Noch ist alles abgesperrt, aber ab dem 4. Mai wird für einen Teil der Schüler das Gymnasium Meßstetten wieder geöffnet. Foto: Graf Foto: Schwarzwälder Bote

Abitur: In Meßstetten geht es am 18. Mai in die Prüfungen / Hygienevorschriften lassen sich gut umsetzen

Wochenlang sind Schülerinnen und Schüler per Homeschooling unterrichtet worden, so auch die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Meßstetten. Am 4. Mai sollen die Schulen – zumindest für einen Teil der Schüler – wieder geöffnet werden.

Meßstetten. Am Meßstetter Gymnasium stellt sich die Frage nach den Abiturienten: Konnten sie sich daheim ausreichend auf ihre Prüfungen vorbereiten? Werden die zwei Wochen Präsenzunterricht, die jetzt noch bleiben, ausreichen, um den verpassten Unterricht zu kompensieren? Fühlen sich die Abiturienten benachteiligt?

Ab dem Tag der Schulschließung wurden die Abiturienten aus Meßstetten über einen E-Mailverteiler mit Aufgaben versorgt, die zur Wiederholung und Festigung der prüfungsrelevanten Stoffe dienten. "Um ehrlich zu sein, fiel es mir – vor allem in den ersten Wochen der Schulschließung – eher schwer, mich zum Lernen zu motivieren", gibt Patrick Lebherz, Abiturient am Gymnasium Meßstetten, zu. "Es war immer wieder unklar, ob denn das Abi nun stattfinden wird und wenn ja, wann. Erst als dann endlich ein sicheres Datum bekanntgegeben wurde, konnte ich persönlich mich aufraffen." Danach sei er aber ganz gut zurechtgekommen. Man müsse sich auf die Situation einstellen und das Beste daraus machen.

Auch Vanessa Moser, ebenfalls Abiturientin am "GymMe", meint: "Ich bin ganz gut zurechtgekommen, da wir schon alles Nötige fürs Abi gemacht haben und man nur noch selbst darauf lernen musste." Klassenkameradin Aline Buhl erklärt ebenfalls, dass es für sie keine Probleme mit sich gebracht habe, von zu Hause aus zu arbeiten, da sie in den meisten Fächern mit dem Stoff schon durch gewesen seien.

Das Feedback an die Lehrer fällt bei allen Befragten sehr positiv aus. Einiges an Eigeninitiative war gefordert, die Unterstützung der Lehrer sei aber sehr vielfältig, umfassend und hilfreich gewesen: Die Lehrer schickten ihren Schülern immer wieder neue Aufgaben, boten an, bearbeitete Aufgaben einzusammeln und Feedback zu geben, stellten Zusatzmaterial bereit und halfen bei Rückfragen gerne weiter. "Einige Lehrer haben sich sehr viel Mühe gegeben", bestätigt Patrick Lebherz. "Trotzdem wäre natürlich richtiger Unterricht hilfreicher gewesen. Im Allgemeinen hat vermutlich vor allem die Möglichkeit gefehlt, sich ganz unkompliziert unklare Themen erklären zu lassen und dabei nochmals nachzuhaken. Derartiges fiel logischerweise per E-Mail immer etwas schwer."

Durch die Verschiebung der Abiturprüfungen auf den 18. Mai bleiben den Abiturienten mit der Schulöffnung am 4. Mai nun zwei Wochen Präsenzunterricht in den Prüfungsfächern. Diese zwei Wochen sollen, so Schulleiter Norbert Kantimm, dafür genutzt werden, um Inhalte nochmals zu festigen, offene Fragen zu klären und um die Schüler zu bestärken und auch zu beruhigen.

Dies deckt sich mit den Erwartungen der Abiturienten: Vanessa Moser erhofft sich von diesen zwei Wochen, dass offene Fragen und vielleicht nicht ganz verstandene Themen noch geklärt werden und die Vorbereitungen somit gut abgeschlossen werden. Aline Buhl fügt hinzu: "Außerdem bin ich natürlich gespannt, wie der konkrete Ablauf der Abiturprüfungen unter den besonderen Umständen aussehen wird."

Nicht alle Abiturienten sehen sich benachteiligt

Bei der Frage, ob sich die Schüler im Vergleich zu den früheren Abiturjahrgängen benachteiligt fühlen, gehen die Meinungen etwas auseinander: "In gewissen Punkten fühle ich mich schon benachteiligt", sagt Aline Buhl. Die 18-Jährige hat sich für die Abiturprüfung im Fach Sport entschieden. Dazu gehört neben einer schriftlichen Prüfung auch eine praktische. Allerdings sei noch nicht klar, wie und ob die praktischen Sportprüfungen überhaupt stattfänden. Eine Vorbereitung darauf sei durch die besondere Situation weder in der Schule noch im Sportverein möglich gewesen. "Ich persönlich fände es fair, wenn bei der Benotung der Prüfungen die besondere Situation berücksichtigt wird. Eine allgemeine Vorbereitung, wie bei anderen Abiturjahrgängen, war für uns schlichtweg nicht möglich", erklärt sie.

Vanessa Moser zeigt sich sehr positiv gestimmt. Sie fühle sich nicht benachteiligt, ganz im Gegenteil: Bis jetzt habe es noch keinen Abiturjahrgang gegeben, der vor den Prüfungen so viel schulfreie Zeit gehabt habe und sich dadurch jeden Tag gezielt und intensiv habe vorbereiten können.

Patrick Lebherz: "Ich würde nicht sagen, dass wir als diesjähriger Abiturjahrgang benachteiligt sind, auch wenn das momentan viele behaupten. Natürlich fehlt uns viel wichtiger Unterricht zur Vorbereitung auf die Prüfung und natürlich war der Kontakt zu den Lehrern während dieser Zeit nur eingeschränkt möglich. Gleichzeitig hatten wir aber ganz klar auch mehr Zeit, um uns auf die prüfungsrelevanten Fächer und die dort jeweilig relevanten Themen zu konzentrieren. Das Abitur wird uns diesjährigen Abiturienten sicherlich weder leichter noch schwerer fallen als den Abiturienten vor uns. Es ist einfach nur anders vorbereitet und erfordert vielleicht ein bisschen mehr Selbstständigkeit, mehr nicht. Von Benachteiligung würde ich nicht sprechen."

Schulleiter Norbert Kantimm sieht zumindest den schriftlichen Abiturprüfungen zuversichtlich und mit Gelassenheit entgegen. Durch die Verschiebung der Prüfungen und die baldige Schulöffnung hätten die Abiturienten nicht viel Unterricht verpasst. Somit sieht er für seine Schützlinge – sofern diese die Zeit zu Hause sinnvoll genutzt haben – keinen Nachteil bezüglich der schriftlichen Prüfungen. Da es sich bei den Abiturienten am Gymnasium Meßstetten in diesem Jahr um einen sehr kleinen Jahrgang mit 19 Schülerinnen und Schülern handele, sei es auch kein Problem, alle Hygienevorschriften für die Prüfungen umzusetzen.