Dem Einzelhandel in der Wildbader Wilhelmstraße geht es nach Aussagen der Händler richtig schlecht. Sie rufen um Hilfe und haben klare Forderungen an die Stadtverwaltung.
Voll besetzt waren die Zuschauerplätze bei der jüngsten Gemeinderatssitzung in Bad Wildbad. Neben Vertretern der Hoteliers, die wegen des Sachstandsberichts der Touristik Bad Wildbad GmbH gekommen waren, war noch eine größere Gruppe an Wildbader Unternehmern anwesend: viele Einzelhändler, vor allem aus der Wilhelmstraße.
Martina Schwarz und Gundula Neher waren die Wortführerinnen, die „die sehr schlechte Lage des Einzelhandels vorstellen“ wollten. Umsatzrückgänge im vergangenen Jahr um 30 oder sogar 50 Prozent seien keine Seltenheit, und da seien laut Neher „auch gute Geschäfte dabei“. Sie bemängelte zudem, dass die Maßnahmen zum Erhalt des Einzelhandels „keine Ergebnisse“ gebracht hätten. Es gebe einige Läden, die schließen müssten – in diesem Jahr drei, im nächsten gar vier oder fünf. Als Grund dafür haben die Händler ausgemacht, dass die Gästezahlen in der Wilhelmstraße rückläufig seien und die Wildbader keinen Parkplatz finden würden.
Keine Ergebnisse
Um ihre Interessen zu verdeutlichen, verteilten die Händler ein dreiseitiges Schreiben an den Bürgermeister und die Gemeinderatsfraktionen. Unter der Überschrift „Der Einzelhandel der Wilhelmstraße Bad Wildbad gibt folgendes bekannt“ heißt es: „Da wir mit der der Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der Stadt Bad Wildbad seit vielen Jahren immer wieder feststellen müssen, dass dringend erforderliche Maßnahmen zum Erhalt des Einzelhandels in keiner Form zu Ergebnissen geführt haben, müssen wir nun mitteilen, dass es finanziell nicht mehr möglich ist, unsere Geschäfte hier in Bad Wildbad so aufrechtzuerhalten.“
Der „erneut dieses Jahr deutlich zurückgegangene Gästestrom in der Wilhelmstraße“ und der damit einhergehende Umsatz der einzelnen Geschäfte habe nun zu diesem Hilferuf geführt. „Keiner möchte sein Geschäft in unserem schönen Wildbad aufgeben“, heißt es in dem Schreiben weiter. Aber ebenfalls könne sich keiner „finanziell ein weiteres Jahr mehr so leisten“. Die Händler finden weiter deutliche Worte: „Sollte die Stadt Bad Wildbad jetzt nicht unverzüglich erkennen, dass jetzt Maßnahmen zur Wiederbelebung der Wilhelmstraße in Angriff genommen werden müssen, sind wir uns einig, dass leider einige Einzelhändler Ende nächsten Jahres den Standort in unserem schönen Städtle aufgeben müssen.“
Keiner sei mehr in der Lage, „weiter draufzulegen“ und „niemand möchte Insolvenz anmelden müssen“.
Händler fordern Gespräch
Schwarz wurde deutlich: „Wir fordern ein Gespräch mit dem Bürgermeister innerhalb von vier Wochen“, sagte sie. Auch die Fraktionsvorsitzenden sollten hier dabei sein. Zudem haben die Händler weitere Forderungen: Öffnen der Wilhelmstraße für den Verkehr analog zur König-Karl-Straße, eine Einbahnstraße vom Takko in Richtung Kurplatz, eingeschränktes Halteverbot zum Be- und Entladen sowie Parkmöglichkeiten von Montag bis Samstag vor leerstehenden Geschäften. Weitere Forderungen seien, dass Radfahrer in der Zeit von 10 bis 18 Uhr absteigen sollen, zudem wollen die Händler mehr Mülleimer und eine tägliche Leerung auch in den Gassen und am Wochenende und mehr Sitzgelegenheiten.
Bürgermeister Marco Gauger befand den Auftritt der Händler als „starkes Signal“ und warb dafür, gemeinsam daran zu arbeiten, „was wir gemeinsam erarbeitet haben“. Die Stadtmarketing-Stelle sei mittlerweile wieder besetzt, somit sei das Team wieder komplettiert.
Mittlerweile habe die Verwaltung bereits einen Termin angeboten. Er bat die Händler, gemeinsam dranzugehen und dann unter anderem auch die Grundsatzfragen zum Verkehr zu klären.
Im Punkt zwei der Tagesordnung stellte Touristik-Geschäftsführerin Stefanie Bott den Jahresbericht vor, inklusive der Bemühungen, Gäste in die Stadt zu locken. Da waren die Händler aber schon nicht mehr da. Ein Umstand, den Ursula Jahn-Zöhrens (SPD) sehr bedauerte: „Es tut mir leid, dass die Einzelhändler gegangen sind.“
Der Tourismus sei wichtig für die Stadt und somit auch für die Händler. „Was an Geld von den Gästen in der Stadt liegen bleibt, ist erheblich“, so Jahn-Zöhrens weiter.