Trauzeuge Michael gratuliert Bräutigam Matthias zur – vermutlich – schönen Hochzeitsnacht. Foto: Kimmich

Der Metalacker ist bekannt für seine harten Klänge und gute Stimmung im "Natur-Amphitheater" Trombach. Doch auch die netten Geschichten am Rande sind es, die das Festival zu einem Muss-Termin machen..

Schramberg-Tennenbronn - Es ist Samstag, 15.15 Uhr: Es regnet stark, Fans und Arbeiter des Metalacker-Open-Air haben bereits Pavillons und Sonnensegel als Schutz aufgesucht. Erste Klänge aus einer E-Gitarre krächzen hinüber auf das Campingareal, Perkussionslaute lassen das Stimmen der Toms eines Schlagezugs vermuten, Basstöne werden eingestellt. Plötzlich surren Reißverschlüsse, in Regenponchos und Müllsäcken gekleidete Metalfans kriechen aus ihren Unterschlüpfen und folgen der musikalischen Einstimmung. "MadEra fangen an!", hört man einen Fan rufen.

Beinahe Trauzeuge

Eine Gruppe von aus Kehl angereisten Festivalfans sitzt gemütlich am Zelt und genießt den prasselnden Regen. "Was – es regnet?", lautet die Antwort auf meine Frage, ob das Nass auf die Stimmung drücke. Sie zeigen mir den Weg zu einer weiteren Gruppe, die hier angeblich etwas Erzählenswertes erlebt hätte – es ist die Geschichte über das Erlebnis des Beinahe-Trauzeugen Michael G. aus Kappelrodeck:

"Als ich letzte Nacht zum Zelt zurückkam, lag mein guter Freund Matthias im Kofferraum seines Busses und schlief. Da sah ich einen fremden Mann auf der Beifahrerseite, der ebenfalls schlief. Hätte ich zu diesem Zeitpunkt gewusst, dass ich noch ein Brautkleid im Auto finden würde, und es sich offenbar um die Hochzeitsnacht meines Freundes gehandelt hatte, hätte ich den Fremden, der mir Matthias’ Namen nicht nennen konnte, nicht vertrieben."

Keine Erinnerung

Der noch etwas zerknittert wirkende "Bräutigam", sei es aufgrund des plötzlich wiederkehrenden Single-Lebens oder doch wegen des Kater-Gefühls, sitzt tief in seinem Campingstuhl und sieht schmunzelnd hinüber zu einem in Mitleideidenschaft gezogenen weißen Kleid, das am Pavillongestänge aufgehängt wurde. "Weil sich der Bräutigam an letzte Nacht nicht mehr erinnert, werden wir leider nie erfahren, was in dieser Nacht wirklich geschehen ist", seufzt Freundin Valerie von ihrem Platz an der Bierbank aus. "Ich wäre ein guter Trauzeuge geworden..", fügt Michael G. bedauert hinzu.

Die allgemeine Stimmung scheint ausgelassen und friedlich – das Wetter? Nebensache! "Metalacker isch dr Hammer!", freut sich Stefan aus Tennenbronn, der seinen Tisch mit Göppingern und Kemptenern teilt: "Hier saget sich Badner und Württemberger guet Nacht!"

Neues Spiel – komplizierte Regeln

Als ich weitergehe und lautes Lachen vernehme, blicke ich hinter einen Bus und treffe auf eine spielende Runde. Neben dem allseits bekannten "Flunkyball" scheint sich derweil ein weiteres Spiel etabliert zu haben: "Wir schwingen hier einen mit Wasser befüllten Sack und der klatscht in eines unserer Gesichter und derjenige muss dann trinken", erklärt Ulli aus Freiburg stolz die Komplexität der Aktion.

2019 berichteten wir von einer Verlobung auf eben diesem Campinggelände – erneut stoße ich auf das Pärchen, das kurz vor dem Festival die Vermählung vollzogen hat und nun seine "Flittertage" dort feiert: "Mit lauter Gleichgesinnten, guter Musik und Freunden – was will man mehr?", freut sich das Metalpaar Chrissi und Chris.

Viele Begegnungen

Viele weitere Begegnungen, wie Metal-Manne, der dauercampende Gartenzwerg, die Pullover strickende Isabella aus Heilbronn oder die Leo Lausemausfans aus Mönchweiler seien hier am Rande erwähnt, doch das Tiefergehen würde den Rahmen sprengen. Um die Bezeichnung des Pressesprechers Danny Barowka aufzunehmen: Die Stimmung auf dem Metalacker war "Flächenentspannt" und auch das DRK hatte bis auf "ein paar Betrunkene, ein paar verknackste Knöchel, das Übliche", nichts zu vermelden.