Im Baugebiet Wasserfuhr in Unterdigisheim haben ehrenamtliche Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalpflege etwas gefunden. Foto: Müller

Ehrenamtliche Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalpflege machen Fund, allerdings keinen bedeutenden.

Meßstetten-Unterdigisheim - Lange hatten die Unterdigisheimer auf die Erschließung des Baugebietes Wasserfuhr warten müssen. Nun haben die Arbeiten begonnen. Als sie unterbrochen wurden, kochte die Gerüchteküche. Das Landesamt für Denkmalpflege lichtet den Dampf.

Gab es einen Baustopp? Sind womöglich archäologisch bedeutsame Funde verantwortlich dafür? Die Spekulationen schossen ins Kraut, als die Baufirma, die das lange erwartete Baugebiet Wasserfuhr in Unterdigisheim derzeit erschließt, die Arbeiten plötzlich eingestellt hat. Das allerdings hatte urlaubsbedingte Gründe, wie sich herausgestellt hat – und nicht wirklich etwas mit dem Fund zu tun, den zwei ehrenamtliche Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalpflege mit Sitz in Tübingen gemacht hatten.

Gebietsreferent Marc Heise vom Landesamt, promovierter Archäologe, wusste schon vor dem Aufstellen des Bebauungsplanes von der geplanten Erschließung: "Wir wurden als Träger öffentlicher Belange angehört, hatten aber keine Bedenken, da im Plangebiet keine archäologischen Kulturdenkmale bekannt waren", erklärt er im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

Hinweise auf Bauten oder Gräber gibt es keine

Zwei ehrenamtliche Mitarbeiter des Landesamtes, die in der Region wohnen, hätten sich aber zu Beginn der Bauarbeiten die Fläche angeschaut und in einer dunklen Humusschicht, die das Jura-Gestein bedeckt, Keramikscherben gefunden – allerdings eben nur Bruchstücke, keine ganzen Gefäße und auch kein Metall, keinen Schmuck, wie er früher oft Gräbern beigelegt wurde, und keine Münzen.

Kein großer Fund sei es gewesen, sagt Heise. Nur etwa 50 Scherben, meist schwarz und klein zerscherbt. Sie stammten zum Teil aus der so genannten Urnenfelderzeit, der späten Bronzezeit, etwa 1200 bis 800 vor Christus, und einige auch aus dem Hoch- respektive Spätmittelalter – Ersteres datieren Historiker auf die Zeit zwischen dem elften und dem 13. Jahrhundert, Letzteres auf die Zeit zwischen Mitte des 13. und dem beginnenden 16. Jahrhundert.

Scherben wurden im Lauf der Jahrhunderte heruntergeschwemmt

Sie meldeten bei Marc Heise ihren Fund an, der daraufhin Kontakt aufnahm mit Claus Fecker, dem Leiter des Stadtbauamtes Meßstetten – "ein sehr netter Kontakt" wie Heise betont – und bat dann zwei Grabungstechniker, sich die Fundstelle genauer anzusehen. Die Baufirma, die inzwischen die Arbeit wieder aufgenommen hatte, sei behilflich gewesen, wie Heise berichtet. Bei der weiteren Untersuchung habe sich aber schnell herausgestellt, dass die Keramikscherben nicht von Ort und Stelle stammten, sondern von weiter oben am Hang – möglicherweise im Lauf von Jahrhunderten – heruntergeschwemmt worden seien. Weiter oben befinde sich ein Weiden- und Wiesengelände.

Gruben, Pfostenlöcher oder andere Hinweise auf Bauten oder Grabstätten fanden die Experten im Gebiet Wasserfuhr jedenfalls nicht und planen daher auch keine weiteren Untersuchungen des Gebietes. Von einem "Baustopp", so Heise, könne deshalb auch nicht die Rede sein.

Erst mal sauber machen – dann wird datiert

Die gefundenen Keramikscherben befinden sich laut Marc Heise derzeit bei den ehrenamtlichen Mitarbeitern des Landesamtes für Denkmalpflege, die sie entdeckt hätten. "Sie reinigen die Fundstücke und schreiben einen Fundbericht, der dann mit den Funden an das Landesamt geht", erklärt der Gebietsreferent. "Wir datieren die Funde und übernehmen die Informationen dann in unsere Denkmaldatenbank."

Unterdigisheimer und solche, die es werden wollen, müssen jedenfalls nicht länger als geplant darauf warten, im Baugebiet Wasserfuhr ihr Häuschen zu errichten. Auf der Baustelle gehen die Erschließungsarbeiten bereits wie geplant weiter.