Ein illustres Volk auf den Straßen: Kleidlesträger, Mini-Flieger, Schneemänner und sogar Berliner Politprominenz: Die Hartheimer und ihre Gäste haben beim Dorfumzug der Michele wieder unglaublichen Einfallsreichtum bewiesen. Foto: Weiger

Hartheimer Narren gehen mit Berliner Politik hart ins Gericht. Auch "Mutti" blickt sorgenvoll gen Himmel.

Meßstetten-Hartheim - Im Jahr eins nach dem großen Ringtreffen, so könnte man meinen, sei im närrischen Hartheim etwas Ruhe eingekehrt. Weit gefehlt: Das hat der Umzug am Samstag bewiesen, dem sogar Berliner Prominenz beiwohnte.

Der Dorfumzug bot zur Freude der Besucher wieder den vertrauten Rahmen, denn der Einfallsreichtum der Michelezunft, der örtlichen Vereine und ihrer Gastzünfte kannte keine Grenzen. So suchte Schneemann Olaf aus dem Disneyfilm hilflos nach Umarmungen im närrischen Volk. Die Kindi-Flieger brachten ihre eigene Startbahn mit, während die "Schmotziga-Donschdig-Weiber" – wie es sich für richtige Punker gehört – einfach "Null Bock" ins Volk brüllten. Dazwischen boten Boscha-Hexa, Felsadapper, die Nusplinger Sämannen und musikalische Ensembles ein Spiel aus Farben und Klängen.

Der Nachwuchs am Straßenrand hatte im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun, all die vielen feinen Süßigkeiten einzusammeln. Die Zaungäste standen dicht gedrängt – der Hartheimer Umzug ist längst kein Geheimtipp mehr, sondern aus dem Terminkalender vieler Fasnetsfreunde nicht mehr wegzudenken. Narren dürfen neben Kindern bekanntlich die Wahrheit sagen. Deshalb gingen die Hartheimer Fasnetsfreunde mit den Berliner Parteien und ihren politischen Umtrieben in Sachen "Sondierung" hart ins Gericht. Frei nach dem Motto "Keiner will mit Mutti" zogen die Mitglieder des Gesangvereins als "Koalitionschaos" in Schwarz, Rot, Gelb, Grün und Weißblaukariert im Umzug mit. Bundeskanzlerin Angela Merkel, respektive ihr "Hartemer Double", faltete angesichts des sprichwörtlich bunten Treibens stumm die Hände zur Raute und blickte sorgenvoll gen Himmel. Obwohl – oder gerade weil? – ihr die CSU-Kollegen Dobrindt und Seehofer treu zur Seite standen. Dass auch sie nicht ganz echt waren, störte niemanden. "Einer muss ja schließlich den Horst machen", tönte es dumpf unter der Maske hervor. Und schwupps war der Hartheimer Seehofer wieder in der feixenden Zuschauermenge verschwunden – Straßenfasnet von ihrer schönsten Sorte und mit viel "Hulapalu".