei auch um ein Zehnfaches höher als beim Minara, verdeutlichte Spettel. Und über den Winter seien es überwiegend Vereine und Schulen, die das Hallenbad nutzen und jetzt Ausweichmöglichkeiten haben, weniger die Freizeitschwimmer.