Die Verbreitung von pornografischen Materials mittels Messengerdiensten auf Schulhöfen hat weiter zugenommen. Foto: dpa/Silas Stein

Die Zahl der Verbrechen rund um Kinderpornografie ist im Südwesten 2021 stark gestiegen. Nicht selten verbreiten Kinder und Jugendliche das Material – via Handy und gewohnte Messengerdienste.

Die Zahl der registrierten Verbrechen rund um Kinderpornografie ist in Baden-Württemberg im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Die Zahl der erfassten Fälle stieg im Vergleich zum Vorjahr von 2416 auf 4873 – ein glatter Zuwachs von 101,7 Prozent, wie eine Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage der FDP-Fraktion ergab. Die Verdächtigen sind dabei selbst oft noch minderjährig. Die sogenannte Schulhof-Pornografie stellt die Ermittler vor riesige Herausforderungen. Oft sind sich die Verbreiter der strafrechtlichen Relevanz ihrer Taten nämlich gar nicht bewusst.

 

Verbreitung meist über gewohnte Nachrichtenkanäle

Das Innenministerium berichtet von einer „massenhaften Verbreitung inkriminierter Inhalte über Messengerdienste“ wie Whatsapp. Während erfahrene Täter Kommunikationskanäle wie Telegram bevorzugten, die sie anonym oder unter Angabe falscher Personalien nutzen könnten, verbreiteten Jugendliche die Inhalte meist über ihre gewohnten Nachrichtenkanäle. Bei Kinderpornografie handelt es sich etwa um Abbildungen sexuellen Kindesmissbrauchs.

Der rechtspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Nico Weinmann, sagte, statt einer Gleichbehandlung aller Taten müssten „Aufklärung, Medienbildung und Präventionsmaßnahmen in Schulen und bei den Eltern einerseits und konsequentes Vorgehen gegen Sexualstraftäter andererseits im Vordergrund stehen“.

Landesmedienzentrum startet Veranstaltungsreihe

Das Landesmedienzentrum hat sich des Themas bereits angenommen. Am Donnerstag, 17. März, startet das medienpädagogische Beratungsinstitut unter dem Titel „Let´s talk about… Pornografie, Jugend und Schule“ eine fünfteilige Veranstaltungsreihe, die sich an Lehrkräfte, Eltern und sozialpädagogische Fachkräfte richtet und die online durchgeführt wird.

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Zum Auftakt spricht der Erfurter Kommunikations- und Medienwissenschaftler Daniel Hajok über die aktuellen Entwicklungen. Der Honorarprofessor befasst sich vor allem mit der Erforschung des Medienumgangs von Kindern und Jugendlichen und macht sich für mehr Prävention und Intervention stark. Im Anschluss diskutiert er mit Thomas-Gabriel Rüdiger, dem Leiter des Instituts für Cyberkriminologie an der Hochschule der Polizei in Brandenburg, Julia von Weiler, der Leiterin des Vereins Innocence in Danger und dem Landeselternbeirat, Michael Mittelstaedt, über das Thema.

Was Bezugspersonen über Pornografie und Jugendliche wissen müssen

Die weiteren Veranstaltungen befassen sich damit, was Bezugspersonen wissen müssen über Pornografie und Jugendliche, thematisiert sexuelle Gewalt unter Jugendlichen, zeigen Wege auf, wie Schulen diese Themen im Unterricht aufgreifen und wie Eltern ihre Kinder im Umgang mit dem Internet begleiten können. Weitere Informationen zu der Veranstaltungsreihe gibt es im Internet unter www.lmz-bw.de.