BETRIFFT: den Bericht "Ein wenig rebellisch waren sie ja schon immer" vom 1. September.

Zur 1250-Jahr-Feier der Gemeinde Oberdigisheim: Von einer "diebischen Freude" meinerseits kann keinerlei Rede gewesen sein. Im Gegenteil: Es ist traurig, was sich da einer kritischen Nachbetrachtung bietet. Erwin Gomeringer mag ein "großer Sohn der Stadt Meßstetten" sein, ein "großer Sohn des Bäratals" war er nie. Denn dieses hat schon topografisch so gar nichts mit den Heuberghöhen um Meßstetten zu tun, da genügt schon ein Blick auf die Landkarte, um das zu erkennen. "Über verschüttete Milch soll man nicht jammern!", wohl wahr. Aber ebenso wahr ist auch, dass die Mehrzahl etwa der Tieringer Bürger heutzutage nie mehr einer Eingemeindung nach Meßstetten zustimmen würde, denn die Wirtschaftskraft etwa von Interstuhl ist jener der Kernstadt zumindest ebenbürtig, wenn nicht überlegen.

Gomeringer nutzte die einzige Chance, die Meßstetten damals entwicklungsmäßig hatte: die Bundeswehr und den Geißbühl. Er machte seine Region letztlich zum Nutznießer des Kalten Krieges. Doch zum Truppenübungsplatz Heuberg gehören landschaftlich allenfalls die Anliegerorte Hartheim und Heinstetten, niemals jedoch das Bäratal mit Oberdigisheim!

Immerhin, Gomeringer war ein Machtpolitiker, und er hätte es sich ganz bestimmt niemals ohne weiteres gefallen lassen, was ein Innenminister Strobl an der Stadt Meßstetten in punkto "Polizeiakademie auf dem Geißbühl" nun so nonchalant exekutiert: "Ätschgäbele!" Bürgermeister Schroft tritt die Empörung darüber quasi "aus allen Poren", und das ist nur verständlich: Wer mitbekommen hat, wie sich die Einwohnerschaft Meßstettens um 3000 Flüchtlinge gekümmert hat, kann auch heute nur den Hut ziehen. Aber die ’Große Politik’ fragt nur im Wahlkampfmodus nach uns "kleinen Leuten". Und das war zu Zeiten des Bürgermeisters Erwin Gomeringers (MdL) auch schon so.

Wilhelm Isert |

Balingen-Erzingen