Der Chef der Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky (rechts), und der Personalvorstand der Deutsche Bahn AG, Ulrich Weber.
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Nach stundenlangen Verhandlungen einigen sich Lokführer und Deutsche Bahn im Tarifkonflikt.

Berlin - Bei der Deutschen Bahn wird es keine Warnstreiks geben. Das Unternehmen hat mit den Lokführern im Tarifkonflikt am frühen Dienstagmorgen eine Einigung erzielt, wie Vertreter beider Seiten nach rund zehnstündigen Verhandlungen in Berlin mitteilten. Die mehr als 20 000 Lokführer erhalten rückwirkend zum 1. Juli 3,8 Prozent mehr Geld für 16 Monate. Vom 1. November 2013 an kommen weitere 2,4 Prozent hinzu. Die Laufzeit beträgt 24 Monate. Die betriebliche Altersvorsorge wird um ein Prozent erhöht.

Gewerkschaft und Arbeitgeber einigten sich bereits in der zweiten Verhandlungsrunde. Die GDL hatte 7 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von einem Jahr gefordert - und im Vorfeld gedroht, dass es noch in der Urlaubszeit zu Arbeitsniederlegungen kommen könnte, sollten die Verhandlungen scheitern. Kurz vor Beginn der zweiten Runde am Montagnachmittag hatten beide Seiten aber bereits Einigungswillen signalisiert.

Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber sprach von langen, aber guten Verhandlungen mit einem fairen Ergebnis. Der Abschluss erhöhe die Planungssicherheit in einer Phase, „die durch Unsicherheiten in der Eurokrise geprägt ist und zu einer Abschwächung der wirtschaftlichen Dynamik führen kann“, erklärte Weber. GDL-Chef Claus Weselsky sagte: „Das ist eine gute Erhöhung der Einkommen.“

Der Flächentarifvertrag war am 30. Juni ausgelaufen

Vereinbart wurde außerdem, dass im laufenden Jahr die Zahl der Auszubildenden zum Lokführer auf rund 500 erhöht werden soll. Geplant sei, diesen „Trend“ in den kommenden beiden Jahren fortzusetzen.

Das von der Bahn zum Auftakt der Tarifrunde Mitte Juli vorgelegte Angebot sah vor, dass die Entgelte zunächst zum 1. Juli um 2,5 Prozent steigen sollten, weitere 2 Prozent sollte es im Oktober 2013 geben. Die GDL hatte das Angebot jedoch als „völlig unzureichend“ zurückgewiesen.

Der Flächentarifvertrag bei der Deutschen Bahn und anderen Schienengüterverkehrsunternehmen war am 30. Juni ausgelaufen - damit auch die Friedenspflicht. In den Jahren 2007 und 2010 waren die Lokführer-Tarifverhandlungen von massiven Streiks begleitet worden. Die GDL hatte 2008 einen eigenständigen Lokführer- Tarifvertrag erzwungen, 2010/11 wurde mehr als neun Monate lang um einen Rahmentarifvertrag gestritten.