Begeistert: Das Physikprojekt verbindet Jugendliche über Sprachgrenzen hinweg. Guido Wolf überzeugte sich davon. Foto: Eyrich

LEA: Deutsche Physikalische Gesellschaft startet Experiment in Landeserstaufnahmeeinrichtungen.

Meßstetten - Physik und Advent haben auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun – das war so, bis die Deutsche Physikalische Gesellschaft ein Experiment gestartet und es nun mit viel Erfolg auf die Landeserstaufnahmeeinrichtungen übertragen hat.

 

Die Jugendlichen aus dem nahen und mittleren Osten sind ganz aufgeregt: Gerade haben sie ihre heutige Aufgabe im Projekt "Physik im Advent" bekommen, wie an jedem Tag seit dem 1. Dezember. Rudolf Lehn von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) und Projektkoordinator Norbert Kantimm, den Leiter des Gymnasiums Meßstetten, kennen sie schon. Auch Bürgermeister Frank Schroft und Landrat Günther-Martin Pauli kommen oft in die Lea Meßstetten. Nur Guido Wolf haben sie noch nie gesehen und wissen nicht, dass der nächste Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg vor ihnen stehen könnte.

Macht nichts, denn heute stehen sie im Mittelpunkt: CDU-Spitzenkandidat Wolf, Pauli und Schroft wollen sich ansehen, welch positiven Einfluss das Projekt der DPG auf die Flüchtlinge hat.

Die weltweite Aktion "Physik im Advent" hat die DPG diesmal auf die Leas ausgeweitet, und weil es das Jahr des Lichts ist, das in wenigen Tagen anbricht, dreht sich alles um dieses Thema. Norbert Kantimm, dessen Aufgabe es war, für alle 24 Tage – mit Ausnahme der Sonntage – zwei Projektbetreuer zu finden, lässt als Beispiel eine Scheibe mit sechs Farben darauf rotieren, und zwar so schnell, dass sie nur noch weiß wirkt. Weiß – das wissen auch die weniger guten einstigen Physikschüler – beinhaltet alle Farben.

Die Jugendlichen haben inzwischen alle eine Tasse in der Hand, in der ein Cent liegt. Ihre Aufgabe ist es, das Tasseninnere zu beobachten, während Wasser hinein fließt, und festzustellen, wo der Cent zu liegen scheint – am nahen oder am entfernten Tassenrand – und ob er Kopf oder Zahl zeigt. Sie tüfteln. Manche haben die englische Aufgabenstellung gleich verstanden, andere lassen es sich von einem Freund übersetzen, ehe sie ihr Experiment umsetzen.

Nur einer hat die Chance auf einen Trip zu Dirk Nowitzki

Offiziell angemeldet hat sich nur einer der Jugendlichen und somit als Einziger aus Meßstetten die Chance, dank richtiger Antworten eine Reise zu einem Basketballspiel von Dirk Nowitzki zu gewinnen. Der Grund: Die dafür nötigen Internetzugänge der Lea sind nicht die besten und die Flüchtlinge bleiben oft nur bis zu zehn Tage dort.

Tatsächlich dabei sind täglich aber zehn bis 35 Jugendliche. Für sie hat Rudolf Lehn, der aus Bad Saulgau kommt und Guido Wolf schon aus dessen Zeit als Tuttlinger Landrat gut kennt, die Materialien besorgt und Studenten der Hochschule Albstadt-Sigmaringen zur Unterstützung mobilisiert.

"Mancher Jugendliche kommt und will Experimente, die er kennt, vorführen", freut sich Lehn über die Begeisterung. Physikalische Experimente – da gebe es keine Sprachbarriere; die seien international. Guido Wolf indes staunt nicht nur über die Findigkeit der Jugendlichen, sondern auch darüber, was das Team in der Lea um den Leiter Frank Maier leistet. "Auch die Bevölkerung von Meßstetten steht zu ihrer Verantwortung", betont der Spitzenkandidat. "Es gehören alle dazu, damit so etwas funktioniert."