Von drastisch steigenden Wasserpreisen wären Millionen Menschen betroffen. Foto: dpa

Die Folgen der Energiewende haben auch die Wasserversorgung im Land erreicht. Weil Wasserbetriebe2013 nicht mehr von Strompreis-Rabatten profitieren sollen, steigen wahrscheinlich die Tarife für Millionen Menschen drastisch an.

Stuttgart - Dass die Energiewende ein Projekt ist, das viel Geld kostet bekommen die Bürger in Zukunft wahrscheinlich nicht nur über den Strompreis zu spüren. Auch das wohl wichtigste Lebensmittel – Trinkwasser – könnte in Folge des Umstiegs zu Erneuerbaren Energien in Zukunft deutlich teurer werden. Nach Informationen unserer Zeitung plant einer der größten Wasserversorger Süddeutschlands, der in Stuttgart ansässige Zweckverband Landeswasserversorgung (LW), die Tarife für seine 106 Verbandskommunen drastisch anzuheben. Man gehe davon aus, dass die Preise je Tausend Liter Trinkwasser von derzeit 42,9 Cent auf 46,5 Cent angehoben werden müssen, sagte Bernhard Röhrle, Sprecher des LW unserer Zeitung.

Damit wird Wasser voraussichtlich in mehr als 250 Städten und Gemeinden, vor allem im östlichen Württemberg und im mittleren Neckarraum ab 2013 teurer. Die LW beliefert diese Kommunen, darunter auch die Städte Stuttgart oder Esslingen, als Wassergroß- beziehungsweise Zwischenhändler über ihr Leitungsnetz. Diese geben es über die entsprechenden kommunalen Versorger an ihre Einwohner weiter. Insgesamt hängen etwa drei Millionen Menschen im Land am Tropf der LW beziehungsweise der nachgelagerten Wasserbetriebe.

Eine Verbandsversammlung des Stuttgarter Zweckverbands am kommenden Dienstag soll die rund 8,4-prozentige Preiserhöhung absegnen. Den Beschluss zur Preisanpassung müsse die Verbandsversammlung fassen, sagte Röhrle. Die Wahrscheinlichkeit, dass er falle, sei hoch.

Erhebliche Mehrbelastungen im kommenden Jahr

Damit deutet alles auch für die Endkunden auf erhebliche Mehrbelastungen im kommenden Jahr hin. Um ihre Gewinnspannen in Zeiten ausgedörrter kommunaler Haushalte aufrechtzuerhalten, geben Kleinversorger wie etwa Stadtwerke Tarifsteigerungen ihrer Vorlieferanten im Normalfall an ihre Kunden weiter. „Die Wahrscheinlichkeit, dass die Städte die gestiegenen Beschaffungspreise an ihre Kunden weitergeben ist durchaus gegeben“, sagte Röhrle.

Grund für den geplanten Schritt der Landeswasserversorgung ist die derzeit heftig diskutierte EEG-Umlage zur Förderung Erneuerbarer Energien, die ein Bestandteil des Strompreises in Deutschland ist. Bisher hatten Unternehmen, des verarbeitenden Gewerbes, die viel Energie verbrauchten, die Möglichkeit sich von der Umlage, die aktuell knapp 3,6 Cent je Kilowattstunde beträgt, befreien zu lassen. Dazu zählten bis einschließlich 2012 auch Wasserversorger. Sie brauchen Unmengen Strom, etwa für Pumpen. 2013 soll das Stromprivileg wegen steigenden politischen Drucks aufgrund der ausufernden Befreiungstatbestände auslaufen. „2013 ist eine Befreiung von der EEG-Umlage anders als in diesem Jahr für uns ausgeschlossen“, sagte Röhrle. „2013 müssen wir zahlen. Das ist die Grundlage für die Steigerung des Wasserpreises.“

Bisher war die LW von dem Ökostrom-Obolus, den Endkunden in voller Höhe entrichten müssen, fast vollständig befreit. Statt drei Millionen Euro wie 2013 zahlt die LW aufgrund der Befreiung in diesem Jahr nur 0,3 Millionen Euro für die Umlage. Die Differenz von 2,7 Millionen Euro wird nun mit anderen Posten, etwa im Personalbereich, auf die Wasserpreise umgelegt.

Generell liegen die Wasserpreise in Baden-Württemberg deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Allerdings sind Vergleiche schwierig, da die Hauptkosten durch die Infrastruktur entstehen, die je nach Versorgungsgebiet sehr unterschiedlich ist.

Dennoch sorgen die Tarife immer wieder für Diskussionen. Erst im August hatte die Landeskartellbehörde nach einem Preissprung von 9,3 Prozent ein Preisprüfungsverfahren gegen die EnBW eingeleitet. Durchschnittlich zahlt man im Land derzeit 1,96 Euro je Tausend Liter Trinkwasser.