Die Stadt Meßstetten präsentiert sich mit einer eigenen App, um ihre Bürger und Bürgerinnen zu informieren. Foto: Kistner

Stadtverwaltung und Konversionsraummanagement stellen Umfrageresultate vor.

Meßstetten - Meßstetten soll eine "digitale Kommune" werden. Die Erwartungen der Bürger an eine kommunale Online-Plattform haben die Gemeinde und das Regionalmanagement des Konversionsraums Alb vorgestellt - und dazu eine neue "Meßstetten-App".

Der Anspruch ist hoch: Die "digitale Kommune" soll für allen Meßstettern etwas bieten - aber lassen sich die Wünsche von Senioren, welche die längste Zeit ihres Lebens ohne Internet auskamen, und die der "Digital Natives" aus der Enkelgeneration überhaupt unter einen Hut bringen?

Regionalmanager Christoph Dickmanns und seine Mitstreiter im Meßstetter Rathaus haben im Lauf dieses Jahres drei Altersgruppen getrennt nach den Wünschen befragt: die Jugendlichen, indem sie an den Schulen einen QR-Code ausgaben, der den Weg zum Fragebogen wies, die Berufstätigen im Rahmen eines Workshops, an dem rund zwei Dutzend Meßstetter mittleren Alters teilnahmen, und die Senioren per Online-Umfrage und über Fragebogen, die in Geschäften, Arztpraxen, Kirchengemeinden und nicht zuletzt im Rathaus auslagen.

Was ist dabei herausgekommen? Christoph Dickmanns begann mit den Jüngsten. 160 Schüler, größtenteils zwischen 14 und 16 Jahren alt, haben sich geäußert; das sind, wie Dickmanns unterstellt, rund 20 Prozent - kein schlechter Schnitt. Die Jugend erwartet von einer Online-Plattform alles, was ihre Autonomie steigert: Infos zu Öffnungszeiten, Fahrpläne, Minijobangebote, Hilfen bei der Wohnungssuche, Tauschbörsen. Sie wünscht sich ferner - und das war für Organisatoren der Umfrage eine Überraschung - eine Lernplattform, auf der man Nachhilfe organisieren, aber auch Verständnisfragen zur Arithmetikaufgabe und zum Periodensystem der chemischen Elemente stellen kann.

Drittens wünscht sie sich Mitspracherechte: 44 Prozent beantworteten die Frage, ob sie sich an Online-Abstimmungen beteiligen würden, mit "auf jeden Fall", 34 Prozent mit "wahrscheinlich".

Kommunikation ist der große Wunsch der Berufstätigen

Was wollen die Berufstätigen? Erstens Informationen: Adressen, Vereinsnachrichten, Veranstaltungshinweise. Zweitens Kommunikation, also eine Austauschplattform. Und drittens Service: Wo findet man eine Mitfahrgelegenheit? Wer kann im Garten helfen, wer einen Vertikutierer oder ein Waffeleisen ausleihen? Und die Senioren? 80 von rund 2000, die es in Meßstetten gibt, haben geantwortet - nicht ganz repräsentativ, räumt Dickmanns ein.

Die Senioren, von den immerhin 80 Prozent einen Internetanschluss haben, empfinden das Netz und die Digitalisierung zu zwei Dritteln als Erleichterung und Bereicherung ihres Alltags - gleichwohl ziehen sie direkte Kontakte denen im Netz vor und sind eher misstrauisch gegenüber Informationen aus dem Internet. Sie würden Meßstettens digitale Plattform primär zum Austausch, aber auch zu Schulungszwecken nutzen. Schulung worin? Vor allem im Umgang mit dem Internet.

Aus der Runde der Zuhörer kam in diesem Zusammenhang der Vorschlag, digital trittsichere Schüler und Senioren zusammenzubringen - Burgschulrektorin Aleksandra Kocbek wusste von einem erfolgreichen Onstmettinger Experiment mit dem "Enkel"-Unterrichtsmodell zu berichten.

Wie viel Offenheit verträgt die Kommune?

Eher zufällig fiel der Termin der Präsentation mit der Einführung der "Meßstetten-App" zusammen, die aktuelle Informationen zu Terminen, Stellenausschreibungen oder dem Abfallkalender, dazu die Anbindung ans Internet bietet und den bisherigen Whats-App-Dienst ersetzt - dieser darf nicht mehr für den Massenversand verwendet werden. "Das spielt uns in die Karten", kommentierte Christoph Dickmanns.

Eine Frage, die am Ende offen blieb: Wie viel Offenheit verträgt die "digitale Kommune"? Ist ein "Log-in" erforderlich, wenn man sich nicht unlösbare Probleme mit der Netzhygiene einhandeln will? Pia Fecker vom Landratsamt riet zum - so Dickmanns - "Anfüttern": Das "Log-in" mache zu Beginn kopfscheu; wer auf den Geschmack gekommen sei, werde sich eher damit anfreunden.