Es ist ein Sommer wie immer in Moskau. Heiß, stickig, mit lauem Wind. Foto: IMAGO/ITAR-TASS/IMAGO/Mikhail Tereshchenko

Der Kreml spricht von einer „militärischen Spezialoperation“ in der Ukraine, und in Moskau genießen die Menschen den Sommer. Sie verdrängen, sind gleichgültig, viele leben in Angst. Die Gewalt gehört zu ihrem Alltag und sogar zu ihrer Sprache.

Rotorblätter schlagen durch die Luft, in der Ferne erscheint ein Hubschrauber. Ein anderer folgt ihm, noch einer und noch einer. Die Helikopter in Tarnfarben der russischen Armee fliegen tief über das Wasser des Meschtscherski-Sees im Südwesten Moskaus. Der Krach der Militärtechnik lässt die Menschen am Sandstrand kurz verstummen. „Ach, das sind die Unsrigen“, sagt eine Frau im türkisfarbenen Badeanzug zu ihrem Enkel fast nebenbei. „Die Unsrigen beschützen uns.“ Sie reicht dem Jungen ein Stück Brathähnchen, die pralle Sonne scheint auf ihre Köpfe. Kinder planschen im See, Jugendliche schlecken ihr Eis, Männer wie Frauen spielen Beach-Volleyball.