Verónica Munín-Glück (links) und Gitta Bertram hatten vor rund einem Jahr die Initiative zur Nutzung der „Halle 16“ ergriffen. Foto: Bertram

Malerei, Tanz, Musik, dies und das, volles Programm: Die einstige Kupferschmiede der Firma Gerster am Neckar in Sulz hat sich innerhalb weniger Monate zum Kulturzentrum und zum Publikumsmagneten gemausert. Doch der Mietvertrag über die Halle 16 läuft nur bis Ende Dezember. Und dann?

Am Sonntag „Tanz & Kunst“ beim Neckar-Erlebnis-Tag, am Dienstag „Urban Sketching – Zeichnen für Alle“, am Mittwoch Schach-Abend, am Donnerstag „Singen just for fun mit Christine Schneider“, am Freitag „Street Art – Stencil Workshop“ ...

 

So geht es immer weiter. In der Halle 16, der ehemaligen Kupferschmiede der Firma Gerster am Neckar unter der Adresse Zeppelinstraße 16, ist ständig was geboten. Kunst, Musik, Tanz, Workshops, Info-Abende – wenige Monate, seit das Gebäude bescheiden als „Projektraum für Kunst“ eingeweiht wurde, ist es aus dem Sulzer Kulturleben offensichtlich gar nicht mehr wegzudenken.

Teilhabe ist das Geheimnis des Erfolgs

Die Architektin und Künstlerin Verónica Munín-Glück kommt heute aus dem Staunen gar nicht heraus. „Vor einem Jahr hätte ich mich nicht getraut, von so einem Erfolg zu träumen“, sagt sie. Munín-Glück hat gemeinsam mit Gitta Bertram das Projekt „Halle 16“ initiiert, aber das gehört für sie heute in den Hintergrund. „Was daraus entstanden ist“, sagt sie, „hat doch nichts mehr mit zwei Personen zu tun.“

Die heutige Halle 16 wurde in den 1930er Jahren erbaut und diente früher als Kupferschmiede. Foto: Roth

Die Begegnung von Menschen untereinander und mit der Kultur sei offenbar ein großes Bedürfnis in Sulz gewesen, stellt sie fest. Veranstaltungen zum Mitmachen, die Teilhabe, das sei unter anderem das Geheimnis des Erfolges. Die Halle ist offen für jeden, und „wir meinen das so, wie wir es sagen“, betont Munín-Glück.

Die Fortsetzung der Erfolgsgeschichte Halle 16 allerdings ist auch ziemlich offen. Denn der „Projektraum für Kunst“ war von Anfang an nur als Zwischennutzung vorgesehen. Der Mietvertrag, den die Stadt vor rund einem Jahr mit der Stiftung Kulturlabor geschlossen hat, läuft bis Ende Dezember. An der Stelle der Halle 16 will die Stadt mittelfristig ein Ärztehaus errichten.

Bedarf nach Ärzten schon abzusehen

Das habe hohe Priorität, hatte der frühere Bürgermeister Gerd Hieber schon vor einem Jahr im Gemeinderat betont. Und bei einem öffentlichen Rundgang mit Bürgermeister Jens Keucher im Juli dieses Jahres hatte Hauptamtsleiter Hartmut Walter aus den Berichten der Kassenärztlichen Vereinigung zitiert, nach denen die meisten Hausärzte zwischen 55 und 60 Jahre alt sind. Der Bedarf sei also abzusehen, sagte Walter. Ein bestehendes Ärztehaus wäre ein Anreiz und würde den Weg in die Selbstständigkeit erleichtern.

Bürgermeister Keucher hatte bei dieser Gelegenheit die gute Erreichbarkeit eines Ärztehauses auf dem Areal hervorgehoben. Gleichzeitig stellte er den Nutzern der Halle 16 in Aussicht, dass sie die Halle weiter nutzen dürften, bis mit dem Bau eines Ärztehauses begonnen werde.

Gespräche müssen bald geführt werden

Wann mit diesem Bau begonnen werden könnte, ist zurzeit völlig offen. Auf die Frage, wann es denn so weit sei, antwortet der Leiter des Sulzer Stadtbauamtes Reiner Wössner mit dem Wort „schnellstmöglich“. Wössner sagt aber auch, dass zurzeit nicht einmal das Betreibermodell für das angedachte Ärztehaus feststehe. Darüber müsse der Gemeinderat verhandeln, das werde voraussichtlich im Herbst geschehen. Davon hänge alles weitere ab, erklärt Wössner.

Schon vorher wird es Gespräche zwischen der Stadt und den „Halle 16“-Betreibern über die künftige Nutzung des Gebäudes geben. Als Architektin würde Verónica Munín-Glück die alte Kupferschmiede als typischen Zeitzeugen am liebsten erhalten, sagt sie auf Nachfrage unserer Redaktion.

Belichtung statt Beleuchtung

Schon vor Jahren, da wurde in der Halle noch hart gearbeitet, hatte sie sich in das Gebäude verliebt. „Ich bin auf Spaziergängen oft dort vorbeigekommen“, erinnert sie sich. „Ich habe durch die großen Fenster geschaut und schon damals gedacht, dass der Raum ein tolles Atelier wäre.“ Munin-Glück schwärmt von den hohen Fenstern, die für reichlich Belichtung sorgen und Beleuchtung überflüssig machen, von den Oberlichtern am Giebel, von den filigranen Metallträgern im Innern. Das alles schaffe eine ganz einzigartige Atmosphäre, die sich auch auf die Besucher übertrage.

Aber Verónica Munín-Glück sagt auch: „Es geht hier ja nicht um persönliche Interessen.“