Die versuchte Festnahme eines mutmaßlichen Wilderers gerät in Österreich zum Fiasko. Fünf Menschen sterben. Erst nach 24 Stunden ist der Einsatz beendet. Foto: dpa

Das Drama um einen Jäger in Österreich, der vier Menschen getötet haben soll, ist vorbei. Alois H. setzte sich wohl in seinem Geheimkeller selbst in Brand. Dort finden Beamte ein Waffenarsenal.

Melk/Wien - Der Waffennarr und mutmaßliche Wilderer Alois H. hat sich nach den tödlichen Schüssen auf vier Menschen in Österreich wohl selbst umgebracht. Bei der Stürmung seines Hauses fanden die Einsatzkräfte in einem geheimen Keller eine brennende Leiche. Dabei handle es sich „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ um den Täter, sagte Polizeisprecher Johann Baumschlager der Nachrichtenagentur dpa am Mittwoch.

Auch geht die Polizei inzwischen davon aus, dass der 55-Jährige der gesuchte Wilderer war. In seinem Geheimkeller seines Hauses im niederösterreichischen Großpriel bei Melk soll er Waffen im „dreistelligen Bereich“ gehortet haben, sagte Einsatzleiter Walter Weninger von der Spezialeinheit Cobra.

Da der gegen Mitternacht gefundene Körper verkohlt sei, könne nur eine DNA-Analyse Klarheit über die Identität des Toten bringen. Dies könne einige Tage dauern, hieß es von der Polizei.

Neben der Leiche im Keller hinter einer Geheimtür fanden die Beamten auch Hinweise auf weitere Straftaten, wie ein Sprecher am Mittwoch sagte. Die Ermittler entdeckten in dem Kellerversteck Langwaffen und mehrere gestohlene Kennzeichen. Die Straftaten sollen aber „nicht mit Leib und Leben“ zu tun haben, sagte Baumschlager. Um welche Taten es sich genau handle, werde nun ermittelt.

Es liefen bereits Ermittlungen, weil der Mann vor der Tat versucht haben soll, einen Jäger zu ermorden, der ihn beim Wildern erwischte, erklärte die Polizei. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft St. Pölten ging es um eine Messerattacke im Jahr 2011.

Die Polizei hielt Alois H. für extrem gefährlich

Der Jäger und mutmaßliche Wilderer Alois H. hatte laut den Ermittlern in der Nacht zu Dienstag drei Polizisten und den Fahrer eines Rettungswagens erschossen, um seiner Festnahme zu entgehen. Die Polizei hatte zuvor in einem Wald bei Annaberg eine Straßensperre errichtet, um einen seit Jahren gesuchten Wilderer endlich zu stellen. Alois H. durchbrach die Sperre und eröffnete das Feuer.

Nach seiner Flucht verschanzte sich der schwer bewaffnete Täter auf seinem Bauernhof. Die Polizei belagerte ihn den Dienstag über mit Hunderten Einsatzkräften, das Militär half mit Panzern. Am späten Nachmittag soll als letztes Lebenszeichen ein Schuss zu hören gewesen sein, berichtete die Polizei. Gegen Abend begannen die Beamten mit der Stürmung und Durchsuchung des Anwesens, was Stunden dauerte.

Die Polizei hielt Alois H. für extrem gefährlich. Er sei ein sehr guter Schütze und habe immer gezielt auf Kopf und Brust seiner Opfer gefeuert, sagte der Cobra-Einsatzleiter. „Der Täter ist mit äußerster Brutalität vorgegangen“, sagte Baumschlager.

Ein beim Einsatz verletzter Polizist konnte am Mittwoch das Krankenhaus wieder verlassen. Alle vier Opfer waren Väter. Laut Innenministerium starben bisher in Österreich bei keinem Einsatz so viele Beamte. Der Ablauf der Bluttat werde nun geprüft, sagte der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Konrad Kogler.

Die österreichische Öffentlichkeit zeigte sich erschüttert über die Geschehnisse. Der niederösterreichische Landtag will sich am Donnerstag mit der Bluttat beschäftigen. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner unterbrach den Wahlkampf in der Alpenrepublik, um Einsatzkräfte und Angehörige der Opfer zu treffen. „Ich bin über den Tod der Polizisten und des Rettungssanitäters zutiefst erschüttert. Sie haben ihr Leben gelassen für unsere Sicherheit“, sagte sie.