Das "Haus der Kirche" ist in den 1970er Jahren von der Militärseelsorge gebaut worden. Es soll ans Diasporahaus verkauft werden. Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder Bote

Evangelische Kirche: "Haus der Kirche" im Wohngebiet Bueloch soll verkauft werden

"Das Bueloch von Gott verlassen" lautet der Titel eines Leserbriefs, der den möglichen Verkauf des "Hauses der Kirche" betrifft. Eine Nachfrage ergibt allerdings: Die Kirche sucht nach Lösungen.

Meßstetten. Dass die evangelische Kirchengemeinde "ihre letzte Verbindung" zum Wohngebiet Bueloch "durch einen heimlichen Verkauf des ›Haus der Kirche‹ abgeschnitten" habe, beklagt ein Leser, der in der Ferdinand-Steinbeis-Straße in Meßstetten lebt – unweit des Hauses Nummer 20, um das es geht. In einer "Art und Weise", die "einer Kirche völlig unwürdig" sei, sei das geschehen, so der Leser weiter. 30 ältere Frauen gestalteten dort seit Jahrzehnten einen Gemeinschaftstreff "mit Liebe und auf eigene Kosten" sowie ein Freitagsvesper, das "weit über das Bueloch beliebt und gut besucht" gewesen sei. Eine Kinderkirche, von einer Frau jeden Sonntag gestaltet, sei "eiskalt und ohne Vorwarnung vor die Tür gesetzt" worden, und die Nutzer hätten altersbedingt keine Alternativen und seien zu wenig mobil, um in die Kernstadt zu gelangen.

Nicht zuletzt wirft der Autor des Leserbriefs dem "zuständigen Pfarrer für das Bueloch" vor, dass er "immer durch Untätigkeit und Abwesenheit glänzte". Pfarrer Reinhold Schuttkowski, so stellt sich durch Nachfrage unserer Zeitung heraus, ist freilich nicht gemeint, denn das Wohngebiet Bueloch gehöre nicht zu seinem Pfarramt, sondern zum Pfarramt Ost, und das sei zwar vorher von einem Pfarrer betreut worden, jetzt allerdings durch eine Pfarrerin. Diesen Kritikpunkt kann Schuttkowski sich daher nicht erklären.

Das "Haus der Kirche" sei in den 1970er-Jahren von der Militärseelsorge gebaut worden, neben dem Pfarrhaus des Militärpfarrers, das schon vor einigen Jahren verkauft worden sei. Zwar sei die Bundeswehr inzwischen abgezogen, einige Frauen von Bundeswehrangehörigen hätten allerdings ihre Treffen seither aufrecht erhalten. So weit, so gut.

Weil es der evangelischen Kirche aber nicht anders geht als allen anderen Glaubensgemeinschaften und sie an Mitgliedern verliere, sei auch die Kirchengemeinde Meßstetten von der Landeskirche aufgefordert worden, ihren Immobilienbestand zu überprüfen. Das Haus in der Ferdinand-Steinbeis-Straße 20 koste die Gemeinde rund 12 000 Euro im Jahr – für Grundsteuer, Hausmeister, Strom, Wasser, Reparaturen und Ähnliches. Somit koste jeder der monatlichen Gemeinschaftstreffs – umgelegt – 1000 Euro. Das Freitagsvesper finde ebenfalls monatlich, aber nur von Oktober bis Ostern, statt.

Das Haus kaufen will laut Schuttkowski das Diasporahaus Bietenhausen, was dessen Verwaltungsleiter Wilhelm Hailfinger auf Nachfrage bestätigt. Der Kirchengemeinderat habe zugestimmt und der Notartermin sei für Herbst geplant. Das Diasporahaus plant laut Hailfinger dort eine Tagesgruppe für Jugendliche aus dem Wohngebiet bis etwa 17 Uhr täglich sowie ein Beratungsangebot. Weil sie das Haus an Wochenenden aber nicht benötige, offen sei für Kooperationen und interessiert an einem guten Verhältnis zur Kirche, sei es durchaus denkbar, Räume an Wochenenden zur Verfügung zu stellen.

"Die Frage stellt sich, aus dem Montags- einen Samstagstreff zu machen", sagt Pfarrer Schuttkowski. Die Entscheidung darüber müssten freilich die Organisatorinnen selbst treffen. Dass sich auch für das Freitagsvesper räumliche Alternativen finden lassen, davon ist Reinhold Schuttkowski überzeugt – eventuell mit Fahrdienst für nicht mobile Bewohner des Gebiets Bueloch. Der Stadt habe die Kirche das Gebäude in den vergangenen Jahren zwei Mal angeboten, doch die habe einen Kauf zweimal abgelehnt. Deshalb ist Schuttkowski froh, dass mit dem Diasporahaus Bietenhausen ein Käufer gefunden sei, der Angebote im Sinne der Kirche mache und zudem einen ausgezeichneten Ruf in Meßstetten genieße: Dort betreibt der Verein bereits zwei Wohngruppen, eine davon im Bueloch-Gebiet, bietet Schulsozialarbeit an und zeichnet für die gemeinwesenorientierte offene Jugendarbeit verantwortlich.

Verständnis für den Unmut des Leserbriefautors kann Pfarrer Schuttkowski dennoch aufbringen. Zwar habe die Kirchengemeinde den Organisatorinnen des Montagstreffs und des Freitagsvespers schon vor Jahren signalisiert, dass mit Veränderungen im Hinblick auf das "Haus der Kirche" zu rechnen sein könnte, und auch nichts "heimlich" beschlossen, sondern eben erst einmal nichtöffentlich beraten, um nicht unnötig Pferde scheu zu machen, sollte nichts dabei herauskommen. Doch es sei bei solchen Diskussionen eben auch viel Psychologie im Spiel und das Gefühl "Man nimmt uns etwas weg" schnell da.

Gerade, weil die Kirchengemeinde den Bewohnern des Gebiets Bueloch aber nichts wegnehmen wolle, sei das letzte Wort über die monatlichen Angebote eben noch nicht gesprochen, macht der Pfarrer klar.