Im Ziel hatten Patrick Fleig (links) und Florian Reiner schon wieder ein Lächeln auf den Lippen. Foto: Kasenbacher

Nein, es ging beim Megatrail nicht in erster Linie um die schnellste Zeit. Und doch: Mit Patrick Fleig (32) und Florian Reiner (33) überquerten zwei Hardter als Erste die Ziellinie – unter durchaus bemerkenswerten Umständen.

Sie waren viel zu schnell für den Zeitplan: Um 3.58 Uhr liefen die beiden bereits auf dem Schramberger Rathausplatz ins Ziel ein. Die ersten Teilnehmer waren von den Veranstaltern erst etwa zwei Stunden später erwartet worden.

Der Megatrail war auf 24 Stunden ausgelegt – die beiden Hardter brauchten gerade mal die Hälfte der Zeit. Sieben Kilometer pro Stunde oder 8:30 Minuten je Kilometer standen am Ende der 84 Kilometer auf dem Tacho. Auf der Ebene und bergab wurde gejoggt, bergauf beließen es die beiden beim zügigen Wandertempo.

Ebenfalls bemerkenswert: Die Vorbereitung der beiden hatte sich in Grenzen gehalten. „Eine Woche davor bin ich mal 62 Kilometer gelaufen“, erzählt Patrick Fleig. Florian Reiner beließ es bei 47 Kilometern auf dem Wanderweg Murgleiter als Vorbereitung. Ansonsten ist es bei ihm aber durchaus mal drin, dass er mit dem Rad mehr als 200 Kilometer von Saarbrücken nach Hardt fährt oder mal eben von Hardt nach Freiburg joggt.

Mathias Haas wandert lieber

Umso mehr wurde beim Megatrail schon früh der Turbo gezündet. Patrick Fleig war mit dem ebenfalls drahtigen Mathias Haas an den Start gegangen. An der Verpflegungsstation in Aichhalden war Haas das mörderische Tempo seines Kumpanen aber dann doch eine Spur zu viel.

Patrick Fleig und Mathias Haas (rechts) starteten gemeinsam. Foto: Haas

Patrick Fleig hingegen überholte Läufer um Läufer. Schnell merkte er: „Es läuft richtig gut“.

Kurz vor Wolfach – etwa bei der Hälfte der Strecke – „fraß“ er auch die bis dahin Führenden. Diese informierten ihn darüber und wünschten viel Glück. Nur einer war in einem ähnlichen Sauseschritt unterwegs: Florian Reiner.

Er kämpfte allerdings tief in der Nacht mit einem anderen Problem: Die Batterie seiner Stirnlampe gab beim Moosenmättle den Geist auf. „Da habe ich geflucht“, erzählt er im Gespräch mit unserer Redaktion. Patrick Fleig half ihm aber aus der Patsche, da er ihm seine Ersatzlampe vermachte.

Sprudel und Cola deponiert

Die Revanche folgte wenig später: Florian Reiner hatte bei Verwandten seiner Schwägerin Sprudel und Cola deponiert, mit denen sich die beiden für die letzten Kilometer stärkten. Spätestens ab der Ruine Schilteck vereinbarten die beiden einen Nichtangriffspakt und ein gemeinsames Einlaufen ins Ziel.

„Ich hätte nie gedacht, dass ich eine Chance auf den ersten Platz hätte“, sagte Patrick Fleig hinterher. Mit etwas Schmerzen müsse man aber umgehen können. Er habe einfach schnell anfangen wollen und schauen, wie weit die Kräfte reichen. Diese hielten bei ihm genau so bis zum Schluss wie bei Florian Reiner.

„Es war schon anstrengend“, sagte er bescheiden. Mal sei es besser, mal schlechter gelaufen. Er habe jedenfalls immer in Etappen gedacht. Die Unterstützung durch seinen Bruder Stefan und dessen Frau Katja bei den Stationen in Aichhalden und Waldmössingen habe ihn besonders gefreut und motiviert.

Was ihm ebenfalls zugute kam: Er arbeitet als Assistenzarzt in einer Kinderklinik in Karlsruhe. „Da hatte ich vor dem Megatrail Nachtschicht und war damit schon im richtigen Rhythmus“, so Florian Reiner, der auch die Organisation des Megatrails sehr lobte.

Bruckbeck schon geschlossen

Nach dem Zieleinlauf in Schramberg gönnten sich beide eine kurze Erholung, bevor es Richtung Schweizer-Parkplatz zum Auto ging. „Leider hatte der Bruckbeck schon zu“, bedauerten die beiden, da sie dort noch auf einen Abschluss gehofft hatten.

Zu nachtschlafender Zeit kam das Führungsduo im Ziel an. Foto: Privat

Dabei hätte es genug Stoff zum Unterhalten gegeben: Am Fohrenbühl hatte sich Patrick Fleig kurz verlaufen, so dass er 1,5 Kilometer umsonst ging.

Auch das enorme Tempo wurde ihm mehrfach fast zum Verhängnis. Am Moosenmättle wurde er gar verdächtigt, dass er gar kein Läufer des Megatrails sei und sich nur kostenlos den Bauch vollschlagen wolle. „Die Ersten kommen um 2 Uhr nachts“, sagte ihm ein Helfer an der Verpflegungsstation mit Verweis auf die Uhr – und Fleig war 1,5 Stunden früher dran. Erst nach einigem Hin und Her und dem Vorzeigen des Megatrail-Armbandes erhielt er dann doch die gewünschte Verpflegung. Bei einer Station zuvor ließ er sich auch reichlich Wurstsalat schmecken – was also durchaus wie Doping für Dauerläufer wirkt.

Vom Glauben abgefallen

Zudem wurde er am Moosenmättle gefragt, wo er herkomme. „Vom Hardt“, lautete die Antwort. „Ah, ein Katzenrolle“, meinte der Helfer. Wenig später wurde Florian Reiner das Gleiche gefragt – mit der gleichen Antwort. Da fiel der Helfer beinahe vom Glauben ab.

Am Sonntag und Montag brannten die Beine vom Muskelkater, aber das legte sich dann schnell wieder. „Am Wochenende gibt es nur eine Wanderung mit der Familie, das wird nicht so streng“, sagt Patrick Fleig. Und Florian Reiner? „Ich bin beim Karlsruhe-Marathon angemeldet. Vielleicht mache ich aber nach dem Megatrail nur den Halbmarathon“, überlegt er noch.