Eine Zeichnung des Nusplinger Bahnhofsgebäudes: Der Eisenbahnbau wurde nie realisiert. Foto: Groh Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimat- und Geschichtsverein stellt Plan einer Strecke von Ebingen über Tieringen nach Nusplingen vor

Meßstetten (wgh). Vor mehr als 100 Jahren war eine Eisenbahnstrecke von Ebingen über Hossingen und Tieringen nach Nusplingen geplant. Wer weiß das heute noch? Der Heimat- und Geschichtsverein Meßstetten.

Heinz Roth hat dazu intensiv recherchiert: Neben Zeitungsartikeln hat er auch einen baureifen Plan für die Eisenbahnstrecke Ebingen-Nusplingen gefunden, den Regierungsbaumeister Wallerstein aus Nürnberg 1908 angefertigt hatte: für ein Honorar von 8000 Mark. Damit Besucher diesen Plan eingesehen konnten, war eigens die Albstädter Stadtarchivarin Dorothea Reuter zum Vortrag des Heimat- und Geschichtsvereins gekommen: In einer Präsentation stellte Roth nicht nur Teile des Plans vor, sondern zeigte auch Beweggründe auf.

Der Anschluss Ebingens an die Zollernbahn 1878 förderte die Industrialisierung ungemein. So wie 1887 die Nadelfabrik Theodor Groz gegründet wurde, entstanden viele weitere Industriebetriebe. Es wurde sogar ein Eisenbahn-Komitee gegründet, damit weitere Gemeinden einen Bahnanschluss erhalten sollten. Wie die Stadtarchivarin ergänzte, fertigte der damalige Stadtbaumeister Leo Schrein einen Plan zur Erweiterung des Bahnhofes und für einen großzügigen Anschluss der Talgangbahn an – und natürlich für den Anschluss der neuen Bahn auf den Heuberg.

Schon 1897 wurde in einem Leserbrief eine Heubergbahn gefordert. 1901 fand ein Gespräch mit dem Ebinger Eisenbahn-Komitee in Meßstetten statt, bei dem klar wurde, dass eine Schmalspurbahn keine Chance haben werde. Mit einer umfangreichen, statistischen Untersuchung wollten die Bahn-Befürworter die Rentabilität einer solchen Strecke untermauern. Aber als sie die Genehmigung in Stuttgart einholen wollten, wurden dort die Rentabilität des Vorhabens in Frage gestellt und die Baukosten als zu hoch erachtet. Ein Tunnel von 160 Metern Länge am Hang des Meßstetter Tales beim Kirchlesfelsen, ein beachtliches Brückenwerk über das obere Tal und eine weitere Brücke über das Hossinger Burteltal wären nur einige der teuren Investitionen gewesen. Der ablehnende Bescheid aus Stuttgart beendete das Projekt endgültig.

Bei der Spaichinger Heubergbahn, die bis Nusplingen führen sollte, hatten die Befürworter mehr Glück. Das Projekt wurde 1912 genehmigt. Im Januar 1913 war der erste Spatenstich. Wegen des Ersten Weltkriegs wurden die Arbeiten bald wieder eingestellt. Beim Bau des Albaufstiegs zwischen Denkingen und Gosheim erforderten widrige geologische Verhältnisse mehrere Kunstbauten, damit in dem steilen Gelände Rutschungen gestoppt werden konnten. Nach der Inflation wurden die Bauarbeiten ab 1926 wieder aufgenommen. Allerdings wurde nur bis Reichenbach gebaut. Am 25. Mai 1928 folgte die Einweihung und in den 1960-er Jahren wurde die Bahn stillgelegt.