Viele Angebote werden die Meßstetter und ihre Gäste am neuen Mehrgenerationenspielplatz auf dem Blumersberg vorfinden. In diesen Vorentwurf sollen nun noch die Ideen der Bürger einfließen. Foto: Friraumplanung Sigmund Foto: Schwarzwälder Bote

Standortdebatte: Stadträte entscheiden sich nach munterer Diskussion für einen Platz mit größtmöglichem räumlichen Potenzial

Auf den Blumersberg als Standort für einen Mehrgenerationenspielplatz hat sich der Gemeinderat Meßstetten in seiner Sitzung am Freitagabend festgelegt – bei nur zwei Gegenstimmen und nach fundierter Diskussion.

Meßstetten. Bürgermeister Frank Schroft muss sich gefühlt haben, als habe er Geburtstag, denn so begeisterte Zustimmung zu einem Verwaltungsvorschlag aus mehreren ungewohnten Richtungen erlebt auch er nicht alle Tage.

Den Weg dafür bereitet hatte die gute Vorarbeit von Stadtbaumeister Markus Streich, der im Gemeinderat das Für und Wider zu mehreren möglichen Standorten für einen Mehrgenerationenspielplatz – ein lang gehegter Wunsch in Meßstetten – darlegte, nachdem Schroft kurz die Kriterien aufgezählt hatte: Genügend Fläche soll vorhanden sein und möglichst viele Bürger sollen den Platz gut erreichen können – die Nähe zu bestehenden und künftigen Baugebieten sei also wichtig.

Damit auch Bürger der Stadtteile ihn gut nutzen können, werden Parkplätze gebraucht. Und schließlich seien größtmögliche Rücksicht auf Anlieger und Synergieeffekte mit Entwicklungsbereichen wie dem Stadtentwicklungs- und dem Sportstättenentwicklungskonzept zu beachten. Je mehr Kriterien erfüllt seien, desto höher sei die Effizienz der eingesetzten Haushaltsmittel – die Stadt geht von 500 000 Euro aus.

65 Bürger waren dem Aufruf im Amtsblatt gefolgt, Ideen einzubringen und Standortvorschläge zu machen, wobei der Blumersberg mit zwölf Nennungen schlechter abgeschnitten hatte als die Eichhalde mit 15 und das Wasserturmareal mit 33. Burgschule und Festhalle wurden ebenfalls zwölf Mal vorgeschlagen. Die Bürger wünschen sich Sitzgelegenheiten, einen Dirt-Park für Bike-Fahrer, ein Klettergerüst, einen Sandkasten, Geschicklichkeits- und Sinnesstationen, einen Matschspielplatz, Schaukeln, ein Kneipp-Becken, einen Bolzplatz, einen Kletterpark, Sportgeräte, eine Tischtennisplatte, Boule- und Skaterbahn sowie einen Veranstaltungsbereich und die Kombination mit Gastronomie und Toilettenanlagen.

Räumlich würde es da an Burgschule und Festhalle sowie beim Wasserturm zu eng. Zudem wäre mit Beschwerden von Anliegern zu rechnen, erklärte Streich. Am Wasserturm kommen zwei Hügel über den Hochbehältern hinzu, und der Zweckverband Hohenberggruppe plane in einigen Jahren einen Neubau mindestens einer der beiden Kammern. Gesetzlich vorgeschrieben sei dann eine Umzäunung – und der Spielplatz müsste wieder weg.

An der Eichhalde würde es deutlich teurer

Weil das Sportstättenentwicklungskonzept eine Leichtathletik-Anlage am Schulzentrum vorsieht, sind dort eine Laufbahn und ein Kleinspielfeld vorgesehen.

An der Eichhalde müsste der Sportplatz des Fußballvereins zurückgebaut, das Gelände modelliert und ein großer Teil der Infrastruktur entfernt werden, die auch für einen Kunstrasenplatz nutzbar wäre. Den will die Stadt dort – samt Ausstattung – errichten und durch die Umgestaltung das Gebiet an der Ortseinfahrt attraktiver machen.

Am Blumersberg trainiert der FV aktuell – getrennt von seinen weiteren Einrichtungen. Entsteht ein Kunstrasenplatz an der Eichhalde, wird der Sportplatz Blumersberg für den Spielplatz frei. Ein nicht mehr genutzter Bolzplatz könnte zum Dirt-Park werden, und auch für Parkplätze in Kombination mit den Wohnmobilstellplätzen wäre Platz. Zudem würden Anlieger weniger beeinträchtigt als am Wasserturm.

Die Gemeinderäte der Kernstadt hatten im August beim Ortstermin bereits für den Blumersberg votiert, was dem Verein zur Förderung der Altenhilfe gar nicht schmeckte: Sein Vorsitzender Oskar Beuttler hatte sich in einem Brief an die Stadträte wegen der schlechteren Erreichbarkeit des Blumersbergs für ältere Bürger für das Wasserturmareal ausgesprochen – Argumente, die CDU-Fraktionschefin Elke Beuttler aufgriff. Der Begriff "Mehrgenerationenspielplatz" sei dann verfehlt, kommentierte sie verschnupft. Besucher sollten ja gerade ohne Auto hinkommen können.

Ihr Argument, dass die soziale Kontrolle am Blumersberg fehle, kommentierte Schroft mit dem Hinweis auf den Vandalismus rund ums Rathaus, das mitten in der Stadt liege.

Marc Peter von den Freien Wählern führte die zugige Lage des Blumersbergs ins Feld und wies auf das Mehrheitsvotum der Bürger für den Wasserturm hin.

Dass der Platz dort abgespeckt werden müsste, ein Dirt-Park keinen Platz fände und die Trinkwasseranlagen zwingend durch Zäune geschützt werden müssten, sei denen, die Vorschläge eingereicht hatten, da allerdings noch unbekannt gewesen, hielt Oliver Rentschler, Fraktionschef der Bürgerliste, dagegen. Viele Senioren kämen ohnehin mit Enkeln – und daher mit dem Auto, "und der Mix aus Dirt-Park und Spielplatz schafft soziale Kontrolle". Das Bauhof-Team müsse überdies den Platz pflegen.

"Wir können nicht etwas beschließen und es dann wieder abreißen"

"Wir können nicht etwas beschließen, was wir in fünf Jahren wieder abreißen müssen", fügte sein Fraktionskollege Jürgen Marienfeld hinzu, und Doris Vivas (U.L.M.) kommentierte kurz: "Wenn man’s macht, muss man’s recht machen."

Dass viele heute schon kleine Spielplätze im Garten hätten, gab Vanessa Beck (CDU) zu bedenken. "Wir brauchen einen großen Spielplatz, und man fährt ja auch einkaufen." Jürgen Clesle (FW) stellte klar, dass alle Standorte an der Peripherie lägen, der Blumersberg aber das geringste Konfliktpotenzial mit Anwohnern biete. Kerstin Binder (FW) wies auf Erweiterungspotenzial am Blumersberg hin – gerade für den Dirt-Park. Alfred Sauter machte mit seinem Zeugnis, der Blumersberg sei "die Goldrand-Lösung", schließlich einen Knopf unter die Debatte, und das Gremium votierte bei zwei Gegenstimmen für diese Lösung.

Die Ideen der Bürger sollen noch einfließen

Nun liegt der Ball beim Büro Freiraumplanung Sigmund aus Grafenberg, das bereits kreativ war und einen Vorentwurf eingereicht hatte. Darin finden Calisthenics-Sportgeräte für Training mit dem eigenen Körpergewicht ebenso Platz wie eine Seilbahn, ein Barfußpfad, eine Kletterwand, Fitnesspunkte, ein Spielturm mit Rutsche, eine Boule-Bahn, ein Picknick-Areal, ein Bolzplatz, ein Streetball-Feld, ein Kletterpfad, ein Kiosk mit WC, Fahrrad- und Autostellplätze.

Die Ideen aus der Bürgerbefragung sollen nun noch einfließen, so dass sich die Stadträte auf einen üppigen Vorschlag im Herbst freuen dürfen. Ab Frühling 2019 soll dann gebaut werden können. Der Umbau des Sportplatzes Eichhalde und die Leichtathletikanlage bei der Schule sind für 2020 in der Finanzplanung berücksichtigt.