Schwenningen – eine Stadt, die besonders für ihre Vergangenheit in der Uhrenindustrie bekannt ist. Immer weniger Schüler lernen etwas über die Geschichte ihrer Heimatstadt, ein Film der ProKids-Stiftung soll diese Wissenslücke schließen.
VS-Schwenningen - Europäische Integration, französische Revolution oder Religionen in Jerusalem – dies sind alles Themen, die auf dem Lehrplan für den Geschichtsunterricht stehen. Was die Vergangenheit vor ihrer eigenen Haustür angeht, darüber wissen die wenigsten Schüler Bescheid. Joachim Spitz, Gründer der ProKids-Stiftung VS, die sich für bedürftige Kinder einsetzt, überlegte, wie man Schülern mehr Heimatverbundenheit vermitteln kann. Aus diesem Grund rief er den Film "Schwenninger Industriegeschichte – 1850 bis in die Gegenwart" ins Leben, der in der Neckarhalle erstmals präsentiert wurde.
Mangelhaftes Wissen über Heimatgeschichte
"Ich habe gemerkt, dass sich mein 16-jähriger Sohn schlecht im Thema Heimatgeschichte auskennt", berichtet Spitz auf der Bühne vor dem Publikum, das zur Uraufführung des Films gekommen ist. "Das gab mir den Anstoß zur Filmidee. Ich wollte Schülern zeigen, warum Schwenningen so ist, wie es ist." Oberbürgermeister Jürgen Roth: "Dieser Film bereichert das heimatbezogene Leben, ich hoffe, zahlreiche Schulen, nehmen das Bildungsangebot an und zeigen ihn im Unterricht." Gegen eine Spende von 20 Euro, die der ProKids-Stiftung zugute kommt, kann
Schwenninger kommen zu Wort
Innerhalb von 75 Minuten springt der Film über die wichtigsten Episoden der Schwenninger Geschichte. Verschiedene Schwenninger werden dabei gezeigt. "Ich war total begeistert, wie authentisch die Bilder sind, das ist einfach Schwenningen", sagt Spitz. Im Film kommt zum Beispiel der Stadtführer Michael Kopp zu Wort, der etwas über die Schwenninger Mentalität erzählt: "Sie sind sparsam und fleißig und wahrscheinlich deshalb so erfolgreich."
Über die großen Schwenninger Firmen in der Geschichte, den Uhrenhersteller Mauthe sowie die Fabrik Kienzle, berichten Historiker ausführlich. Während des Films schwenkt das Bild immer wieder auf die Schüler Hannah und Max, die auf einer Treppe stehen und das Wichtigste für die Zuschauer zusammenfassen. Dabei stellen sie Fragen, die im Laufe des Films beantwortet werden. "Auch ich habe sehr viel Neues gelernt", sagt der OB.
Blick in die Vergangenheit als Uhrenstadt
Fragen, warum die Rottweiler und Villinger dagegen waren, dass Schwenningen seinen eigenen Bahnhof erhält oder warum Schüler früher für das Zuspätkommen bezahlen mussten, werden nach und nach geklärt.
Einen tiefen Einblick gibt "Schwenninger Industriegeschichte – 1850 bis in die Gegenwart" in die großen Unternehmen. Die Uhrenfabrik Bürk, gegründet von Johannes Bürk, prägte über ein Jahrhundert lang die Geschichte Schwenningens. Für Jahrzehnte stieg die Stadt zur "größten Uhrenstadt der Welt" auf. Aber wegen des Strukturwandels nach der Weltwirtschaftskrise mussten die Uhrenfabriken schließen, Arbeitslosigkeit breitete sich in der Stadt aus. Mauthe startete einen letzten Versuch, sich vor dem Ruin zu retten und brachte ein neues Produkt auf den Markt: den Kiss kiss Wecker. In ein Kissen ist dabei der Alarm integriert, sodass nur die Person aufwacht, die auf dem Kissen liegt und der Partner daneben weiterschlafen kann. Der Versuch blieb erfolglos, die Menschen nahmen die Innovation nicht an und Mauthe, genauso wie Kienzle, musste in den Jahren 1974/75 Konkurs anmelden.
Ausbildung oder Studium wichtig
Nach diesem Kapitel des Films kommt ein Sprung in die Gegenwart. Stefan Beetz, Geschäftsführer des Softwarehersteller Isgus, erzählt vom Einsatz moderner Maschinen, die Arbeitskräfte ersetzen. Er verweist damit auf die Wichtigkeit von guter Bildung.
Maxi: "Mal sehen, wie es in Schwenningen weiter geht, zumindest wird es hier nicht langweilig."
Ulrike Lichte erhält Landesehrennadel
Zum Ende der Veranstaltung übergeben der OB und Spitz der langjährigen Mitarbeiterin Ulrike Lichte, die den ProKids-Treff über zehn Jahre geleitet und auch gegründet hat, die Landesehrennadel. "Sie war eine gute Seele und wird eine Lücke hinterlassen", sagt Roth. Bescheiden tritt die ältere Dame auf die Bühne. "Eigentlich ist mir nicht nach feiern zumute", sagt Lichte, die ihre Arbeit aus Leidenschaft gemacht hat und nun in den Ruhestand geht. "Es war immer mein Hauptanliegen, Kinder für die Zukunft stark zu machen."