Ein Lehrer in Grundschulklassen ist der Initiative zu wenig. Foto: dpa/Oliver Berg

Im Südschwarzwald setzt sich eine Gruppe für die Doppelbesetzung der Lehrkräfte in allen Grundschulen ein – mit einem Volksantrag. Die Initiatorin Dagmar Schäfer weiß um die ambitionierte Forderung, ist aber optimistisch.

Ein Personalkonzept, das für alle Grundschulen im Südwesten eine Doppelbesetzung auf dem Lehrerstuhl vorsieht, ist wahrscheinlich die Wunschvorstellung eines jeden Lehrers oder Bildungspolitikers.

 

Aber es ist eben eine Wunschvorstellung. Ganz anders denkt Dagmar Schäfer darüber. Die ehemalige Grundschullehrerin aus Feldberg (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) setzt sich mit viel Engagement genau dafür ein.

„Wesentliche Werte können nur in Beziehung gelebt und entwickelt werden. Kinder brauchen dafür Ansprache und Lehrkräfte, die Zeit für sie haben“, erklärt die 63-Jährige. „Im Tandem kann flexibel mit den Kindern gearbeitet werden und eine Feedback-Kultur entwickelt werden, außerdem können zielführende Kooperation, sowie Qualitätsentwicklung des Unterrichtes stattfinden.“

Ein anderes Instrument musste her: der Volksantrag

Schon seit Längerem setzt sich das Grünen- und GEW-Mitglied für diese Aufstockung ein. Begonnen hat sie mit einer kleinen Gruppe von Gleichgesinnten. Eine Petition wurde gestartet – auf das Thema wurde aufmerksam gemacht. Doch das reichte Schäfer nicht. Ein anderes Instrument musste her: der Volksantrag.

Dass dieser Erfolg hat, braucht es knapp 40 000 handschriftliche und beglaubigte Unterschriften. Seit Januar sammelt Schäfer gemeinsam mit rund 40 bis 50 Mitstreitern in Baden-Württemberg die nötigen Unterstützer.

Dagmar Schäfer Foto: Privat

Bei Erfolg muss sich der Landtag mit den Forderungen befassen. Einen exakten Zwischenstand kann Schäfer nicht nennen, da die Initiative „Gute Schule jetzt! – Volksantrag!“ erst in einigen Wochen die gesammelten Unterschriften beglaubigen lässt. Im April will man soweit durch sein mit dem Unterschriftensammeln.

Aber wie realistisch sind die Forderungen überhaupt? Viele Schulen wären wahrscheinlich schon froh, wenn ausreichend Personal für den normalen Schulbetrieb vorhanden ist. „Auch wenn die Resonanz der Menschen auf der Straße sehr gut ist und wir viel Unterstützung für unser Anliegen erfahren, wird uns diese Frage sehr oft gestellt“, räumt Schäfer ein – hat aber auch gleich eine Antwort parat.

Die Initiative geht von einer Milliarde Euro jährlich aus

„Wir fordern einen sofortigen, transparenten Stufenplan zur kontinuierlichen und konkreten Umsetzung innerhalb eines Zeitraumes von zehn Jahren, der kurzfristige, sowie langfristige Maßnahmen festschreibt“, erklärt die ehemalige Lehrerin.

Konkrete Punkte lauten: die Erhöhung der Attraktivität des Berufes durch Aufbau professioneller Arbeitsbedingungen, die Zusage von Einstellungskontingenten sowie die Einstellung der nötigen Finanzmittel in den Landeshaushalt. Die Initiative geht von einer Milliarde Euro jährlich aus, die nötig sind.

Schäfer hat sich vorgenommen, an der Sitzung in Stuttgart mit dabei zu sein

„Wir wollen einfach das Augenmerk auf die Kinder richten, die eben keine große Lobby hinter sich haben“, sagt Schäfer. „Wenn der politische Wille erst einmal vorhanden ist, sind das absolut realistische Ziele,“ ist sie überzeugt.

Dieser politische Wille könnte bei einem positiven Verlauf noch in diesem Jahr im Landtag entfacht werden. Wie die dortigen Abgeordneten letztlich mit dem Volksantrag umgehen werden, steht noch in den Sternen.

Schäfer hat sich vorgenommen, an dieser Sitzung in Stuttgart mit dabei zu sein. Unabhängig vom Ausgang will die Feldbergerin weiterkämpfen für ihr Ziel, irgendwann zwei Lehrer pro Klasse in der Grundschule einzuführen.

Volksantrag

Verpflichtend
Laut Landesverfassung hat ein Bürger das Recht, einen Volksantrag in den Landtag einzubringen. Mit diesem verpflichtet man den Landtag, sich mit dem Anliegen zu befassen. Die Hürde dafür ist höher als bei einer Petition.

Hohe Hürde
Anders als bei einer Petition, die bereits eine Einzelperson stellen kann, müssen einen Volksantrag 0,5 Prozent der Wahlberechtigten (Wahlalter 16 Jahre) mit unterzeichnen. Seit März 2021 sind das 38 356 Personen.