Nastja und Boris (vorne links) mit Schülern der 6a. Quelle: Unbekannt

"Religionsunterricht bringt echt viel, wenn du die Menschen anderer Religionen kennenlernst – und superspannend ist es auch." So fasst Lara aus der 6a des Albertus-Magnus-Gymnasiums Rottweil die Begegnung mit Nastja und Boris, die sich beide in der Organisation "Meet a Jew" engagieren, zusammen.

Rottweil - Natürlich kennen die Schüler die jüdische Synagoge in Rottweil. Natürlich wird die jüdische Religion intensiv im Unterricht behandelt. Glaube und Leben der Juden, Anne Frank, Juden im Nationalsozialismus – dies waren unter anderem die Themen, mit denen sich die Sechstklässler intensiv auseinandergesetzt haben. Das war alles sehr spannend und lehrreich.

Umso mehr stellt sich die Frage, wie die Juden in Deutschland leben, was ihr Leben tatsächlich prägt. Doch selten finden sich im Alltag Möglichkeiten, bewusst miteinander ins Gespräch zu kommen. Deswegen gibt es "Meet a Jew". Und genau deswegen haben die beiden Religionslehrer, Simone Meyer und Holger Schmidt, die Chance wahrgenommen, ihre Schüler mit jüdischen Jugendlichen ins Gespräch zu bringen.

Der lebendige Alltag

In diesen persönlichen Begegnungen erhielten die Schüler der sechsten Klassen individuelle Einblicke in die Vielfalt des jüdischen Lebens in Deutschland. Dabei stand nicht die Geschichte im Vordergrund, sondern der lebendige Alltag von Jüdinnen und Juden heute.

Entsprechend vielfältig waren die Fragen, die die Sechstklässler an die beiden Besucher Boris und Nastja stellten. Boris, gebürtig aus Russland, beginnt nach einer Bankerlehre gerade sein Studium. Er möchte Geschichts- und Englischlehrer werden. Auch Nastja wurde in Russland geboren. Sie ist in Rottweil aufgewachsen und kennt sich in der Heimat der Schüler bestens aus. Nastja arbeitet gern mit Kindern.

Schweinefleisch und Fußball

Beide sind befreundet und beide konnten die Neugier und das Interesse der Schüler ganz und gar erfüllen. Für alles fanden sie eine persönliche Antwort. Sei es zu Fragen wie: Kann man einfach jüdisch werden? Haltet ihr euch an alle Regeln? Wie macht ihr das mit den Speisegesetzen?

Während Boris sich durchaus an die Regeln hält und auch kein Schweinefleisch isst, geht Nastja flexibler mit den Vorgaben um. Sie schätzt Schweinefleisch.

Den Schabbat schaffen sie beide nicht durchzuhalten. Schon allein wegen des geliebten Fußballs geht das für Boris gar nicht. Und elektronischen Medien können beide auch am Schabbat nicht widerstehen.

Auf die Frage, ob sie schon mal gespürt hätten, dass man sie als Jude anders behandelt, berichteten beide durchaus von Anspielungen. Massive Ablehnung hätten sie jedoch noch nicht erfahren.

Kein Thema war tabu

Sie erzählten von ihren privatem Umgang mit der Religion, ihren jüdischen Lieblingsspeisen, jüdischen Ferienlagern und ebenso, wie sie zu "Meet a Jew" gekommen sind. "Unsere Gäste beantworteten uns sogar die intimsten Fragen, es gab viel zu lachen, und kein Thema war tabu", erklärt Lara.

Die Doppelstunden vergingen für beide Seiten wie im Fluge. Die Schüler waren begeistert, wie offen die zwei waren, und wie viel Verbindendes es trotz unterschiedlicher Religionen gibt. Nastja und Boris waren ihrerseits überrascht, wie lebhaft und interessiert die Schüler sich zeigten und auch, wie viel Wissen sie bereits mitbringen.

Positives Fazit

Fest stand für alle nach diesem lebhaften und persönlichen Austausch, dass eine Begegnung mehr bewirkt als das, was viele Unterrichtsstunden und Bücher je leisten können. "Jetzt sehe ich alles, was wir in den letzten Wochen über das Judentum gelernt haben mit ganz anderen Augen", so schließt Lara ihre Recherchen ab und hofft auf weitere Einblicke, in die interessante Welt des Judentums.