Wie viele Menschen leben in St. Georgen? Der Zensus 2022 hat 12 265 ergeben; die Stadtverwaltung geht von deutlich mehr aus. Foto: Helen Moser

Fast 800 Einwohner fehlen St. Georgen laut Zensus 2022 – sehr zum Leidwesen der Stadtverwaltung, die sich gegen das Ergebnis wehren möchte. Denn dieses könnte ein fast 1,5 Millionen Euro großes Loch in künftige Haushalte der Kommune reißen.

12 265 Einwohner hatte die Bergstadt im Jahr 2022 – das zumindest ergab der Zensus. Und die Erhebung sagt damit auch: St. Georgen hat 782 Einwohner weniger als bislang aufgrund der Bevölkerungsfortschreibung anzunehmen war. Eigentlich war man nämlich von 13 047 Einwohnern ausgegangen.

 

„Ein schlimmes Ergebnis“, fasst Bürgermeister Michael Rieger zusammen. Und eine Überraschung der negativen Art. Denn die Erhebung stehe in krassem Widerspruch zur Realität in St. Georgen, ist Rieger sich sicher. Und er nennt auch konkrete Zahlen: Im Jahr 2024 seien bis Anfang Dezember 638 Personen nach St. Georgen zugezogen und lebten noch immer dort. Von 13 224 Einwohnern zum Ende des Monats November spricht der Bürgermeister auf Grundlage der Zahlen des Einwohnermeldeamts.

„Außerdem sagt uns das statistische Landesamt, dass unsere Kinderzahlen stetig steigen“, führt Rieger aus. Dennoch soll die Einwohnerzahl in St. Georgen nun deutlich niedriger sein als bislang angenommen. „Wie soll das zusammenpassen?“, fragt der Bürgermeister.

Widerspruch gegen Zahlen

Und nun? Wie Rieger sagt, hat die Stadt Widerspruch gegen das Ergebnis des Zensus eingelegt und sich zu diesem Zweck einer Sammelklage mehrerer Kommunen gegen das Ergebnis angeschlossen. „Ob das von Erfolg gekrönt sein wird, weiß ich auch noch nicht“, sagt Rieger. Doch einen Versuch ist es allemal wert, findet man im Rathaus.

Rieger übt auch allgemeine Kritik an der Methodik des Zensus: „Wenn man nur ein paar wenige Prozent erhebt und das hochrechnet, dann ist da Raum für Spekulation“, findet der Bürgermeister. Er stehe solchen Statistiken daher sehr misstrauisch gegenüber, meint Rieger.

Riesige Lücke im Haushalt

Sollte sich am Zensus-Ergebnis für die Bergstadt nichts ändern, ist die Perspektive des Bürgermeisters düster: „Für uns ist das ein kleines Drama, weil uns das auf jeden Fall einen siebenstelligen Betrag kostet.“ Denn Einwohner sind mit die wichtigste Einnahmequelle für Kommunen: Für jede Person, die in der Bergstadt lebt, erhält St. Georgen einen bestimmten Betrag aus dem kommunalen Finanzausgleich. Sinkt die Zahl der Einwohner – wenn auch nur auf dem Papier –, so schrumpfen auch die Zuweisungen, die in der Stadtkasse landen.

Konkret heißt das: 2025, wenn das Ergebnis des Zensus zunächst zu 50 Prozent berücksichtigt wird, fehlen etwa 700 000 Euro an Einnahmen im Haushalt. Ab 2026 sind es rund 1,5 Millionen – und das auf Dauer. Zumindest sind das die finanziellen Folgen, mit denen die Stadtverwaltung rechnet, falls das Ergebnis des Zensus bestehen bleibt und sich der Verteilerschlüssel nicht dahingehend ändert, dass die Stadt mehr Geld pro Einwohner erhält.

Finanzieller Spielraum schrumpft

Bange könnte es einem angesichts des Zensus mit Blick auf die kommenden Jahre werden: Was kann sich St. Georgen mit Mindereinnahmen von 1,5 Millionen Euro jährlich noch leisten? „Wie viel Geld haben wir dann noch für Investitionen?“, fragt auch Bürgermeister Rieger. Der finanzielle Spielraum werde jedenfalls geringer, sofern am Zensus-Ergebnis nicht mehr gerüttelt werde.

Die Mini-Serie

Bilanz
Das alte Jahr endet, das neue beginnt – Zeit für eine Bestandsaufnahme in St. Georgen. Im Gespräch mit unserer Redaktion bezieht Bürgermeister Michael Rieger Stellung zu Themen, welche die Bergstadt aktuell beschäftigen.