Polizeioberkommissar Karl Butz berichtete über Erklärbares und Unerklärliches.Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder Bote

Polizeistatistik: Polizeioberkommissar Karl Butz legt im Gemeinderat interessante Zahlen vor

Signifikant zurückgegangen ist in Meßstetten die Zahl der Straftaten im Jahr 2019. Dafür ist die der Unfälle gestiegen. Die Stadträte erfuhren am Freitag die Gründe.

Meßstetten. Mehrere personelle Wechsel sind der Grund, aus dem Jens Döppert inzwischen kommissarischer Leiter des Polizeipostens Meßstetten ist – und sein Stellvertreter, Polizeioberkommissar Karl Butz, am Freitagabend im Gemeinderat über die Unfall- und Kriminalitätsstatistik 2019 für Meßstetten referiert hat. Dieselbe steht sauber da, wie Butz betonte. Zudem sei der Wechsel vom aufgelösten Polizeipräsidium Tuttlingen in den Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Reutlingen ohne Nachteile für die Bevölkerung verlaufen – und die bisherigen Erfahrungen seien "äußerst positiv".

Signifikante Unfallschwerpunkte in Meßstetten haben Butz und seine Kollegen nicht ausgemacht, und der neue Kreisel am Hartheimer Weg werde sich zudem positiv auswirken, ist er sicher. 165 Unfälle – 2018 waren es 149 gewesen – hatten sich 2019 in der Gesamtstadt ereignet, davon 142 (2018: 128) mit Sach- und 23 (21) mit Personenschaden. 31 (32) Menschen sind dabei verletzt worden, sieben von ihnen schwer – einer mehr als 2018. Die Zahl der Getöteten ist bei Null geblieben.

Deutlich weniger Straftaten im Jahr 2019

Die Kriminalitätsbelastung – die Zahl der Fälle pro 100 000 Einwohner – liegt in Meßstetten laut Karl Butz mit 1859 deutlich unter dem Vorjahreswert von 2689 und unter dem Wert im Zollernalbkreis von 3473 Fällen. Warum die Zahl der Straftaten so deutlich gefallen sei – das können Karl Butz und seine Kollegen sich auch nicht erklären. Statistische Fehler jedenfalls schließt er aus: "Die Zahlen sind real."

Tatsächlich waren es 2019 mit 198 Straftaten deutlich weniger als 2018 mit 284. Aufgeklärt hat die Polizei 131 (177), womit die Quote von 62,3 auf 66,2 Prozent steigt. Unter den 136 (159) Tatverdächtigen waren elf Heranwachsende (2018: 22), 14 Jugendliche (15) und neun Kinder – drei mehr als vor Jahresfrist. 102 Tatverdächtige (117) waren 2019 männlichen, 34 (42) weiblichen Geschlechts, 47 (100) waren Nichtdeutsche, 89 (59) Deutsche.

Wer nun unken wollte, der Rückgang habe mit der Schließung der Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge Ende 2017 zu tun, irrt, wie Butz betonte. Die hatte sich beim Rückgang von 618 Straftaten 2017 auf 284 im Jahr 2018 bemerkbar gemacht. Unter den 21 Fällen im Gebiet Kaserne Geißbühl 2019 – ein Rückgang um 33 – seien zwar noch einige Urkundenfälschungen drin, die erst nach Schließung der Lea aufgeklärt worden seien, die meisten seien aber auf der Geißbühlstraße, am Parkplatz Wildgehege oder dem Truppenübungsplatz passiert.

Wie sich die Straftaten auf die Stadtteile verteilen, zeigte eine eigene Grafik: In der Kernstadt waren es 90 (137), im Wohngebiet Bueloch 24 (21), in Hartheim neun (sechs), in Heinstetten sieben (acht), in Hossingen vier (sechs) und in Unterdigisheim fünf (neun). Konstant geblieben ist die Zahl in Oberdigisheim mit sieben und in Tieringen mit acht. 23 Straftaten – fünf weniger als vor Jahresfrist – waren keinem genauen Ort zuzuordnen.

Den Löwenanteil machen mit 60 (81) Fällen die Vermögens- und Fälschungsdelikte aus, gefolgt von "sonstigen Straftatbeständen" mit 40 (35), Rohheitsdelikten und Delikten gegen die persönliche Freiheit mit 39 (20), Diebstählen ohne erschwerende Umstände mit 31 (99) und Delikten nach strafrechtlichen Nebengesetzen, worunter unter anderem Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz fallen: 13 waren es 2019 – 23 weniger als im Jahr zuvor. Neun Mal hatten Diebe unter erschwerenden Umständen zugegriffen – eine Steigerung um zwei Fälle. Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung stehen mit fünf (sechs) Fällen zu Buche, und Straftaten gegen das Leben mit einem Fall – einer mehr als 2018.

Positiv ausgewirkt habe sich die Installierung einer Rauschgiftdelikt-Ermittlungsgruppe, wie der Polizeioberkommissar betonte. Den Anstieg der Rohheitsdelikte erklärt sich Butz mit dem Anstieg der Rohheit selbst, und berichtete auf Nachfrage von Bürgermeister Frank Schroft auch von einem Anstieg häuslicher Gewalt in der Zeit der coronabedingten Pause im öffentlichen Leben. Manche Frauen und Kinder lernten ihren Mann und Vater, der "Fernsehen und Getränke" als Hobbys habe, eben besser kennen, wenn alle zu Hause seien, sagte Butz mit bitterer Ironie.

Durch Online-Handel ist viel Schaden entstanden

Ob der Corona-Lockdown sich sonst noch ausgewirkt habe, wollte Schroft wissen, und erfuhr, dass viel Schaden durch Onlinehandel entstanden sei – weil die bezahlte Ware nicht geliefert wurde. Außerdem fragte Schroft nach den Gründen für den Anstieg der Unfälle im Ortskern von Meßstetten, der aus einer Übersicht hervorging. "Zunehmender Verkehr und Unaufmerksamkeit" haben Karl Butz und seine Kollegen als Gründe dafür ausgemacht.

Insgesamt stellte der Oberkommissar der Stadt aber ein sehr gutes Zeugnis aus: In Meßstetten sei das Leben in punkto Sicherheit und Sicherheitsgefühl "sehr erfreulich" – das müsse so bleiben. Wieder ein Kollege mehr im Polizeiposten könne da freilich nicht schaden. Derzeit sind es drei. "Aber man hat mit Sicherheit schon viele Straftaten verhindert, indem man nur vor Ort gewesen ist."