Gemeinsam vor der Klosterkirche in Einsiedeln: Achim Wicker (links) und Pater Philipp Steiner (rechts) gemeinsam mit einer Gruppe von Radpilgern bei einer früheren Fahrt. Mit dabei ist auch Diakon Ralf-Maria Weitzenberg (Zweiter von rechts). Foto: Diözese Rottenburg-Stuttgart

Mit dem Meinradweg feiert dieses Jahr ein ganz besonderes Pilgerangebot seinen fünften Geburtstag.

Als einer der wenigen existierenden Radpilgerwege beginnt der Meinradweg bei der Rottenburger Sülchenkirche, der Taufkirche des heiligen Meinrads, führt über die Erzabtei Beuron zum Weltkulturerbe Insel Reichenau und von dort über das Benediktinerkloster Fischingen zum größten Wallfahrtsort der Schweiz, dem Kloster Einsiedeln. Pater Philipp Steiner, der Initiator der Fahrradpilgerroute aus Einsiedeln, und Achim Wicker, der in der Diözese Rottenburg-Stuttgart für die Bereiche „Pilgern“ und „Wallfahrtsorte“ zuständig ist, ziehen anlässlich dieses Datums eine positive Bilanz des Angebots.

 

Laut Pater Philipp nahm das Interesse am Meinradweg seit dem Ende der Pandemie stark zu. „Die Pilger sind begeistert von der landschaftlich und kulturell reichhaltigen Strecke, die auch spirituellen Gehalt vermittelt. Die positiven Rückmeldungen, die wir am Zielort erhalten, bestätigen uns das“, sagt er.

Fünf Tage für 300 Kilometer

Laut Wicker bestehen die großen Pluspunkte des Angebots darin, dass die Fahrt mit dem Rad einerseits durch landschaftlich reizvolle Regionen führt und sie mit ihren fünf Tagen, in denen die rund 300 Kilometer absolviert werden können, geradezu perfekt ins Zeitbudget vieler Pilger passt. „Die Übernachtungsmöglichkeiten in den Klöstern entlang der Strecke sind ein zusätzlicher Anreiz und die Tatsache, dass das E-Bike genutzt werden kann, erlaubt es auch älteren Menschen zu pilgern, die nicht mehr gut zu Fuß sind.“ Ins Bild passt da, dass der 2021 im Kunstverlag Josef Fink veröffentlichte „Pilgerführer auf dem Meinradweg“ eine solch große Nachfrage ausgelöst hat, dass eine Neuauflage in Planung ist.

Gastfreundschaft erfahrbar

Der Tatsache entsprechend, dass der heilige Meinrad als „Märtyrer der Gastfreundschaft“ gilt, lädt der Pilgerfahrradweg mit seinen Klöstern und Radwegkirchen dazu ein, Gastfreundschaft zu erfahren. Anhand der mittelalterlichen Vita des Heiligen können sich die Radpilger mit spirituellen Themen auseinandersetzen: Meinrads Lebensstationen geben den Routenverlauf vor. „Der Meinradweg möchte so eine zeitgemäße Ergänzung der bestehenden Pilgerwege sein und an die reiche Pilgertradition anknüpfen, die in den beiden katholischen Bistümern Baden-Württembergs, unter anderem auch durch den Martinusweg, lebendig ist“, sagt Pater Philipp Steiner.

Radpilgertour anlässlich des Jubiläums

Dabei lobt der Pater die Zusammenarbeit mit der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Von Beginn an habe er dort offene Türen vorgefunden und so sei der Meinradweg heute ein echtes Gemeinschaftsprojekt, das an alte Pilgertraditionen in der Region anknüpft, die durch das Radpilgern auf eine moderne Weise fortgeführt und wiederbelebt werden, freut es ihn. Daher ist es für ihn auch eine Selbstverständlichkeit, dass er eine Radpilgertour anlässlich des fünften Geburtstags des Meinradwegs in diesen Sommerferien ab dem Zürichsee begleitet.

Die von Wicker und dem Rottenburger Diakon Ralf-Maria Weitzenberg organisierte und seit langem schon ausgebuchte Tour wird die Gruppe dann auch auf den Etzelpass, den mit 950 Höhenmetern höchsten Punkt der Strecke, und zur dortigen Meinradskapelle führen, deren Fresken das Leben des Heiligen darstellen, bevor sie mit einem zweitägigen Aufenthalt im Kloster Einsiedeln endet.

Für Wicker ist es vor allem diese Gastfreundschaft entlang der gesamten Strecke, die den Weg zu etwas Besonderem macht – nicht nur bei der Geburtstagsfahrt: „Es ist immer wieder beeindruckend, wie viel Zeit und Mühe sich Menschen nehmen, um die Pilger auf dem Meinradweg willkommen zu heißen“, sagt er. Und auch das zeige, wie sehr der Radpilgerweg wahrgenommen und geschätzt wird.

Vita des Heiligen Meinrad

Meinrad
Meinrad wurde kurz vor 800 im Sülchgau bei Rottenburg geboren. Seine Eltern sandten ihn zur Ausbildung in die damals berühmte Klosterschule auf der Insel Reichenau, wo er später Priester und Mönch wurde. Abt Erlebald sandte den vorbildlichen Mönch als Lehrer in ein kleines Kloster am Zürichsee. Doch Meinrad verspürte eine große Sehnsucht nach einem Leben in Einsamkeit. Er zog als Einsiedler ans Südufer des Sees und um 835 schließlich in den „Finsteren Wald“, wo er 26 Jahre lebte. Meinrad pflegte ein intensives Gebetsleben, war gastfreundlich und beschenkte die Armen, die ihn besuchten. Dabei war er vor allem ein großer Ratgeber.

Am 21. Januar 861 suchten zwei Räuber den Einsiedler auf. Meinrad bewirtete beide gastfreundlich, doch wurde er von ihnen aus Habgier erschlagen. Der Leichnam Meinrads wurde auf die Reichenau gebracht und dort bestattet. Für die Weihe der zweiten Klosterkirche im Jahr 1039 kehrten seine Reliquien nach Einsiedeln zurück.