Investitur: Pfarrerin Susanne Stephan ist nach neun Monaten Interimszeit offiziell ins Amt eingeführt worden
Von Peter Franke
Seit einem Dreivierteljahr ist sie in Meßstetten, doch bisher hat sie ihr Amt nur stellvertretend ausgeübt. Das ist vorbei: Gestern hat die evangelische Kirchengemeinde Meßstetten in der Lamprechtskirche die Investitur von Pfarrerin Susanne Stephan gefeiert.
Meßstetten. Vor zahlreichen Kirchgängern sprach zuerst Albrecht Knoch – der Codekan im evangelischen Kirchenbezirk Balingen fragte nach der Bedeutung des lateinischen Wortes "Pastor", zu Deutsch "Hirte". Wohl sei es die vornehmste Aufgabe eines Pfarrers, seine "Herde" zu hüten und zu schützen – allerdings als ausführende Hand und Stimme des eigentlichen, großen Hirten Jesus Christus. Als Pastorin müsse Stephan selbst immer wieder den Weg zur Quelle suchen und sich leiten lassen – nur so könne sie selbst leiten. Die Gemeinde forderte der Codekan auf, ihrerseits der Hirtin zu helfen, sie anzunehmen und anzuerkennen. Flankiert vom Kirchengemeinderat segnete Knoch Stephan anschließend in den Dienst ein. Dazu musizierte der Posaunenchor, geleitet von Thomas Kiesinger. Die Orgelbegleitung steuerte Maria Fischer bei.
Dieter Stoll aus Mössingen grüßte Stephan als Zeuge und schenkte ihr "Dein Wort in Gottes Ohr", ein Büchlein mit christlichen Anekdoten – diese sollten ihr dabei helfen, den Menschen weiterhin mit Humor und Freundlichkeit zu begegnen. Reinhold Schuttkowski, Meßstetten geschäftsführender Pfarrer, erklärte, auch Pfarrer könnten es nicht allen recht machen. Man müsse auch nicht immer einer Meinung sein, wichtig sei aber, dass man in dieselbe Richtung gehe. So stelle er sich auch die Zusammenarbeit mit der Kollegin vor.
Anschließend hatte diese selbst das Wort. Auch Susanne Stephan ging auf das Bild vom Hirten ein, dachte laut darüber nach, ob es nicht überholt sei – zumal niemand gern als Schaf gelten wolle – und verneinte die Frage dann: Christen hätten ein positives Bild von Schaf und Hirte. Gewiss, mancher würde dabei lieber den Hirtenhund spielen – aber der komme in der Bibel nicht vor. Christen seien vielmehr gehalten, wie ihr Vorbild Jesus Christus Geduld zu üben, Leid und Ungerechtigkeit zu ertragen und einander auch und gerade im Unvermögen, in der Kleingläubigkeit und Schwachheit anzunehmen.
Dem gut besuchten Gottesdienst folgte ein gut besuchter Stehempfang. Bürgermeister Frank Schroft stellte fest, gerade in einer sich schnell wandelnden Gesellschaft tue Orientierung not, dürfe nicht Beliebigkeit die Oberhand gewinnen. Er wünschte Stephan Anerkennung, Freude, Gelassenheit und Gottes Segen bei der Erfüllung ihrer Aufgabe. Heinz-Werner Ittermann von der katholischen Kirchengemeinde betonte die Bedeutung der Ökumene: Er freue sich darauf, auch weiterhin an einem Strick mit Stephan zu ziehen – vorzugsweise auf derselben Seite. Rolf Held, Pastor der evangelisch-methodistischen Kirchengemeinde, schenkte der Kollegin einen Avocado-Kern – eine Metapher für die Geduld, die man oft brauche, bis Neues auf- und anbreche.
Tino Murgia, Leiter der Süddeutschen Gemeinschaft Meßstetten, wünschte sich ein gutes Miteinander auf Allianzebene – und Stephan, dass Gott ihr die Kraft geben möge, ihre Aufgaben zu erfüllen. Bianca Hermann sprach für den Kirchengemeinderat. Sie erzählte die Geschichte von der "Suche nach dem großen Glück". Die Pointe: Am Ende erweise sich, dass es an dem Platz zu finden sei, an den Gott einen gestellt habe. Bei Susanne Stephan ist das der Meßstetter Pfarrbezirk Ost.