"I wanna start a fight", schreit "Ghostkid"-Frontmann "Sushi". Foto: Cools

Laut, rotzig, düster und knallhart – was am Freitag im Klosterhof geboten wurde, dürften Fans von Deathcore, Trap Metal und Metalcore so schnell nicht vergessen. Und weder Nieselregen noch die überschaubare Anzahl an Fans taten der Energie der vier Bands Abbruch.

Oberndorf - Schreien, springen, tanzen, headbangen, "moshen", einfach alles rauslassen und sich völlig verausgaben – all das konnten die Zuschauer am Freitagabend in Oberndorf. Die Voraussetzungen dafür schufen vier hochmotivierte Bands, die auf und vor der Bühne Gas gaben, als würden sie vor Tausenden von Menschen spielen und damit die Absage der ebenfalls angekündigten Band "Our Mirage" vergessen ließen.

"Avralize" aus Rottweil

Den Anfang machte die junge Rottweiler Band "Avralize". Spätestens seit ihrem Auftritt auf dem Southside-Festival 2022 dürfte der Name der drei Vollblutmusiker, die gerade einmal 19 und 20 Jahre alt sind, in aller Munde sein. Klarer Gesang, gemischt mit Growls, modern, heavy – "Avralize" bot Metalcore, wie man ihn liebt. "Hammerkrass, wie kann man zu dritt so die Bühne abreißen?", adelte "Novelists"-Frontmann Tobias Rische die Rottweiler später.

"Paleface" zerstört alles

Nach dem gelungenen Auftakt gehörte der Schweizer Formation "Paleface" die Bühne. Und die machte mit ihrer Musik, die von Hardcore/Beatdown und Deathcore beeinflusst wird, keine Gefangenen. Ihrem Motto "They came to destroy" ("Sie kamen, um zu zerstören") wurden sie mit Songs wie "Curse Us" zu 100 Prozent gerecht. Aggressive Riffs, Blastbeats, die Freude an Lautstärke und Eskalation, gepaart mit unerbittlich ehrlichen Texten, die durch die Stimme des Frontmanns Marc Zellweger noch härter klingen – das zeichnet "Paleface" aus.

Nicht nur das Publikum nutzte die Gelegenheit zum Ausrasten, auch die "Ghostkid"-Bandmitglieder feierten vor der Bühne mit.

"Novelists FR" begeistern durch Vielseitigkeit

Eine Verschnaufpause gab es danach keineswegs. "Novelists FR", eine bemerkenswerte Metalcore/Progressive-Metal-Band aus Paris, stand schon in den Startlöchern. Feine Gitarrenriffs, die zum Träumen anregen, elektronische Parts, klarer Gesang und melancholische Melodien wurden durch aggressive "Shouts" kontrastiert, auf ruhige Passagen folgten Parts voller Kraft – "Novelists FR" zeigte sich mit Songs wie "Heretic", "A Bitter End" und "Smoke Signals" enorm vielseitig und begeisterte durch die richtige Mischung an Härte und Gefühl, ohne an Intensität zu verlieren.

Bereit für Headliner "Ghostkid"

Danach war das Publikum mehr als bereit für den Headliner "Ghostkid", das neue musikalische Projekt des Ex-"Eskimo Callboy"-Sängers (inzwischen "Electric Callboy") Sebastian "Sushi" Biesler. Hart, düster, aggressiv, kampfbereit – "I wanna start a fight", schrie Frontmann "Sushi" den Oberndorfern entgegen.

Dass die seinem Wunsch nach einer "Wall of Death" im Klosterhof nachkamen, dafür sorgten Bassist Stanislaw Czywil und Gitarrist Jappo van Glory persönlich, indem sie sich samt ihrer Instrumente unter die Feiernden begaben und keinerlei Berührungsängste hatten.

"A beautiful day to die"

Das Publikum ließ sich bei mitreißenden Tracks wie "Fool", "Supernova", "Hellfire" und "This Is Not Hollywood" nicht lang bitten und gab sich dem treibenden Sound, einer Mischung aus Post-Hardcore, Industrial und Trap Metal, hin, brüllte Zeilen wie "This is a beautiful day to die" mit und holte noch einmal alles an Energie aus sich heraus.

Mit einer harten Version des 80er-Jahre-Klassikers "Maniac" verabschiedete sich "Ghostkid" von den Fans – jedoch nur kurzfristig, denn nach diesem spannungsgeladenen Abend erhielten die begeisterten Zuhörer noch die Chance auf ein persönliches Gespräch mit den Musikern, die auch abseits von der Bühne punkteten – diesmal nicht mit Härte, sondern mit Sympathie.