Erna Celmer wird heute 90 Jahre alt. Foto: Franke Foto: Schwarzwälder Bote

Jubiläum: Erna Celmer feiert am Sonntag ihren 90. Geburtstag

Meßstetten. Hinter der kleinen, zierlichen Erna Celmer vermutet man kaum ihre 90 Lebensjahre, die sie morgen, am Sonntag, vollendet.

Außer einer leichten Schwerhörigkeit ist Erna Celmer kaum beeinträchtigt. Dennoch braucht sie in ihrem hohen Alter zur Bewältigung ihres Alltags nichts mehr tun. Ihr Sohn Ivan Driga und dessen Frau Switlana kümmern sich liebevoll um die freundliche Frau.

Vor knapp zehn Jahren siedelte die Seniorin mit ihrer Familie von Saratow nach Deutschland über. Die Schwester Eva Laukert lebte zu dieser Zeit in Ebingen und half bei der Ansiedlung. Mit dem voll besetzten Bus hatte die anstrengende Reise zwei Tage lang gedauert. Mehrere Zwangsumsiedlungen waren dem in früheren Zeiten voran gegangen, während derer die Familie eine Zeit lang auch auseinandergerissen wurde. Es ging aus der Ukraine nach Weißrussland, dann nach Kasachstan und danach an den Ural, wo die Familie wieder zusammen fand. Ab 1956 wohnte sie wieder in der Ukraine.

Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte die Mutter der Deutsch-Russin wohl schon einmal im Land ihrer Väter als Haushaltshilfe gearbeitet und auch die Tochter dabei gehabt, aber aus dieser Zeit sind keine Sprachreste übrig geblieben; die Jubilarin muss übersetzt werden.

Irgendwann lernte Erna Celmer den Zimmermann Adolf Driga kennen, der bis zu seinem Tod 1979 ihr Lebenspartner war. Aus dieser Beziehung ging der einzige Sohn Ivan hervor. Allerdings wuchs die Familie über diesen Zweig beträchtlich; die Enkel Vitali, Ivan, Urij und Konstantin sowie die Enkelin Vira stehen für die folgende, sechs Urenkel für die aktuelle Generation. Die Jubilarin war harte Arbeit in der Kolchose gewöhnt. Oft dauerte der Arbeitstag länger als zehn Stunden.

Für den Sohn war in der kommunistischen Welt gesorgt – von der Kinderkrippe ab dem zehnten Lebensmonat bis zur zehnten Klasse in der Ganztagsschule. Wenn sie darauf angesprochen wird, dann sprudeln die Geschichten ihres Lebens nur so aus ihr heraus, meist kleine Ereignisse, aber offensichtlich klar im Gedächtnis präsent.

Und auch der Körper macht noch mit: Wenn das Wetter taugt, geht sie im Meßstetter Bueloch noch kleine "Runden drehen", ganz allein, ohne Begleitung.