Ganz in Grün: SPD-Bundestagsabgeordneter Johannes Fechner (rechts) lässt sich von Jochen Heimburger die Stallungen zeigen, in denen die Ferkel aufwachsen. Foto: Goltz

Kürzell - Immer höhere Auflagen, geringe Löhne und nur wenig Wertschätzung: Schweinezüchter Jochen Heimburger aus Kürzell sieht für kleinere Betriebe seiner Branche nur noch wenig Chancen. Die Politik müsse in Sachen Landwirtschaft noch mehr tun.

Der stellvertretende BLHV-Kreisvorsitzende Jochen Heimburger betreibt in Kürzell ein Schweinezuchtbetrieb mit Ferkelaufzucht – ein Betriebszweig in der Landwirtschaft, den es nur noch selten im Ortenaukreis gibt. Immer wieder würden sich langjährige Betriebsleiter aus der Branche zurückziehen, zu groß sei der gesellschaftliche Druck, zu gering seien die Löhne. "Auch ich stand vor fünf Jahren vor einer großen Entscheidung", sagt Heimburger am Dienstagnachmittag. Er hatte den SPD-Bundestagsabgeordneten Johannes Fechner auf seinen Hof nach Kürzell eingeladen, um gemeinsam über die aktuelle Situation hinsichtlich der Schweinezuchtbetriebe zu diskutieren und ihm mögliche Lösungsansätze mitzugeben. Der Einladung zum Hofgespräch sind neben Fechner auch BLHV-Kreisvorsitzender Klaus Dorner, sein Stellvertreter Christoph Schmieder, Thomas Reitzel vom BUND sowie BLHV-Bezirksgeschäftsführerin Petra Breitenfeldt gefolgt.

Heimburger hat vor fünf Jahren seinen Sauenbestand halbiert

Dass Heimburger nicht auch bereits das weiße Handtuch geworfen hat, liege daran, dass er vor fünf Jahren einen Vertrag mit Edeka Südwest abgeschlossen hat. Damit hat er sich dem Programm "Hofglück" angeschlossen, was zunächst einmal dafür sorgte, dass Heimburger seine Zucht um die Hälfte verkleinern musste – statt 300 sind es nur noch 130 Muttersauen auf dem Hof in Kürzell.

"Mit Einwilligung in das Programm kamen auch Richtlinien hinsichtlich der Haltung und der Fütterung an die ich mich zu halten habe. Außerdem sieht das Programm das Kupierverzicht der Schwänze und die Kastration der männlichen Tiere unter Betäubung vor – letzteres ist nun aber ohnehin überall vorgeschrieben", erklärt Heimburger gegenüber der LZ. Gleichzeitig biete das Programm eine Absicherung für den Züchter, denn der Preis pro Ferkel ist im Vertrag fest verankert: "Während andere derzeit nur 35 Euro für ein Ferkel erhalten, bekomme ich 75 für jedes (25 Kilogramm)".

Heimburger habe Glück, diese Nische gefunden zu haben. Er wisse aber auch, dass es dem Großteil der kleineren Schweinezuchtbetreiber anders ergehe. "Für mich liegt die Lösung nicht darin, den Betreibern immer mehr Auflagen vor allem hinsichtlich der Haltung zu erteilen", sagt Heimburger. "Wir können und wollen uns hier nicht mit den Betrieben im Norden vergleichen", fügt er hinzu.

Gesellschaftlicher Druck

Weiter würde der gesellschaftliche Druck den Landwirten einen Dämpfer verpassen. "Die Politik vermittelt uns und den Bürgern mit ihren Neuerungen immer wieder, wir hätten in der Vergangenheit alles falsch gemacht", sagt der Ferkelzüchter. Auch die Medien würden immer wieder dafür sorgen, dass die Landwirte in Verruf geraten. "Unser Wunsch wäre es, das Thema in den Bildungseinrichtungen vermehrt zu behandeln und bereits die Kinder für die Landwirtschaft zu sensibilisieren", sagt der BLHV-Kreisvorsitzende Dorner. "Hier muss ich eine Lanze für Sie brechen", hakte der SPD-Abgeordnete ein. Fechner habe das Gefühl, dass die Wertschätzung der Gesellschaft sehr Wohl vorhanden sei. Der Trend gehe immer weiter in Richtung Regionalität. Dieser Ansicht schloss sich auch BUND-Mitglied Reitzel an: "Ich frage mich immer, wo denn die ganzen Landwirtschaftsgegner sind? In meinem Umfeld schätzt man regionale Produkte und deren Erzeuger sehr."

Grundsätzlich sei es ein Ziel der SPD, den Landwirten bessere Zukunftschancen bieten zu können. "Vielleicht wären einheitliche europäische Standards der richtige Weg", warf Fechner in den Raum. Ganz nach dem Motto "gleiches Recht für alle". Außerdem sei es wichtig, auf der Etikettierung darauf aufmerksam zu machen "und zwar deutlich aufmerksam zu machen", was der Käufer in den Einkaufswagen packt und letztlich konsumiert.

Jochen Heimburger aus Kürzell hat eine Gesamtbewirtschaftungsfläche von 75 Hektar, davon sind 18 Hektar Eigentum. 130 Muttersauen und 600 Ferkelaufzuchtplätze sind auf seinem Hof zu finden. Die Ferkel werden in Freiberg am Neckar gemästet. Jochen Heimburger produziert für "Edeka Hofglück". Einige Tiere gehen aber auch zu Betrieben in der Region – unter anderem nach Nonnenweier und auf den Langenhardt. In seinem Betrieb wird auf konventionelle Erzeugung gesetzt.