Altbürgermeister Willi Mathis war einer der Zeitzeugen, der die Begebenheiten in der Festhalle Revue passieren ließ. Foto: Göpfert

Vor dem Abriss haben die Kippenheimer ihre alte Festhalle noch einmal hochleben lassen. Mehr als 100 kamen zu einem Abschiedsumtrunk.

Selbst Bürgermeister Matthias Gutbrod war überrascht, wie viele am Freitag gekommen waren, um bei einem Umtrunk der alten Festhalle noch einmal die Ehre zu erweisen. Es sei sicher ein Anlass, bei dem das weinende Auge überwiege, räumte er ein. Die Kippenheimer würden viele Emotionen und Herzblut mit der Festhalle verbinden.

 

Verschiedene Zeitzeugen ließen die Vergangenheit wieder aufleben. Günter Siefert als Vertreter der Vereine erinnerte sich daran, dass die Kippenheimer Festhalle eine der Ersten in der Gegend gewesen war – und dass er dort den „Schatz im Silbersee“ gesehen hatte. Denn viele Jahre hatte es dort ein Kino gegeben.

Finanziert wurde die Festhalle einst mit einem Sonderhieb von Furniereiche aus dem Gemeindewald. Zur Einweihung wurde ein Reck aufgestellt worden – und die Turnergemeinschaft Freiburg zeigte ihr Können – damals alles andere als alltäglich. „Wir haben nur gestaunt“, so Siefert. Der Turnverein hatte neben der Halle eine Weitsprunggrube.

Vereine bauten Keller gemeinsam aus

In einer Gemeinschaftsaktion der Vereine wurde der vielleicht 1,20 bis 1,50 Meter hohe „Kriechkeller“ so ausgebaut, dass dort Feste gefeiert werden konnten. Die Vereinsjugend hatte damals so lange gegraben, bis der Architekt Karl Schaubrenner Stopp sagte. Eine Leistung, auf die die Mitwirkenden damals sehr stolz waren.

Der frühere Bürgermeister Willi Mathis erinnerte sich an viele Jubiläumsfeiern, Festnachtsveranstaltungen, Krönungen von Weinköniginnen und lustige Begebenheiten. „Die Festhalle war der Mittelpunkt von Veranstaltungen und Vereinen und – bis 1984 die Mühlbachhalle gebaut wurde – auch von Sportveranstaltungen. Es waren immer tolle Feste. Ich verspüre schon ein bisschen Wehmut“, gestand er.

Heike Blocher betonte, dass die Festhalle für den Musikverein, nicht nur Probenlokal, sondern auch Heimat war. Viele Veranstaltungen und Konzerte habe der Verein dort veranstaltet.

Bis Weihnachten ist die Halle abgebrochen

Iris Ehret erinnerte an die Anfänge des Ortenauer Rock-Symphony-Orchestra „Orso“ unter Leitung von Wolfgang Roese. So schön wie die Anfangszeit in der Kippenheimer Festhalle sei es nie mehr gewesen – und man denke noch oft daran zurück. „Unsere schönste Zeit hatten wir hier mit Partys, Proben und den vielen Kippenheimern, die wir vom Kirchenchor abgeworben haben.“

Bernd Singler beschrieb schließlich, wie der Abbruch der Halle vor sich gehe. Seit 2,5 Wochen sei die Baufirma Singler mit zwei Baggern dran. Die Baustoffe müssten nach Schadstoffklassen sortiert werden, das sei viel Arbeit. In den nächsten zwei Wochen sei man mit der Entkernung fertig, dann gehe es an die Außenhülle. Bis Weihnachten sei man mit dem Abbruch fertig.

„Wir dürfen stolz darauf sein, was vor 70 Jahren geschaffen wurde, was darin gefeiert wurde und was dort war. Man ging gern nach Kippenheim in die Festhalle“, fasste der Bürgermeister die Beiträge zusammen. Er dankte der Baufirma und seiner Verwaltung sowie dem Gemeinderat und den Vereinen, dass sie den Weg von der alten Festhalle zum neuen Bürgerhaus mitgegangen sind.

Noch lange standen die Kippenheimer nach dem offiziellen Teil zusammen, um bei Wein, Bier und Laugengebäck Erinnerungen auszutauschen. Wer wollte, konnte auch noch einmal einen Blick in die alte Festhalle werfen.