Der Präventionsbeauftragte des Polizeireviers Kehl Simon Leinz und Jannate Hammerstein von der Stadt Kehl planen für das Jahr 2025 ein Projekt zu mehr Respekt gegenüber Einsatzkräften. Foto: Stadt Kehl

Unsicherheit, Ängste und Aggressionen haben unter Jugendlichen in Kehl, Rheinau und Willstätt jüngst zugenommen. Diese Rückmeldungen erhält Jannate Hammerstein von der Kommunalen Kriminalprävention – und will gegensteuern.

Als Gründe für die Entwicklung werden oftmals die gegenwärtigen internationalen Konflikte und die Corona-Pandemie angeführt. „Insbesondere Kinder und Jugendliche hadern mit dem Gefühl einer andauernden Bedrohungslage“, berichtet Jannate Hammerstein vom bei der Stadt Kehl angesiedelten Kommunalen Kriminalprävention (KKP). „An Schulen spielt Präventionsarbeit daher eine bedeutende Rolle“, folgert sie. Allein 2138 Schüler erreichte die städtische KKP im Schuljahr 2023/2024 mit 130 Veranstaltungen (darunter 79 in Kehl, 31 in Rheinau und 20 in Willstätt).

 

Freitagvormittag an der Hebelschule. Es ist ein Tag im November. Im Klassenraum der 9a stehen zwei neue Gesichter vor der Tafel: Joleen Meißner und Amelie Wengert. Sie sind Trainerinnen des Vereins Zivilcourage und wollen den Jugendlichen an diesem Tag beibringen, in schwierigen Situationen mutig und verantwortungsbewusst zu handeln – ohne sich dabei selbst in Gefahr zu begeben. Finanziert werden die Schulungen durch die Carl-Friedrich-Geiger-Stiftung sowie den Verein Courage.

„Diese neue Initiative ergänzt das bereits breite Angebot der Polizei und der KKP“, sagt Jannate Hammerstein. Der halbtägige Zivilcourage-Workshop an zehn weiterführenden Schulen ist nicht der einzige neue Präventionsbaustein, der im Jahr 2024 dazugekommen ist: Eine weitere Neuheit ist das Programm „Erste Liebe und Selbstbestimmung“ des Vereins „Frauen helfen Frauen“. „Damit unsere Präventionsarbeit auch effektiv ist, orientieren wir uns bei der Entwicklung neuer Ansätze an den Lebensrealitäten und Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler“, so Hammerstein.

Einmal im Jahr gibt’s den „Monat gegen Gewalt“

Großer Bedeutung kommt dabei auch der Zusammenarbeit mit den verschiedenen Partnerorganisationen zu. So starten die KKP und der Fachausschuss für Häusliche Gewalt der Bürgerstiftung Kehl bereits seit Jahren im November einen „Monat gegen Gewalt“ – mit einer Vielzahl an Angeboten im Jugendbereich. Beispielsweise finanziert die Bürgerstiftung die Auftritte des Theaters Mensch an den Kehler Schulen.

Das Theater gab 2024 erstmals sein Gastspiel im Kulturhaus. Ein Präventionsbaustein für das Jahr 2025 steht bereits fest: ein respektvoller Umgang miteinander. Dazu haben Polizei und KKP ein gemeinsames Präventionsprojekt mit dem Titel „Respekt ist ein Bumerang“ konzipiert.

„Angriffe und Attacken auf Rettungskräfte sind inakzeptabel“, dafür möchten die Polizeibeamten bei Schülern der Klassenstufe acht ein Bewusstsein schaffen. „Die Präventionsarbeit der Polizei trägt entscheidend zum Schutz der Rettungskräfte bei“, sagt Jannate Hammerstein. Das schließe auch die in Not geratenen Menschen ein, um die sich Rettungskräfte im Einsatz kümmern. „Mit diesem Projekt möchten wir die Hemmschwelle für respektloses Verhalten erhöhen“, ergänzt Jannate Hammerstein. Wie das titelgebende Wurfgerät soll auch das Projekt wiederkehren.

Gewaltprävention schon an der Grundschule

Derzeit entwickelt Jannate Hammerstein gemeinsam mit den Schulsozialarbeiterinnen der Stadt ein Konzept zum Thema Gewaltprävention an Grundschulen. In ersten Gesprächen wurden bereits erste inhaltliche Schwerpunkte abgesteckt.

Mit ihren Projekten ist die KKP an insgesamt acht Schulen in Kehl, Rheinau und Willstätt vertreten. Hinzu kommen überdies drei Grundschulen, an denen Jannate Hammerstein als städtische Beauftragte für Kriminalprävention zu Gast ist.

Der Förderverein

Der Verein Courage wurde 2004 zur Unterstützung des Beratungsteams gegründet und bietet der Kommunalen Kriminalprävention Kehl seitdem einen praktischen, ideellen sowie finanziellen Rahmen. Unter den Zielen des Vereins finden sich unter anderem der vorbeugende Opferschutz und Hilfe für die Opfer von Straftaten, die Steigerung des Sicherheitsgefühls der Bevölkerung und Hilfsangebote für Gefährdete.