Mit einer Ausstellung macht Sherlock Holmes Station im Steinhaus in Nagold. Das Ziel: Der berühmte Detektiv soll das „Geheimnis der Wüsten Urschel“ lösen.
Sherlock Holmes dürfte weltweit die Kunstfigur mit dem höchsten Wiedererkennungswert sein. Die ikonische Silhouette mit Pfeife und Deerstalker-Mütze reicht aus, damit Menschen von Reykjavik bis Kapstadt und von Lissabon bis Wladiwostok den Privatermittler aus dem viktorianischen London erkennen.
Seit Sir Arthur Conan Doyle im Jahr 1887 mit „Eine Studie in Scharlachrot“ den ersten Roman um seinen Meisterdetektiv veröffentlichte, machte dieser eine bemerkenswerte Karriere. Es folgten drei weitere Romane und 56 Kurzgeschichten aus der Feder Doyles, Theaterstücke, Radiohörspiele, Groschenromane, Filme, Fernsehserien und Plagiate en masse. Zuletzt verlieh die BBC-Produktion „Sherlock“ mit Benedict Cumberbatch in der Titelrolle und „Hobbit“ Martin Freeman als Dr. John Watson dem Stoff einen zeitgemäßen Anstrich.
„Sherlock Holmes und das Geheimnis der Wüsten Urschel“
Auf diese Serie bezog sich auch Nagolds Bürgermeister Hagen Breitling, als er die Besucher begrüßte, die sich trotz goldenen Oktoberwetters und Urschelherbsts vor der Tür zur Ausstellungseröffnung im Steinhaus eingefunden hatten. Er habe erfahren, so Breitling, dass nach der Folge „Die Braut des Grauens“ eine weitere Episode in Planung sei: „Sherlock Holmes und das Geheimnis der Wüsten Urschel“. In der Stadtkämmerei könne man Holmes’ Hilfe jedenfalls gut dabei brauchen, freie Mittel für Investitionen aufzuspüren.
Museumsleiterin Lena Hauser wartete anschließend mit kuriosen Details zum Werdegang der Kunstfigur Holmes auf und führte in die von Alice Selinger kuratierte Wanderausstellung „Das Phänomen Sherlock Holmes – auf der Spur des weltberühmten Detektivs“ ein, die pünktlich zu den vierten Nagolder Literaturtagen Station in Nagold macht.
Schaukästen zeigen Requisiten des berühmten Detektivs
Vitrinen zeigen Sherlock-Holmes-Requisiten und -Devotionalien, Texttafeln greifen einzelne Aspekte aus dem „Leben“ des berühmten Detektivs auf. Da geht es um „Sherlock Holmes und die Musik“ – er spielte Geige – und um „Sherlock Holmes und die Drogen“. Immerhin soll der Ermittler sich Morphium und Kokainlösung injiziert haben, wenn ihn zwischen zwei interessanten Fällen der Ennui plagte.
Ein Gemälde zeigt die Reichenbach-Wasserfälle bei Meiringen in der Schweiz, in denen Doyle seinen Helden bereits im Jahr 1893 den Tod finden ließ, weil ihm der Zeitaufwand für das Verfassen der Detektiv-Geschichten zu groß wurde. Denn eigentlich sah sich der gelernte Mediziner als Verfasser historischer Werke.
Detektiv-Spiel für Familien in Nagold
„Wenn ich ihn nicht getötet hätte, hätte er sicher mich getötet“, soll er diesen Schritt 1896 gerechtfertigt haben. Die Reaktionen waren harsch: Menschen trugen Trauerflor, Doyle erhielt empörte Briefe, mehr als 20 000 Leser sollen ihr Abonnement des Strand-Magazins gekündigt haben, in dem die Geschichten abgedruckt worden waren.
1901 folgte die Wiederauferstehung. Der Roman „Der Hund von Baskerville“ spielte chronologisch vor Holmes’ Tod, in der folgenden Kurzgeschichte „Das leere Haus“ offenbarte Doyle, wie der Detektiv im Gegensatz zu seinem Gegenspieler Moriarty den Sturz in die Wasserfälle überlebt hatte. Dass Doyle als Autor der Sherlock-Holmes-Storys besser verdiente denn als Arzt – das Strand-Magazin zahlte ihm horrende Honorare –, dürfte eine gewichtige Rolle bei dieser Entscheidung gespielt haben.
In Nagold scheint der Meisterdetektiv allerdings an seine Grenzen zu stoßen. Um geheimnisvollen Vorgängen im Steinhaus auf die Spur zu kommen, bedarf Holmes der Hilfe der Nagolder. Lena Hauser und ihr Team haben ein Detektiv-Spiel entwickelt, mit dem Ausstellungsbesucher selbst zu Ermittlern werden dürfen.
Es sei „echt knifflig“ und richte sich an Jugendliche, Erwachsene und Familien. Eine halbe bis dreiviertel Stunde müsse man sich schon Zeit dafür nehmen.
Die Ausstellung
Öffnungszeiten
Die Ausstellung „Das Phänomen Sherlock Holmes – auf der Spur des weltberühmten Detektivs“ kann bis Sonntag, 8. März, zu den Öffnungszeiten des Museums (dienstags, donnerstags, sonn- und feiertags von 14 bis 17 Uhr) besichtigt werden.
Mehr Krimis im Steinhaus
gibt es am Dienstag, 4. November, wenn Nagolder im Rahmen von „Nagold liest“ und der Nagolder Literaturtage dort ab 19 Uhr unter dem Motto „Ohne Krimi geht die Mimi...“ gruselige und heitere Texte vorlesen.