Den neuen Ortsvorsteher Alexander Maurer und seinen Stellvertreter Walter Steidle (von links) sowie das neue Gremium hat Bürgermeister Frank Schroft am Mittwochabend in Unterdigisheim verpflichtet. Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder Bote

Ortschaftsrat: Ortschef Erhard Karle übergibt sein Amt nach 44 Jahren im Gremium an Alexander Maurer

Frank Schroft und Thomas Berg, der Bürgermeister und sein Hauptamtsleiter, waren noch nicht einmal ein Gedanke im Kopf ihrer Eltern, als Erhard Karle seinem Heimatort Unterdigisheim schon im Ortschaftsrat gedient hat. Nun hat er das Amt als Ortsvorsteher abgegeben.

Meßstetten-Unterdigisheim. 44 Jahre Ortschaftsrat, davon zwölf Jahre als Ortsvorsteher, fast 31 Jahre stellvertretender Ortsvorsteher – und zudem 29 Jahre Stadtrat: In Baden-Württemberg dürfte es nur wenige Männer geben, die sich kommunalpolitisch so lange und so kraftvoll engagiert haben wie Erhard Karle. Kein Wunder, dass Bürgermeister Frank Schroft tief den Hut zog, als er Karle am Mittwochabend aus dem Ortschaftsrat verabschiedete – und das Gremium Karle stehend Applaus spendete.

Wie es seine Art ist, übte Erhard Karle sich in Bescheidenheit und hielt sich – im Vergleich zu dem, was er geleistet hat und verantwortet – denkbar knapp bei seinem Resümee, bei dem eines freilich deutlich wurde: Dass Unterdigisheim sauber da steht, sowohl das Ortsbild und die Straßen als auch die Infrastruktur betreffend, darf Karle maßgeblich sich auf die Fahnen schreiben.

Immer wieder war das Schulgebäude verbessert, immer wieder waren Straßen – vor allem die Ortsdurchfahrt – und immer wieder waren alte Gebäude abgerissen worden, um Platz zu schaffen für Neues. Die umfassende Sanierung der Turn- und Festhalle, Anbau inklusive, die Sanierung des Rathauses – nur an der Stützmauer besteht noch Handlungsbedarf – und der Bau des beliebten Spielplatzes an der Wassertreppe unter intensiver Beteiligung der Eltern und des Bauhofes, wie Karle nicht vergaß zu betonen, fallen in seine Amtszeit als Chef des kleinsten, aber feinen Stadtteils.

Dass die Erschließung des Baugebiets Wasserfuhr nicht mehr in die zurückliegende Amtsperiode fällt, sei für ihn – fast – ein Grund gewesen, weiterzumachen, so Karle. "Aber ich denke, dass 44 Jahre genug und die Jüngeren jetzt an der Reihe sind."

Ein erfahrener Stellvertreter steht Alexander Maurer zur Seite

Ein solcher – Alexander Maurer – soll nun Ortsvorsteher werden, wie der neue Ortschaftsrat in seiner konstituierenden Sitzung einstimmig beschlossen hat. Mit Walter Steidle steht ihm ein erfahrener Stellvertreter zur Seite, der ebenso einstimmig gewählt wurde wie die Protokoll-Unterzeichner Karin Boss und Herbert Horn. Zum Schriftführer bestellten die Räte Reinhold Stehe. Außerdem gehören Gerhard Bitzer, Michael Mayer, Christian Gscheidle und Salvatore Bertolino dem neuen Gremium an – Hinderungsgründe für die neuen Räte hatte das bisherige Gremium nicht feststellen können.

Verabschiedet hatten Bürgermeister Frank Schroft und Hauptamtsleiter Thomas Berg zuvor Volker Mutscheller nach fünf, Hermann Butz nach 21 und Werner Sauter nach 25 Jahren im Ortschaftsrat – in Unterdigisheim scheint Durchhaltevermögen und das "dicke Fell", das Schroft auch den Neuen wünschte – in der DNA verankert zu sein.

Zum Abschied gab’s Weinpräsente – angesichts solcher Amtszeiten entsprechend üppige – und Urkunden. Für Erhard Karle, der wie die anderen scheidenden Ortsvorsteher am Freitag im Gemeinderat offiziell geehrt wird, schien Schroft und Berg das nicht genug. Karle ist schließlich ein Sport-Fan und zudem ein Freund von Beerenlikör, wie Schroft verriet. Also hatten sie Entsprechendes, ein gutes Tröpfchen und einen Gutschein für Eintrittskarten zu einem großen Sportereignis, besorgt, die Schoft mit der Bemerkung überreichte, dass ihm angesichts einer solchen Karriere im Dienst der Heimatstadt die Worte fehlten. Dass Erhard Karle – auch wegen seiner Expertise als Diplom-Bauingenieur – der Stadt als Ratgeber erhalten bleiben möge, vergaß Schroft nicht zu betonen.

Karle seinerseits dankte dem Gremium, in dem es stets harmonisch zugegangen sei, und übergab dann an Alexander Maurer, dem bewusst ist, in welch "große Fußstapfen" er trete, wie er sagte. "Als kleinster Stadtteil wollen wir nicht hinterherhinken", betonte Maurer, setzte die Freigabe des Baugebiets Wasserfuhr – mehrere Interessenten scharrten schon mit den Hufen – sowie den Erhalt der Schule, die Stützmauer am Rathaus sowie die Verbesserung der Nahversorgung auf die Agenda. Und außerdem: Vorhänge für die Fenster im Sitzungssaal, des Schallschutzes wegen. Das zu erledigen, hatte Karle sich nicht mehr antun mögen: "Bei so etwas gibt es immer Zoff."