Ein Flüchtling im Unterricht: Khalil Takritti zu Gast am Gymnasium in Meßstetten
Meßstetten. Der Syrer Khalil Takritti hat den Kursstufenschülern der Klassen elf und zwölf des Gymnasiums Meßstetten von seiner Flucht, über die Situation im heimischen Damaskus und vor Ort in der Landeserstaufnahmestelle in Meßstetten berichtet. Der stellvertretende Schulleiter Arne Jessen hatte zu ihm Kontakt aufgenommen und ihn als Gesprächspartner für die Schule gewonnen. Jessen traf den Syrer bei der Sendung des SWR-Fernsehens, in welcher der SWR live zum Thema "Flüchtlinge im Südwesten" aus Hechingen berichtete. Auch Vertreter des Gymnasiums Meßstetten waren damals als Gesprächspartner eingeladen.
Takritti, der von 1998 bis 2006 an der Universität Wuppertal ein Chemiestudium absolviert hatte und danach wieder in seine alte Heimat zurückkehrt war, beschrieb zunächst die angespannte innenpolitische Lage in Syrien. Auf Grund der bürgerkriegsähnlichen Zustände seien vor allem die Bewohner syrischer Ballungsräume nicht nur vom Regime des Staatspräsidenten Baschar al-Assad und dessen Armee bedroht, auch der "Islamische Staat" versuche sein Einflussgebiet auszuweiten und trete neben der Opposition militant auf. Tagtäglich gebe es bei den Auseinandersetzungen zwischen diesen Parteien unschuldige Opfer in der Bevölkerung zu beklagen. Die innere Sicherheit sei dermaßen bedroht, dass sogar Schwangere und Familien mit Kindern eine waghalsige Flucht dem Ausharren vorzögen.
Aus dieser Situation heraus habe auch er sich zur Flucht in Richtung Deutschland entschlossen. Zunächst ging es über die syrisch-türkische Grenze, bald folgte die Überfahrt nach Griechenland. Mazedonien, Serbien, Ungarn und Österreich waren weitere Stationen, die er teils mittels Schlepper hinter sich brachte, teils – im wahrsten Sinne des Wortes – durchlief.
An Deutschland schätze er die Solidarität mit den ankommenden Migranten, die Überbelegung der hiesigen Lea stelle aber auch für deren Bewohner eine Bewährungsprobe dar. Auch wenn er grundsätzlich positiv denke, habe er wenig Hoffnung hinsichtlich einer demokratischen Öffnung seines Heimatlandes. Er persönlich möchte auf jeden Fall in Deutschland bleiben.
Momentan mache er sich als Übersetzer auf der Krankenstation der Landeserstaufnahmestelle nützlich. Dank seiner Ausbildung hofft er, in Deutschland einen adäquaten Arbeitsplatz zu finden.