Wachgängerin Sabine Neufeldt und ihre Kollegen von der DLRG Meßstetten müssen derzeit besonders aufmerksam sein angesichts vieler, nicht immer vorsichtiger, Badegäste am Stausee Oberdigisheim, einem der beliebtesten Badeziele der Region. Die Distanz vom Ufer zur Badeplattform beträgt rund 50 Meter. Foto: Wysotzki

Selbstüberschätzung und falsches Verhalten. Rettungsschwimmer müssen 2018 öfters eingreifen.

Meßstetten-Oberdigisheim - Alle Hände voll zu tun hat derzeit die DLRG-Ortsgruppe Meßstetten mit ihren Rettungsschwimmern: Sechs Mal mussten die ehrenamtlichen Helfer innerhalb der vergangenen zehn Tage tatkräftig eingreifen.

Nicht zu Trainingszwecken sind die Mitglieder der DLRG Meßstetten derzeit besonders oft am Stausee in Oberdigisheim, sondern zur Menschenrettung: Fünf Kindern und einem Erwachsenen mussten die Meßstetter wegen Erschöpfung unter Einsatz des Rettungsbretts zu Hilfe kommen. Ein Grund dafür, so der Technische Leiter für Ausbildung, Detlef Wysotzki, könnte in der Selbstüberschätzung und der Distanz mit rund 50 Metern zur Badeinsel liegen. "Hin und zurück sind das 100 Meter. Da versagen auf dem Rückweg die Kräfte ungeübter Schwimmer", so sein Resümee. Für das Frühschwimmerzeugnis Seepferdchen lege ein Kind gerade einmal 25 Meter zurück – die Hälfte der Distanz zur Badeinsel. Für das Jugendschwimmabzeichen Bronze sind es unter Hallenbadbadbedingungen gerade einmal 200 Meter. Das entspreche nach einem Sturz an einer Uferpromenade des Bodensees gerade mal der Strecke bis zum Erreichen der nächsten Uferleiter.

Der jüngste Fall muss auch Betreuern zu denken geben: Ein Nichtschwimmer über bodenlosem Grund – das erforderte den zupackenden Griff eines Rettungsschwimmers in unmittelbarer Nähe. Alle fünf Kinder der Gruppe waren im Grundschulalter, wobei eben dieses eine Kind überhaupt nicht schwimmen konnte. Der Betreuer hatte dem Kind zwar ausdrücklich verboten, ins Wasser zu gehen – aber nicht jedes Kind hört auf die guten Ratschläge von Erwachsenen.

Schon jetzt 280 Ertrunkene bundesweit

Der Pressesprecher des Dachverbands der DLRG spricht bereits jetzt von 280 Ertrunkenen in der laufenden Saison 2018 – das entspricht schon weit vor Ende der Badezeit einer Steigerung der tödliche Unfälle von 15 Prozent gegenüber jenen im gesamten Jahr 2017. Die Badesaison ist absehbar noch lange nicht zu Ende, und daher appellieren die Mitglieder der DLRG-Ortsgruppe an alle Badegäste am Stausee und in Freibädern, die Baderegeln unbedingt einzuhalten: Erhitzt oder alkoholisiert ins Wasser zu gehen, könne lebensgefährlich sein. Schwimmflügel seine keine Schwimmhilfe, sondern optische Kosmetik. Zudem kämen – wie auch 2017 – Eltern ihrer Aufsichtspflicht nicht im erforderlichen Maß nach.