In vier Häusern entstehen eine Tagespflege, eine Sozialstation, 60 stationäre Pflegeplätze, 28 betreute Wohnungen und fünf Mitarbeiter-WGs. Foto: KIAG Stuttgart

Vier Häuser für pflegebedürftige Menschen entstehen an der Stuttgarter Straße in Sulz. Die frühere Inhaberin der Möbelwerke Wössner, Angelika Wössner, hatte testamentarisch verfügt, dass mit Teilen ihres Vermächtnisses eine solche Einrichtung in Sulz geschaffen werden soll.

Sulz - Bereits 2018 haben die Verantwortlichen der Angelika-Wössner-Stiftung mit der KIAG Kontakt aufgenommen. Die KIAG ist ein Projektentwickler mit dem Fokus Sozialimmobilien und realisiert stationäre Pflegeeinrichtungen und Wohnanlagen für betreutes Wohnen. Nach zahlreichen Gesprächen haben die Wössner-Stiftung und die KIAG das Projekt "Angelika-Wössner-Stift" aufgesetzt.

Im Zuge der Planungen kam es auch zu Gesprächen mit dem in Sulz bereits ansässigen Katharinenstift. Das Haus Katharinenstift ist einerseits in der Kommune verwurzelt, andererseits entspricht das Haus nicht mehr den heutigen Anforderungsprofilen für eine moderne Pflegeeinrichtung. Also lag es nahe, das Katharinenstift in die Zukunftsüberlegungen der neuen Einrichtung zu integrieren.

Katharinenstift integriert

Als künftiger Betriebsträger für das Angelika-Wössner-Stift wurde die NovaCare gefunden. Diese wiederum hat für die Einrichtung in Sulz zwischenzeitlich eine eigenständige Betriebsgesellschaft gegründet, die nach Fertigstellung der Baumaßnahmen einerseits den Gesamtbetrieb in der neuen Einrichtung an der Stuttgarter Straße übernehmen und andererseits die Mitarbeiter und Pflegebedürftigen aus dem Katharinenstift übernehmen wird.

Die Grundlagen für die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Projektes basieren laut Pressemitteilung der KIAG unter anderem auf der allgemeinen Pflegestatistik, den Berechnungen des Statistischen Landesamtes und auf einer speziell für die Pflegesituation in Sulz in Auftrag gegebenen Sozialmarktanalyse.

Ausgehend von einer Status-Quo-Rechnung bei der allgemein angenommen Pflegewahrscheinlichkeit wird ein Anstieg der Pflegebedürftigen von rund 19,5 Prozent erwartet, so die KIAG. Die Analysten nehmen an, dass in den kommenden Jahren in der stationären Pflege mit einer Zunahme von 27,5 Prozent gerechnet werden muss.

Schon jetzt Unterversorgung

Also müssten in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2030 insgesamt rund 120 000 vollstationäre Pflegeplätze angeboten werden. Die aktuellste Pflegestatistik aus 2019 weist jedoch nur 94 000 Plätze aus. Folglich besteht schon jetzt eine Unterversorgung von rund 26 000 Plätzen.

Diese Situation findet sich auch im Landkreis Rottweil. Die Sozialmarktanalyse zeigt für den Standort Sulz und Umkreis ein aktuelles Pflegeplatzangebot von 190 Plätzen aus, bis zum Jahr 2035 werden mindestens 270 Plätze benötig. Vergleichbar ist die Situation beim Betreuten Wohnen. Auch hier besteht bereits heute ein Fehlbedarf, der sich durch die demographische Entwicklung noch verstärken wird, so die KIAG.

Unter diesen Annahmen wurde das Angelika-Wössner-Stift zu einer Versorgungseinrichtung mit stationären und ambulanten Hilfs- und Betreuungsangeboten geplant. Bauherr ist die Seniorenresidenzen Württemberg GmbH & Co. Bau-KG Sulz, eine Tochtergesellschaft aus dem Verbund der KIAG in Stuttgart. Die Architektur liegt in der Verantwortung der GSP Gesellschaft für soziales Planen der Architekten Henning Volpp und Karl Amann.

Holz-Hybrid Bau geplant

Unter den Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit haben sich Bauherr und Architekt für einen Holz-Hybrid-Bau entschieden. Als Finanzierungspartner wird das Projekt von einem Bankenkonsortium, bestehend aus der BfS Bank für Sozialwirtschaft in Köln und der Stuttgarter Volksbank eG begleitet.

Neben im Wesentlichen nachwachsenden und wiederverwendbaren Baumaterialien werden auch eine Heizungsanlage mit einem Holzpelletkessel als Primärenergieproduzent und ein Gasbrennwertkessel für die Spitzenlastunterstützung eingebaut, ein Solardach generiert Strom zum Eigenverbrauch für das Haus und die elektrisch betriebenen Fahrzeuge des mobilen ambulanten Dienstes.

Die im nördlichen Hangbereich des Grundstücks befindliche Bernhardsquelle wird gefasst und damit das für die Außenanlagen erforderliche Unterhaltungswasser generiert. Der gesamte Planungs- und Erkundungsprozess wurde von der Stadtverwaltung Sulz und vom Landratsamt Rottweil begleitet.

Vier Häuser entstehen

Insgesamt entstehen vier Häuser. In Haus drei, dem Hauptgebäude, sollen neben einer Tagespflege und einer Sozialstation 60 stationäre Pflegeplätze und zwölf betreute Wohnungen entstehen. In Haus zwei und vier entstehen ebenfalls jeweils 16 Wohneinheiten für betreutes Wohnen, und Haus eins soll 20 Mitarbeiter in fünf Mitarbeiter-WG beherbergen.

Die umfassenden stationären und ambulanten Dienstleistungen werden vollständig von der NovaCare erbracht. Im gesamten Angelika-Wössner-Stift werden rund 9000 Quadratmeter Wohn- und Nutzflächen in rund 30 000 Kubikmetern umbautem Raum entstehen. Das Gesamtinvestitionsvolumen beträgt rund 26 Millionen Euro, und nach Fertigstellung werden in dem Gesamtareal rund 125 Menschen eine neue Heimat und rund 75 Personen einen neuen Arbeitsplatz gefunden haben.