Zur Zeit leben viele Kinder in der Landeserstaufnahmestelle in Meßstetten. Sie werden im Kindergarten betreut. Foto: Holbein

Derzeit leben nur noch 301 Flüchtlinge in Meßstetten. Auf Gelände herrscht große Ruhe.

Meßstetten - Die Straßen und Wege auf dem Gelände der Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge und Asylbewerber in Meßstetten sind verwaist. Nur vereinzelt zeigen sich Menschen. Es ist ruhig. Derzeit leben in der Lea 301 Personen, vor allem Syrer und Iraker.

"Die Stimmung unter den Flüchtlingen ist gut, es gibt keine langen Schlangen, es gibt genügend Platz, keine räumliche Enge und keine unruhigen Nächte", sagt Frank Maier. Der Leiter der Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge und Asylbewerber in Meßstetten (Lea) ist derzeit für 301 Bewohner verantwortlich – 189 männliche und 112 weibliche Personen, darunter 101 Kinder, die jünger als 18 Jahre sind.

Während die Zahl der Bewohner deutlich zurückgegangen ist, halten die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer das Angebot für die Menschen in der Lea ungekürzt aufrecht, etwa die Deutschkurse, die jetzt nicht mehr so überfüllt sind: "Jeder hat die Möglichkeit, so oft, wie er will, an den Angeboten teilzunehmen", betont Maier.

Derweil gestaltet sich die Lage für das Personal schwierig, denn noch ist nicht klar, wie es mit der Einrichtung weitergehen wird. Die momentan geringe Belegung nutzen die Mitarbeiter, einmal durchzuschnaufen, Überstunden abzubauen und Urlaub zu nehmen. Zudem ist das Personal zum Beispiel im Sicherheitsdienst um eine Schichtstärke reduziert worden. Auch in der Küche haben die Verantwortlichen die Zahl der Beschäftigten angepasst: Es sind keine Kräfte von Zeitarbeitsfirmen mehr eingesetzt, sondern nur noch fest angestelltes Personal. Insgesamt ist es "weniger Personal" geworden. So sind 25 Personen im Sicherheitsdienst in der Tagschicht tätig, während der "Hoch-Zeiten" der Belegung in der Lea waren es bis zu 50 Kräfte. Die für die Sicherheit verantwortliche Firma hat ihre Beschäftigten auf andere Arbeitsplätze umgeschichtet. Laut Maier hat es keine betriebsbedingten Massenkündigungen gegeben.

Momentan leben überwiegend Familien mit vielen Kindern in der Lea. Wie es in den nächsten Monaten aussehen wird, darüber will der Lea-Leiter keine Prognose abgeben: "Das wäre Kaffeesatzleserei". Derzeit sind einige Gebäude auf dem früheren Kasernengelände geschlossen. Nur die Häuser fünf und acht sowie das Gebäude sechs – dieses extra für Frauen – sind belegt. Die anderen Gebäude sind alle renoviert, gereinigt, neu bestückt und stehen bereit: "Wir sind vorbereitet, sollten wieder mehr Flüchtlinge kommen", erläutert Maier. Jederzeit sind diese Räume wieder belegbar. Geschlossen ist auch die zweite Mensa.

Personal ist reduziert, Gebäude sind geschlossen

Die nicht benötigten Gebäude sind abgeschlossen, um Betriebskosten zu sparen und Streifen des Sicherheitsdienstes. Der beschränkt seine Betreuung auf die drei offenen Häuser.

Die Menschen haben wieder mehr Platz. Reduziert ist auch bei den Ärzten im Gesundheitsamt von früher vier auf jetzt ein bis zwei Teams. Derweil bleibt das Betreuungsangebot in seiner Intensität erhalten. Sehr gut läuft beispielsweise der Frauentreff mit großem Zulauf: Die Frauen kochen gemeinsam und beschäftigen sich mit Tanztherapie.

Ein Hauptaugenmerk des Regierungspräsidiums liegt unterdessen auf dem Ankunftsnachweis, dem neuen Flüchtlingsausweis, der das bisherige Dokument ersetzt. Neu ist auch, dass es jetzt über eine zentrale Datenbank eine sofortige Abfrage gibt, die gleich eine Rückmeldung ermöglicht, ob beim betreffenden Flüchtling bereits Eintragungen erfolgt sind. "Das läuft über ein komplett neues System gekoppelt mit dem des Bundesamtes für Migration. Wir bereiten die Asylantragsstellung vor, was das Verfahren beschleunigt."

Umgestellt ist zudem der Ablauf: Es wird niemand mehr ohne Asylantrag auf die Landkreise verteilt. "Die Bewohner bleiben in der Lea, bis sie einen Asylantrag gestellt haben." Derweil ist es ruhig in der Einrichtung. Es liegen keine Meldungen des Sicherheitsdienstes über Vorkommnisse vor: "Das Zusammenleben ist äußerst harmonisch", betont Maier.

Die Zukunft der Lea ist unterdessen ungewiss. Das Land Baden-Württemberg würde die Einrichtung gerne weiter betreiben lassen, die Stadt muss sich jetzt positionieren. "Größter Wunsch" des Lea-Leiters, dass die Verantwortlichen eine schnelle Entscheidung treffen, um Planungssicherheit zu haben, vor allem das Personal möchte wissen, wie es weiter geht. Denn dort herrschen Sorge und große Unsicherheit, und "ganz schwierig" wäre es, wenn sich die Beschäftigten anderweitig orientierten, andere Jobs suchten, "weil sich die Entscheidung zu lange hinauszögert", die Lea dann doch bestehen bleibe und das Personal gebraucht werde.