Das Bild "Glücksbringer", des deutsch-schweizerischen Bildhauers Thaddäus Hüppi aus Baden-Baden zieht viele der Lindenhof-Besucher ganz besonders magisch an. In seinem großformatigen, neongelben Werk greift Hüppi bewusst die Nationalfarben der Ukraine auf und versieht sie, dem Krieg und den Bomben zum Trotz, mit Glücksbringern. Foto: Rapthel-Kieser

Wer derzeit für eine Vorstellung, eine Matinee, eine Kleinkunstaufführung, ein Konzert oder gar eine Premiere in das Theater Lindenhof nach Melchingen kommt, hat gleich ein doppeltes Kunsterlebnis.

Burladingen-Melchingen - Denn noch bis zum Mittwoch, 15. März, stellen im Theater Lindenhof sieben ukrainische und sieben deutsche Künstlerinnen jeweils im Tandem ihre Werke im Foyer und im Treppenhaus aus.

"Freunde – drusi" ist der Titel der Ausstellung, die Mitte Januar erst eröffnet wurde. Es ist eine Wanderausstellung, die, bevor sie im Theater Lindenhof in Melchingen aufgebaut wurde, schon in der Galerie im Kunstkirchturm der St.Bonifatiuskirche in Röthenbach a.d. Peg. in Bayern präsentiert wurde.

Die Bezeichnung Tandem steht für gegenseitigen Austausch

Von der Oberen Alb soll die bemerkenswerte und berührende Ausstellung dann in die deutsche Partnerstadt von Charkiw, nach Nürnberg, wandern. Die Idee der Wanderausstellung kommt von den zwei Kuratoren Ulrike Götz vom NurembergArt-Syndicate und dem in Ammerbuch lebenden Künstler Thomas Nolden, der auch als Dozent an der Freien Kunstakademie Frankfurt und der Design- und Kommunikationsakademie Reutlingen lehrt. Beide nutzten ihre bestehenden Kontakte in die Kunstszene um die Ausstellung auf die Beine zu stellen.

Die nun vertretenen Künstlerpaare kannten sich zum Teil bereits auf Grund vergangener Projekte, zum Teil sind sie erst durch die Ausstellung in Kontakt gekommen, wie bei der Eröffnung erläutert wurde. Die Bezeichnung Tandem sei den Ausstellungsmachern deshalb passend erschienen, weil dieser Begriff ja auch für die interkulturelle Lernmethode bei Fremdsprachen angewandt wird. Auch da geht es um den gegenseitigen Austausch. Die aktuelle Krise und die Bedrohung durch Krieg zeige, wie wichtig Freundschaft sei, betonte Nolden bei der Ausstellungseröffnung.

Dieses Projekt ist aber weit mehr als nur eine freundschaftliche Geste, mit der den bedrohten, teilweise zutiefst traumatisierten, teilweise heimatlos gewordenen ukrainischen Künstlerinnen ein Raum geboten wird. Es ist der weibliche Blick auf Leid und Liebe, auf Verzweiflung und Freundschaft, auf einen gelegentlich fast trotzig wirkenden Überlebenswillen mit der bewussten Hinwendung zu ausdrucksstarken, bunten und fröhlichen Farben auf großformatigen Bildern. Die Werke sprechen von Witz und Widerstand und dem ungebrochenen Willen des ukrainischen Volkes, zu überleben.

Drusi – Freundschaft wird mit Leben erfüllt

Und so bilden zum Beispiel Anna-Maria Kursawe aus Leipzig und Kateryna Bortsova aus Charkiw ein Gespann. Beide lernten sich 2014 in der Künstlerkolonie in Kicevo in Nordmazedonien kennen. Erst der Ausbruch des Krieges in der Ukraine brachte sie wieder zusammen. Kursawe erfuhr von den Problemen Bortsovas, die aus ihrer Heimatstadt Charkiw flüchten musste. Sie bot ihr eine erste Anlaufstelle zum Wohnen, sowie eine Artist-in-Residence-Möglichkeit in Leipzig an. Drusi, Freundschaft wird so mit Leben erfüllt und dem Titel der Ausstellung in ganz besonderer Weise gerecht.

Mit dabei ist auch die Künstlerin Ava Smitmans, die in Melchingen seit geraumer Zeit ihr Atelier hat und zuvor in der Region rund um Tübingen vor allem aber auch Albstadt tätig war. Sie ist im Tandem mit der Künstlerin Anna Arlamova, die sie einst im Tübinger Verein "Ort für Kunst" kennengelernt hat. Während Arlamova eher Naturlandschaften malt, sind Stadtlandschaften das Thema von Smitmans.

Der Ammerbucher Thomas Nolden stellt in dieser Ausstellung ebenfalls aus und bildet ein Tandem mit dem Ukrainer Sergey Sytnik. Der ist Leiter des Kulturpalasts in Krementschuk in der Zentralukraine.

Info: Die Ausstellung kann auch zu den Öffnungszeiten des Kartenbüros besucht werden. Also am Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 10 bis 16 Uhr, sowie an den Spieltagen jeweils zwei Stunden vor Vorstellungsbeginn.