Vor der am Freitag beginnenden Tarifverhandlung sind am Donnerstag in Freiburg mehr als 2000 Beschäftigte aus dem öffentlichen Dienst auf die Straße gegangen. Busse und Bahnen der Verkehrs AG blieben aufgrund des Streiks im Depot.
Waren es zu Beginn der Woche Flugreisende, die Geduld brauchten, wurden am Donnerstag in Freiburg die Nerven all derjenigen strapaziert, die auf Bus und Bahn angewiesen sind. Denn die Gewerkschaft Verdi hatte alle Bereiche des öffentlichen Diensts in Freiburg, den Landkreisen Lörrach, Waldshut, Breisgau Hochschwarzwald, Emmendingen und der Ortenau zum Streik aufgerufen.
Gähnende Leere an den Haltestellen
Davon betroffen war unter anderem die Freiburger Verkehrs AG (VAG), ihre Straßenbahnen und die meisten Busse blieben daher am Donnerstagmorgen im Depot. An den Haltestellen im gesamten Stadtgebiet, wo normalerweise vor allem zu den Stoßzeiten viel los ist, herrschte gähnende Leere.
Trillerpfeifen, Tröten und Kettensägen
In der Freiburger Innenstadt, genauer: auf dem Platz der alten Synagoge, war dagegen bereits am Vormittag wesentlich mehr los. Denn hier hatte die Gewerkschaft Verdi ihre Kundgebung angemeldet, mehr als 2000 Angestellte aus dem öffentlichen Dienst in Südbaden waren der Einladung gefolgt. Bekleidet mit gelben Warnwesten und mit Trillerpfeifen, Tröten und den Kettensägen der streikenden Forstarbeiter machte die Menge lautstark auf sich aufmerksam.
Landeschef: Zur Not streiken wir noch mal
„Heute ist kein Arbeitstag, heute ist Streiktag“, schallte es immer wieder über den Platz, als Verdi-Landesbezirksleiter Martin Gross zu den Streikenden sprach. Er bekräftigte nochmals die Forderungen der Gewerkschaft, mahnte weitere Investitionen in die Infrastruktur im Land an und kündigte an, dass man auch bereit sei, ein weiteres Mal zu streiken, wenn die Verhandlungen am Wochenende nicht zu einem Ergebnis kommen sollten.
In der aktuellen Tarifrunde von Bund und Kommunen fordert Verdi mindestens 350 Euro mehr monatlich, drei zusätzliche freie Tage (plus einen mehr für Gewerkschaftsmitglieder), flexibleres Arbeitszeitmanagement und eine Verdoppelung der Zulagen. Die dritte Runde der Tarifverhandlungen ist vom 14. bis 16. März 2025 in Potsdam für über 2 Millionen Beschäftigte angesetzt.
VAG-Vorstände kritisieren den Streik deutlich
Kritik an dem Streik sowie den Forderungen kommt unter anderem von der am Donnerstag schon zum vierten Mal in diesem Jahr bestreikten VAG. Die Vorstände Oliver Benz und Stephan Bartosch kritisierten die anhaltenden Warnstreiks in einer Mitteilung als „vollkommen unverhältnismäßig“ und die Forderungen als „deutlich überzogenen“. Der von Verdi angestrebte Tarifabschluss führe zu millionenschweren Mehrkosten und bringe die Verkehrswende ernsthaft in Gefahr, heißt es von den VAG-Vorständen.
Im öffentlichen Dienst in Deutschland sind derzeit rund 570000 Stellen unbesetzt. Auch darauf machten die Streikenden am Donnerstag aufmerksam.
Zahlreiche südbadische Kommunen betroffen
Von der Arbeitsniederlegung betroffen waren zahlreiche südbadische Kommunen, die Bundesagentur für Arbeit, Jobcenter, DRV-Kliniken, Landkreisverwaltungen, Müllentsorger und Deponien, Stadtwerken sowie Theatern und Bädern. In Freiburg waren unter anderem die städtischen Beschäftigten, die Freiburger Verkehrs AG, Abfallwirtschaft und der Energieversorger Badenova betroffen. Im Ortenaukreis und im Landkreis Lörrach streikten Beschäftigte in den kommunalen Kliniken. Außerdem legten Angestellte im Sozial- und Jugenddienst, Erzieher in Kindergärten und Sparkassen-Mitarbeiter.