Noch eindeutiger geht es nicht: 64 Vertreter der Volksbank Heuberg – 100 Prozent aller Anwesenden – haben am Dienstagabend in der Festhalle Meßstetten die orangefarbene Stimmkarte erhoben für ein "Ja" zur Fusion mit der Winterlinger Bank. Notar Rolf Seeger (vorne) schaut genau hin. Foto: Eyrich

Abstimmung der Vertreter in Meßstetten zeigt klares Einverständnis. Viele Gründe.

Meßstetten - Mit 100 Prozent Ja-Stimmen – 64 absolut – haben die Vertreter der Volksbank Heuberg der Fusion mit der Winterlinger Bank zugestimmt und damit ein starkes Signal nach Winterlingen geschickt, wo am Mittwoch abgestimmt wird.

Höchstmögliche Transparenz im Vorfeld, eine außerordentlich gute Vorbereitung und eine bis ins Detail korrekte und genaue Präsentation aller Argumente und Fakten haben am Dienstagabend den Weg frei gemacht – zumindest die erste Hälfte des Weges zur Fusion der Volksbank Heuberg mit der Winterlinger Bank, die ab 1. Januar als VR-Bank Heuberg-Winterlingen firmieren wollen.

Um 19.16 Uhr eröffnete und schon um 21 Uhr schloss Bodo Schüssler, Aufsichtsratsvorsitzender der Volksbank Heuberg, die außerordentliche Vertreterversammlung, in der es vieles zu besprechen galt. Die undankbarste Rolle hatte Gerhard Schorr, Verbandsdirektor des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands, der es sich nicht nehmen ließ, kurz vor seinem Ruhestand auf den ihm wohl vertrauten Heuberg zu kommen, um als "Vater der Braut", wie Schüssler es scherzhaft formulierte, das Plazet des Verbands zur Ehe der beiden Genossenschaftsbanken zu erteilen. 15 Minuten lang musste er – so will es die Vorschrift – das trockene Prüfungsgutachten seines Verbands verlesen, fasste es aber mit persönlichen Worten immerhin gut gelaunt zusammen: "Ich habe ein ausgesprochen gutes Gefühl und kann Ihnen von Herzen diese Fusion empfehlen", sagte er, an die Vertreter gewandt.

Was Vorstandsvorsitzender Andreas Eckl, sein Vorstandskollege Michael Heinemann und Bodo Schüssler vorzutragen hatten, war den Vertretern aus vorherigen Informationsveranstaltungen bereits bekannt: die Gründe für die Fusion und ihre Effekte.

"Man muss den Brunnen graben, bevor der Durst kommt", kommentierte Schüssler die Absicht der beiden vergleichbar großen Genossenschaftsbanken, in Zeiten von Niedrigzins, überbordender Regulatorik und Digitalisierung aus der Stärke heraus die Kräfte zu bündeln, um alle Vorteile der regional stark verwurzelten Banken für die Kunden zu erhalten und neue Chancen für sie und die Mitarbeiter zu schaffen. Dass beide Seiten das auf Augenhöhe tun, betonte Schüssler unnötigerweise: Die Chemie stimmt zwischen den Verlobten – das zeigte der harmonisch verlaufene Abend allemal.

Was sind die Vorteile? Mit einer Bilanzsumme von fast 371 Millionen Euro wird die VR-Bank Heuberg-Winterlingen künftig ziemlich genau im Mittelfeld der rund 900 Genossenschaftsbanken in Deutschland – 1970 waren es noch mehr als 7000 – stehen. Das Eigenkapital wird sich laut Eckl auf rund 45 Millionen Euro verdoppeln, das betreute Kundenvolumen auf 671 Millionen Euro steigen – was künftig eine doppelt so hohe Großkreditgrenze und damit auch die Finanzierung deutlich größerer gewerblicher Vorhaben erlaube.

Dass die Fusionskosten von rund 530 000 Euro sich bald amortisiert haben werden, vergaß Eckl nicht zu betonen.

Alle Standorte bleiben – alle Mitarbeiter auch

Alle künftig acht Standorte, so sie auch weiterhin genutzt werden, will die Bank er- und die dann 75 Mitarbeiter behalten. Sie werden sich besser spezialisieren, somit das Angebot erweitern und durch Synergieeffekte in Verwaltung und Regulatorik Kapazitäten für den Dienst an den dann 18 262 Kunden freiräumen können. Auch Kosten würden so gespart, sagte Eckl – Geld, das in die Digitalisierung fließen könne, um für die Kunden auf Höhe der Zeit zu bleiben.

Wie sehr die Regulatori für alle Geldinstitute seit der Finanzkrise vor zehn Jahren zugenommen habe, machte Eckl deutlich: 400 Gesetze mit 50 000 Paragrafen mussten seither eben nicht nur die "Global Player" in Frankfurt umsetzen. Als er 1980 seine Ausbildung bei der Meßstetter Bank begonnen habe, seien auf Festgeld 9,5 Prozent Zinsen gezahlt, für eine Baufinanzierung 14,5 Prozent Zinsen verlangt worden. Heute zahlten die Banken null Prozent Zinsen, wenngleich sie sogar Negativzins verlangen müssten, und erhielt 1,5 Prozent für Baufinanzierungen.

Weil die Winterlinger Bank aus Gründen der Grunderwerbssteuer-Kosten die übernehmende sein wird – sie besitzt mehr Immobilien –, soll Meßstetten auf dem Papier der Hauptsitz sein. Ludwig Maag aus Winterlingen, der längere Erfahrung hat, soll Aufsichtsratsvorsitzender der neuen Bank werden, Bodo Schüssler sein Stellvertreter. Andreas Eckl führt künftig den Vorstand an, hat Willy Braun als Stellvertreter sowie Cornelia Rosenau und Michael Heinemann als weitere Vorstände zur Seite.

Dem künftigen Aufsichtsrat – so entschieden die Vertreter einstimmig – sollen neben Schüssler auch Wolfgang Brosche, Clara Decker-Haßdenteufel, Achim Mayer, Sandra Sauter-Wulfert, Michael Steidle und Thomas Stengel von der Volksbank Heuberg angehören. Karl Wendel darf aus Altersgründen nicht mehr nominiert werden. Wahlausschussmitglieder sollen Christina Eppler, Harald Eppler, Bernd Fritz, Herbert Hafner, Herbert Horn, Lothar Mattes, Clemens Quarleiter und Robert Staiger sein. Hans-Peter Seupt und Rolf Haug ziehen aus Altersgründen nicht ins neue Gremium mit ein.