Kunst: Holger Much stellt Buchillustrationen in der Galerie Fehlochhof aus
Groß ist die Bescheidenheit von Holger Much, der seine Buchillustrationen nicht als Kunst bezeichnen möchte. Dabei ist es mehr als offensichtlich: Seine auf elektronischem Weg erstellten Bilder sind Kunst, sehenswerte obendrein.
Meßstetten-Oberdigisheim. In der Galerie Fehlochhof der Eheleute Brigitte Wagner und Reinhard Wulf gastierte Holger Much für eine Lesung, bei der er einige Grundlagen seiner Arbeiten vorstellte. Er las Vorworte oder Abschnitte aus Büchern vor und rezitierte einige Gedichte, auch eigene. Durchweg sind es Fantasy-Bücher, die er illustriert. Mal sind es nur die Einbände – meistens gestaltet er aber das gesamte Buch.
Much hat einen Hang zu Düster-Schaurigem, wie er sagt. Seine Warnungen vor dem Inhalt seiner Lesung waren aber wohl übertrieben – Kinder oder zarte Gemüter könnten allerdings tatsächlich an der einen oder anderen Stelle erschaudern.
Muchs Vorstellung seiner eigenen Werke ließen einen wortgewaltigen Lyriker erkennen, der es mühelos schafft, Menschen in eine Zauberwelt zu entführen, in der vor dem inneren Auge Elfen, Trolle und Gnome, ja sogar Engel und der Teufel zum Leben erwachen: in der Dunkelheit meist, oft aus dem Nebel heraus, sichtbar nur für unkomplizierte Menschen, die sich in eine wispernde, flüsterleise hauchende Schattenwelt entführen lassen.
Im Schrank ist auch ein Skelett zu Hause
Dass es auch in diesem Bereich ein breites Angebot an Autoren gibt, erfuhr an diesem Abend auch der bisher Unberührte. Much beschränkte sich allerdings auf einen Teil seines Freundeskreises. Dazu gehört der Schriftsteller Johannes Berthold, der bei der Lesung aus seinem Frühwerk, dem Kinderbuch "Der kleine Schwede Rübenson" zitierte. Autoren wie Christian von Aster oder Asp Spreng wurden vorgestellt. Auch zu Luci van Org (Lucilectric "Weil ich ein Mädchen bin") hat er Kontakt aufgenommen und eine gewisse Seelenverwandtschaft entdeckt, als er in Berlin ihr Akustikstudio nutzte, untergebracht in einem Schrank, in dem auch ein Skelett sein Zuhause hat.
Holger Much ist ein Multitalent, das neben der Gestaltung aufwändiger und überaus detailverliebter, akribisch hergestellter Bilder und dem lyrischen Gestalten auch musikalische Aktivitäten pflegt. Ganz am Ende stellte er das Werkzeug zur Erstellung seiner Illustrationen vor – ein Tablet – und demonstrierte gleich, wie er es benutzt.
Einige der etwa 60 Besucher hatten danach Gelegenheit, es selbst mal mit dem Zeichnen am elektronischen Gerät zu versuchen.
Muchs Bilder und Werke weiterer Künstler sind in der Galerie Fehlochhof noch bis zum 30. Juni zu sehen, nach Anmeldung auch mit Führung. Zur Finissage laden Künstler zum Gespräch ein. Als Beiprogramm der aktuellen Ausstellung "Bildhafte Gedanken II" wird am 1. Juni eine Druckvorführung im Selbstdruck mit Holzschnitten angeboten.