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Kranführer schwer verletzt - Schäden dürften sich auf eine halbe Million Euro summieren.

Stuttgart - Bei einem schweren Kranunfall ist am Samstag der 31-jährige Kranführer schwer verletzt und das Dach der Mercedes-Benz-Arena durchlöchert worden. Dennoch soll der VfB Stuttgart am Donnerstag in der Arena gegen Benfica Lissabon spielen.

Es ist 9.40 Uhr am Samstag, als das Verhängnis seinen Lauf nimmt. An einem von zwei Kränen, die unter dem Stadiondach für den Bau der neuen Tribüne in der Cannstatter Kurve eingesetzt werden, bricht der Schwenkarm aus seiner Halterung. Schwere Eisenmassen stürzen zu Boden. Die Führerkabine wird mitgerissen und fällt mehr als 13 Meter nach unten. Der 31 Jahre alte Kranführer wird beim Aufprall schwer verletzt. Er bricht sich mehrere Rippen, erleidet Schnittwunden und Prellungen, kann später aber selbstständig die Kabine verlassen. Während der Kran zusammenkracht, schwingt das Kranseil nach oben, durchschlägt die Membranfolie des Arena-Dachs im Bereich von zwei Dachfeldern und wickelt sich um den Träger an der Dachkante. Manche der abgestürzten Eisenmassen schlagen schwer auf dem Rasenspielfeld auf. Ein wahres Glück, dass der Kranführer nicht lebensgefährlich verletzt wird und dass zum Zeitpunkt des Unfalls niemand direkt unter dem Kran arbeitet.

Von der Baustelle aus wird die Integrierte Leitstelle Stuttgart alarmiert, die wie die Feuerwache Bad Cannstatt nur einige Hundert Meter entfernt an der Mercedesstraße angesiedelt ist. Ein Notarzt eilt herbei und versorgt den Kranführer, bis er in eine Klinik transportiert wird. Die Feuerwehr beugt an der Unfallstelle weiteren Einsturzgefahren vor. Die Polizei nimmt die Suche nach der Unfallursache auf. Gutachter werden hinzugezogen, und auch das Stuttgarter Ingenieurbüro Schlaich, Bergermann und Partner, nach dessen Plänen das Stadiondach erbaut wurde, sichtet die Schäden.

Nach ersten Erkenntnissen dürfte allein der Schaden am Stadiondach etwa 250.000 Euro betragen. Der Schaden am Kran beläuft sich nach Schätzungen der Polizei auf etwa 180000 Euro. Die Reparatur des Rasenspielfelds und angrenzender Bereiche könnte außerdem gut 10000 Euro kosten. Die Schätzungen sind noch vage. "Die Schäden könnten sich auf rund eine halbe Million Euro summieren", sagt Jörg Klopfer, Sprecher der Stadion Neckarpark GmbH & Co. KG, an der die Stadt und der VfB Stuttgart beteiligt sind.

Vier Stunden nach dem Unfall gibt es bereits Hoffnung, dass der VfB Stuttgart am Donnerstag wie geplant sein Rückspiel in der Europa-League gegen Benfica Lissabon in der Mercedes-Benz-Arena austragen kann. Am Sonntag verdichtete sich entsprechende Hinweise.

Rollrasen macht das Spielfeld fit

Die Lautsprecher, die am Wartungssteg unter dem Stadiondach montiert sind, funktionieren noch, sagt Klopfer. Die Flutlichtanlage müsse noch geprüft werden, könnte im Zweifelsfall aber wohl repariert werden. Der Rasen des Spielfelds sei auf zehn mal 13 Meter beschädigt, könne aber vor dem Benfica-Spiel mit Rollrasen fit gemacht werden. Die Rasenheizung sei nicht beschädigt, der Wartungssteg am Dach oben inzwischen mit Ketten gesichert.

"Natürlich wird das Loch im Dach zu sehen sein, die Tribünenblöcke darunter werden gesperrt sein", sagt Klopfer. Glücklicherweise erstreckt sich das Loch im Dach nur wenig über den Randbereich der Haupttribüne. Das meiste ist über den Betoneinbauten der Cannstatter Kurve, wo eine neue Tribüne für die Fußballarena entsteht.

"Am Donnerstag ist nach unserer Kenntnis die einzige Gefahr, dass es seitlich an der Haupttribüne etwas reinregnen könnte", sagt auch VfB-Sprecher Oliver Schraft am Sonntag. Allerdings gibt es auf den Tribünen zurzeit noch genügend trockene Plätze. Schraft: "Momentan sind etwa 25000 der 40000 Tickets verkauft." Sollten wider Erwarten doch noch Sicherheitsbedenken gegen das Benfica-Spiel sprechen, müsste man mit dem Europäischen Fußballverband Uefa verhandeln. Dann würde es wohl um einen Ersatztermin gehen.

Im Moment spricht aber nichts dafür. Dass ein Statiker - wie von einer Nachrichtenagentur berichtet - am Wochenende die Gefahr eines teilweisen Dacheinsturzes beschworen haben soll, verwundere ihn, sagte Klopfer. Beim Ortstermin am Samstag habe sich ergeben, dass eine Einsturzgefahr nicht bestehe. An der Hauptkonstruktion des Dachs seien keine Schäden entdeckt worden, heißt es aus dem Büro Schlaich, Bergermann und Partner. Die Tribünenteile unter dem Schadensbereich werden gesperrt, was die Zahl der Sitzplätze um einige Hundert reduzieren könnte.

Wie das Dach nach dem Donnerstag-Spiel repariert werden kann, wolle man in den nächsten Tagen klären, sagte Klopfer. Wahrscheinlich könne man die Membranfolie nicht einfach an der Schadensstelle flicken, sondern müsse eine größere Fläche ersetzen. Das komplette Membrandach müsse man sicher nicht erneuern. Für die Reparatur hat man noch Zeit. Das nächste Heimspiel des VfB in der Bundesliga ist am 5. März gegen den FC Schalke 04.