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Alle Baustellen im sportlichen Bereich beim VfB Stuttgart aufzuzählen würde den Rahmen sprengen. Der Umbau des Stadions verläuft dagegen vollkommen nach Plan.

Stuttgart - Alle Baustellen im sportlichen Bereich aufzuzählen, die den Verantwortlichen beim VfB Stuttgart zurzeit Sorgen bereiten, würde den Rahmen sprengen. Der Umbau des Stadions verläuft dagegen vollkommen nach Plan - und das trotz einiger Hindernisse.

Für die Bauarbeiter ist die Baustelle Mercedes-Benz-Arena paradiesisch. Während Kollegen in den nächsten Monaten oft im Nieselregen rackern oder sogar erst einmal zur Schneeschaufel greifen müssen, können sie geschützt vor den ungemütlichen Begleiterscheinungen des Herbstes und Winters unter dem Stadiondach die Untertürkheimer Tribüne aufbauen. Ein Traum - einzig die frostigen Temperaturen bleiben.

Die Planer der BAM Deutschland AG, die für den Bau der Tribüne sowie der darin integrierten Multifunktionshalle verantwortlich sind, teilen die Freude übers Dach dagegen nicht. Sie stellt die Konstruktion vor Probleme. Denn an der tiefsten Stelle an der Stadionaußenseite schwebt das Dach lediglich 15 Meter über dem Boden. Daher können sie nur einen kleinen, 18 Meter hohen und mit einem 45 Meter langen Ausleger ausgestatteten Kran einsetzen - und lediglich vom Inneren der Arena aus eingreifen. "Ohne das Dach könnten wir ganz anders arbeiten", sagt Udo Witzel, Projektleiter bei der BAM Deutschland AG, "dann wären wir bestimmt einen Monat früher fertig."

Das Dach ist jedoch nicht das einzige Hindernis beim Umbau der Mercedes-Benz-Arena. In der Regel werkeln bis zu 80 Bauarbeiter in zwei Schichten zwischen 6.30 und 22 Uhr dort, wo im Frühjahr noch die Untertürkheimer Kurve gestanden hat. Bestreitet jedoch der VfB ein Heimspiel, wie an diesem Samstag um 15.30 Uhr gegen Bayern München, ist Punkt 11 Uhr Feierabend. Umso gravierender wirkt sich der Spielbetrieb aus, weil die Bauarbeiter die Tribüne nicht auf dem schnellsten Weg betonieren können.

Vielmehr müssen sie vor jedem Heimspiel in einem bestimmten Abstand und Winkel zum Spielfeld eine befestigte Fläche schaffen, auf der sich der Wagen mit der Hintertorkamera postieren kann.

"Untertürkheimer Tribüne steht bis Ende Juli"

Trotz allem ist sich Udo Witzel sicher, dass die Untertürkheimer Tribüne bis Ende Juli steht. "Wir haben das ja alles von Anfang an berücksichtigt", sagt er, "daher liegen wir absolut im Zeitplan." Noch ragen zwar dort, wo in der kommenden Saison bei internationalen Spielen 13.700 Zuschauer und bei Bundesligapartien 15.450 Fans Platz finden, lediglich zahlreiche Eisenstangen und einzelne Betonfundamente aus dem Boden. Ab Januar nimmt die Tribüne aber Konturen an. Dann wird richtig in die Höhe gebaut. Innerhalb von sieben Monaten werden dann die beiden Ränge der Untertürkheimer Tribüne in elf Meter Entfernung vom Spielfeldrand aufgebaut und an die Gegentribüne angeschlossen.

Die Sitzreihen der Haupttribüne werden dagegen nicht mit denen der neuen Tribüne verbunden, weil die Neigung der Haupttribüne das nicht zulässt.

Der 28 Millionen Euro teure zweite Bauabschnitt ist damit aber noch längst nicht beendet. Denn sobald die Tribüne fertiggestellt ist, beginnt der Innenausbau der integrierten Multifunktionshalle. Bis April 2011 entsteht unter den Sitzplätzen eine Ballsporthalle, in der bei Volleyball- und Basketballspielen bis zu 2000 Zuschauer Platz finden. Bei Handballspielen sind es wegen des größeren Feldes weniger. Das besondere Highlight für Fußballfans: Auf dem Weg zu ihren Sitzplätzen auf der Untertürkheimer Tribüne können sie durch Fensterscheiben auch das Geschehen in der Halle verfolgen.

Einen ersten Eindruck von Tribüne und Arena können sich Interessierte wohl schon 2010 verschaffen. Vermutlich wird dann die Stadion Neckarpark GmbH Baustellenführungen anbieten. Zudem haben die Verantwortlichen der Internetseite mercedes-benz-arena.de die Webcam aus der Cannstatter Kurve ans Untertürkheimer Ende der Haupttribüne versetzt, um wie beim Umbau des Spielfeldes künftig auch aus der ehemaligen Untertürkheimer Kurve stets aktuelle Nahaufnahmen zu präsentieren. Zum Glück gibt es dort ja ein Dach, wo sie montiert werden kann.