Als Solist seiner Partei im Kreistag des Zollernalbkreises ist Andreas Hauser dort der personifizierte linke Flügel. Auch im Wahlkampf für den Einzug in den Landtag versteht er sich als soziales Gewissen, anstatt auf linksradikale Thesen zu setzen. Foto: Hauser Foto: Schwarzwälder-Bote

Landtagswahl: Ein "Mann der leisen Töne": Andreas Hauser kandidiert am 13. März für "Die Linke" im Wahlkreis Balingen

Von Karina Eyrich

Dem "allgemeinen Frust" gegenüber der Politik will Andreas Hauser Taten entgegensetzen. Sein Beruf ist es, zu helfen. Als Landtagskandidat der Partei "Die Linke" unterstützt er deren Mission, "das soziale Gewissen" zu sein und für jene etwas zu tun, die nicht im Rampenlicht stehen.

Meßstetten. Landtagskandidat für die Linke zu sein und im konservativen Meßstetten Wahlkampf zu betreiben – Andreas Hauser nimmt es gelassen, dass nicht jeder an seinem Stand auf dem Wochenmarkt Halt macht. Im Haus gegenüber, heute die Bäckerei Talblick, ist er aufgewachsen. Drei Meter weiter verkauft sein Vater Brot am Bäckerei-Stand, und unter dem roten Schirm macht der Mann der leisen Töne Werbung für ein Programm, an das er glaubt – obwohl er weiß, wie schwer es ist, jene davon zu überzeugen, denen es gut geht.

Als Fachberater und Sozialarbeiter der Erlacher Höhe hilft Andreas Hauser Menschen im Raum Horb, die wohnungslos oder von Wohnungslosigkeit bedroht sind. Auch in der Arbeitsvermittlung, nicht nur für Schwerbehinderte, war der Diplom-Forstingenieur, der 2004 die Branche wechselte, tätig und hat dort "Ungerechtigkeiten haarklein mitbekommen". Dass die Notlagen zunehmen, trotz brummender Konjunktur, dass die soziale Schere auseinandergehe, sei erkennbar, betont Hauser. Seine Erfahrung: "Keiner braucht glauben, das könne ihm nicht passieren."

Stark ausgedünnt worden seien die Mechanismen in der Arbeitsvermittlung. Die Wohnungsnot sei im Zollernalbkreis nicht so groß wie anderswo – außer für jene, die schon weitere Probleme hätten. "Die Landesregierung will Anreize für Investoren schaffen – aber wo sich keine finden, die in sozialen Wohnungsbau investieren, entsteht nichts", sagt Hauser.

Ähnliche Schieflagen beobachtet Andreas Hauser in der Bildungspolitik, durch die es Hauptschüler immer schwerer hätten und bei der das Hauptaugenmerk auf akademischen Karrieren liege, sowie in den sozialen Berufen – von der frühkindlichen Erziehung bis zur Altenpflege. "Wie soll jemand, der aus sozial schwachen Verhältnissen kommt, noch seine Ausbildung finanzieren? Und Viele steigen aus, weil sie es nicht mehr aushalten", sagt er mit Blick auf die Überlastung der Pflegekräfte.

Beruflich umsteigen: Andreas Hauser kennt das. Denn er hat nicht nur in der elterlichen Bäckerei geholfen, war nicht nur im Forstdienst und im Jobcenter tätig, sondern auch als Entwicklungshelfer in Chile und Botswana sowie in der Katastrophenhilfe der Diakonie. Vor allem seine sozialrechtlichen Kenntnisse kommen ihm bei der Arbeit als Kreisrat für die Linke im Zollernalbkreis, in deren Kreisvorstand er sitzt, zugute, etwa dann, wenn es darum geht, "rechtswidrige Entscheidungen" zu verhindern, die manche "aus finanztaktischen Gründen" treffen wollten.

Revolutionäre linke Thesen sind seine Sache nicht. Stattdessen setzt der 46-Jährige – heute feiert er Geburtstag – auf "sachbezogene Lösungen" und ist auch ein bisschen stolz darauf, dass er sich mit seiner Haltung auch in anderen Parteien Respekt erarbeitet hat. "Die soziale Stimme erheben, Bürgernähe herstellen – da gehen die Türen schon auf, und manchmal erreicht man auch etwas", sagt Hauser. Wenn er dann von konservativen Kreistagskollegen hört "Sie haben schon Recht, aber ich darf’s halt nicht laut sagen", freut es den bescheidenen Graswurzelpolitiker dann doch.

Bei einem seiner Hauptthemen im Wahlkampf treffen Kreis-, Landes- und Bundespolitik ineinander: "Ein vollwertiges Krankenhaus in Albstadt-Ebingen zu erhalten" ist Hauser wichtig. Gesundheitspolitisch hält er es für nötig, das Investitionsdefizit in Höhe von 150 Millionen Euro zu decken, Krankenhauskosten in voller Höhe in die Fallpauschalen einzurechnen und zur paritätisch finanzierten Krankenversicherung zurückzukehren, "die nicht nur am Faktor Arbeit hängen darf".

Wie der Wahl-Oberdigisheimer überhaupt viele Themen im Gesamtzusammenhang betrachtet: Über Jahre sei in den öffentlichen Verwaltungen gespart, Personal gekürzt worden, während man sich "einen Wettbewerb geliefert" habe, "wer den Millionären am meisten entgegenkommt". Die Ergebnisse seien bei der Polizei und bei der Registrierung der Flüchtlinge zu sehen. Andreas Hauser, der nicht nur im Kreis und als Vereinsvorsitzender der "Unabhängigen Liste Meßstetten" seinen Betreitrag leisten will, engagiert sich in der Beratung Asylsuchender und betont: "Jetzt zeigt sich, was wir bisher falsch gemacht haben, etwa, wenn Rentner mit zu niedriger Rente das Gefühl haben, die Flüchtlinge nähmen ihnen etwas weg – obwohl das nicht stimmt."

In vielen Bereichen wäre ein "Weiter so" also fatal, wie Hauser meint: "Ich befürchte, wenn wir jetzt nicht gegensteuern, wird sich die AfD etablieren, und das könnte dann übel ausgehen." Einen Wettkampf darin, "wer jetzt mit den schärfsten Sprüchen daherkommt", lehnt Hauser ab: "Wir müssen die Ängste dort anpacken, wo sie entstehen."

Obwohl sein Schwerpunkt also auf der Sozial-, Flüchtlings- und Bildungspolitik liegt: Andreas Hauser ist auch auf anderen Gebieten gegen Einseitigkeit. Beispiel: Bahnverkehr. "Jetzt fällt uns auf die Füße, dass so massiv in Stuttgart 21 investiert wird: Die Elektrifizierung des Zollernalbkreises bleibt auf der Strecke, und die Struktur des öffentlichen Nahverkehrs ist nicht bürgerfreundlich." Auch im Autoland Baden-Württemberg sollte der ÖPNV günstiger sein, meint er, und mehr in die Förderung von Elektroautos investiert werden. "Die Autoindustrie setzt auf das hochpreisige Segment anstatt auf spritsparende Modelle."

Dass seine Meinung – zum Beispiel in diesem Punkt, ein Blick auf die Straße zeigt es – nicht mehrheitsfähig ist: Auch das nimmt Andreas Hauser gelassen. "Wir müssen nicht der Mehrheit nach dem Mund reden und ihr nachlaufen – das ist auch ein Vorteil", sagt er mit Blick auf die Größe seiner Partei im Südwesten. Andreas Hauser bohrt im Wahlkampf dicke Bretter, ist unermüdlich aktiv, auch wenn seine Chancen auf ein Mandat nicht rosig sind. Es ist seine Einstellung, die ihn motiviert: "Ich versuche einfach, meinen Beitrag zu leisten." Das tut er nicht nur politisch: Mit seiner Frau Tanja und der Hilfe vieler Freunde unterstützt er den Bau von Schulen und Krankenstationen in Nepal. Fast 20 000 Euro haben sie nach dem Erdbeben 2015 gesammelt und wollen "die Hilfe verstetigen", auch jenseits von Katastrophen. "Wer die Welt verändern will, muss bei sich anfangen" – das Zitat könnte von Andreas Hauser stammen.