Foto: Schwarzwälder Bote

Wir befinden uns im Jahre 2021 nach Christus. In ganz Deutschland,

Wir befinden uns im Jahre 2021 nach Christus. In ganz Deutschland, ja fast überall in Europa, ruckelt es bei der großangelegten Anti-Corona-Impfaktion. In ganz Deutschland? Nein! Ein von unbeugsamen Älblern bevölkertes Städtchen hört nicht auf, Hilfe zu leisten. An den Meßstettern scheitert es jedenfalls nicht.

Erst sind sie arg gebeutelt worden, die damals rund 11 000 Meßstetter, als der Bund ihnen die Bundeswehr weggenommen hat. Stadtkämmerer und Ladeninhaber hat das ebenso nachhaltig geschmerzt wie die Vereine, die von Mitgliedsbeiträgen leben. Ja sogar das Rote Kreuz, das seine wichtige Arbeit unter anderem durch Blutspendeaktionen finanziert und deshalb die spendenfreudigen Soldaten besonders vermisst, weil Blutspender ohnehin immer zu wenige kommen – das war der Wink mit dem Zaunpfahl.

Zahlreich gekommen sind 2015 hingegen die Geflüchteten aus Bürgerkriegs- und sonstigen Not leidenden Ländern. Wer war zur Stelle, hat ihnen eine Heimat auf Zeit geschaffen und sich mit vielen Ehrenamtlichen aus der Stadt und den Stadtteilen um sie gekümmert? Die Meßstetter waren es. Und das haben sie so gut gemacht, dass die Landeserstaufnahmestelle in der früheren Zollernalb-Kaserne überregional positive Schlagzeilen gemacht hat. Über drei Jahre lang.

Aktuell wird das Areal, das in den "Industrie- und Gewerbepark Zollernalb" umgewandelt werden soll, nun wieder gebraucht: als Impfzentrum für den Zollernalbkreis, das am Freitag eröffnet hat. Schon wurden Stimmen aus anderen Ecken des Landkreises laut, Meßstetten liege doch viel zu dezentral und sei verkehrstechnisch – gerade im Winter – doch nicht so gut zu erreichen wie etwa tiefer gelegene Orte entlang der Bundesstraße 27. Stimmt auffallend. Doch die Häme, die da auch laut wurde, kann Meßstetter doch nicht umhauen. Viel zu gut ist der Ruf, den sie sich in den vergangenen Jahren erworben haben. Nicht nur dank der Landeserstaufnahmestelle, sondern durch ihre ganze Entwicklung. Die Stadt ist mit Infrastruktur, Einkaufsmärkten und einem bunten Branchenmix inhabergeführter Geschäfte, mit lebendigen Vereinen und Kirchengemeinden, mit grundsoliden Firmen und Freizeit-Attraktionen, etwa dem niegelnagelneuen Sport- und Freizeitgelände Blumersberg, den Premium-Wanderwegen "Hochalbpfade", dem Feriendorf und dem Barfußpfad in Tieringen – die Liste ließe sich fortsetzen – reich gesegnet. Demnächst kommt noch ein neues Ärztehaus samt Pflegeeinrichtung mit innovativem Konzept dazu. Kurzum: Meßstetten boomt, die Zahl der Einwohner wächst längst wieder, und zurzeit ist die Stadt mit ihrer schönen Umgebung ein wahres Wintermärchen.

Zudem: Wo anders im Zollernalbkreis hätten sich leer stehende, intakte Gebäude gefunden, die einen so großzügigen Einbahn-Verkehr möglich machen, wie er für die Impfaktion nötig ist? Und wo leben so viele Zollernälbler in unmittelbarer Nähe? Albstadt als größte Stadt im Kreis grenzt an Meßstetten, Balingen als zweitgrößte ist einen Katzensprung entfernt. Wer zum Impfen nach Meßstetten fährt, hat seit gestern Gelegenheit, unterwegs das Wintermärchen zu genießen – und kommt vielleicht danach öfter. Für ihre Gastfreundschaft sind die Meßstetter ja inzwischen bestens bekannt.