Goldgelber Honig aus der Region ist in diesem Jahr eine Rarität. Das Wetter im Frühjahr war äußerst ungünstig. Foto: ©Dionisvera – stock.adobe.com

"2021 war das schlechteste Honigjahr seit Jahrzehnten", sagt Albert Gerstenecker. Vorsitzender des Bezirksimkervereins Albstadt. Schuld daran ist der kalte und regnerische Mai.

Meßstetten - Regionaler Honig aus Baden-Württemberg, Jahrgang 2021, ist eine richtige Rarität. Viele Imker aus dem Zollernalbkreis hätten in diesem Jahr gar keinen Honig oder nur sehr wenig, berichtet Albert Gerstenecker, Vorsitzender des Bezirksimkervereins Albstadt. Er selbst hatte noch relativ Glück – ein paar Gläser Honig gibt es, aber schätzungsweise nur 20 Prozent dessen, was er üblicherweise von seinen Bienenvölkern erntet.

Der Mai war zu nass

Gerstenecker erklärt, dass der Ursprung der Misere in erster Linie am nasskalten Frühjahr liegt. "Der Mai war einfach zu kühl", erklärt der Imker. Bei so vielen Regentagen konnten die Bienen nur selten ausfliegen. "Bienen brauchen zum Ausfliegen mindestens zehn, besser 20 Grad und lieben Sonne", erklärt Gerstenecker, der seit 30 Jahren Imker ist.

Der Mai war dermaßen katastrophal, dass die Imker in der Region die schwarz-gelben Insekten sogar mit Zuckerwasser zusätzlich füttern mussten. "Sonst wären sie verhungert." Die Bienenvölker brauchen jeweils selbst eine gewisse Menge Honig, um zu überleben und um den Nachwuchs zu ernähren; auch im Winter wird Ersatzfutter verabreicht.

Kein Blütenhonig

Blütenhonig, so heißt der Honig, der im Frühjahr geerntet wird und – wie der Name schon sagt – von dem Blütennektar der Wiesenblumen gewonnen wird, gibt es in diesem Jahr nahezu keinen. Nicht wirklich besser sieht es mit dem Waldhonig aus, der dann ab Ende Juni bis August gewonnen wird. Dieser besteht üblicherweise aus dem sogenanntem Honigtau. Dieser entsteht, indem Insekten wie Blattläuse, Blattflöhe und Zikaden die Pflanzensäfte von Weißtannen, Fichten und Laubbäume aufsaugen und anschließend den Zucker als süße Masse wieder ausscheiden.

Doch auch diese Insekten waren Mangelware in diesem Sommer – ebenso wie der Waldhonig. Dieser kristallisiert sehr spät aus und hat eine dunkle Farbe – ganz im Gegensatz zu Blütenhonig, der meist sehr hell ist.

Bienen lieben Sonne

"Für einige Imker ist die Honigernte in diesem Jahr komplett ausgefallen", resümiert Gerstenecker. Gerne denkt er dabei an das Jahr 2018, das beste Honigjahr seit langem. Frühjahr und Sommer waren heiß und sonnig. "Hitze macht Bienen nichts aus, sie lieben Sonne", erklärt der Vorsitzende der Bezirksimker, extreme Dürre hingegen macht jedoch den Pflanzen zu schaffen und führt dann wiederum zu schlechteren Erträgen. Die beiden Vorjahre 2019 und 2020 waren unterdurchschnittlich, aber bei weitem besser als 2021.

Wirtschaftliche Auswirkungen hatte das ungünstige Wetter in Frühjahr und Sommer jedoch kaum. Die meisten Imker im Zollernalbkreis sind Hobbyimker, deren Honigverkauf allenfalls ein Zubrot ist. Professionelle Imker sind normalerweise nicht auf einen Standort festgelegt.

Imkerei ist ein beliebtes Hobby

Mit dem Bienensterben hat das regnerische Wetter übrigens gar nichts zu tun, erläutert Gerstenecker. Der Hauptgrund dafür ist die Varroa-Milbe, die aus Asien stammt. Doch auch das fehlende Nahrungsangebot trägt seinen Teil dazu bei: viele versiegelte Flächen, Steingärten und das sehr frühe Mähen von Wiesen.

Gleichzeitig erfreut sich die Imkerei steigender Beliebtheit. Waren es im Jahr 2014 noch 100 Mitglieder im Bezirksimkerverein, so sind es heuer 170. Insgesamt leben im Zollernalbkreis um die 800 Bienenvölker. "Auch viele jüngere Leute interessieren sich zunehmend für die Natur", sagt Gerstenecker und freut sich über den Zulauf. Allerdings findet die Bienenhaltung zunehmend in kleinem Rahmen statt: Ein Imker ist im Zollernalbkreis im Durchschnitt Herr von fünf Bienenvölkern – vor knapp zehn Jahren waren es noch 7,5 Völker pro Imker.

In die Imkerei einsteigen, das kann laut Gernstecker eigentlich jeder – aber dennoch ist es eine Wissenschaft für sich. Der Bezirksimkerverein bietet in regelmäßigen Abständen Kurse zur Bienenhaltung und der damit verbunden Honiggewinnung an.